Kino, Restaurant oder Indoortreffen: Es bleibt ein ständiges Abwägen.

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Die meisten Infektionen geschehen dort, wo Maßnahmen nicht greifen: im privaten Bereich. Deshalb sollte man für sich einen individuellen Risikokatalog erstellen und sein Verhalten in den verschiedenen Situationen danach ausrichten, sagen Expertinnen und Experten. "Das kann eine Regierung nicht für einen lösen", betont Molekularbiologe Ulrich Elling von der Akademie der Wissenschaften. Durch Omikron verlaufe die Pandemie im Zeitraffer, die Maßnahmen kommen oft kurzfristig. Das eigene Verhalten sei deshalb umso wichtiger und bleibe ein ständiges Abschätzen mehrerer Faktoren.

Wie oft sollte man sich testen? Und wie?

"Die Pandemie ist durch Omikron doppelt so schnell geworden, die Ansteckungsintervalle sind deutlich kürzer", erklärt Elling. Das heißt, die Inkubationszeit ist nicht mehr vier Tage wie bei Delta, sondern zwei. Das erfordert ein Umdenken beim Testen: Zum einen könne man einem Test nun wesentlich kürzer vertrauen, zum anderen habe man nach einer potenziellen Ansteckung schneller Gewissheit und müsse vor einem Treffen mit vulnerablen Personen kürzer in Selbstquarantäne. "Wir haben nicht mehr so ein langes Zeitfenster, in dem ich schon infiziert bin, es aber noch nicht weiß", so der Molekularbiologe.

Weil man bei Omikron im Schnitt schon nach zwei Tagen die nächste Person anstecken kann, ist ein PCR-Test nach 48 Stunden "eigentlich schon wieder obsolet", erklärt Dorothee von Laer, Virologin an der Med-Uni Innsbruck. "Ich rate, neben regelmäßigen PCR-Tests, auch direkt vor einem Treffen einen Antigentest zu machen." Wenn dieser negativ ist, heiße das zwar nicht, dass man nicht infiziert sei. Aber man ist mit großer Wahrscheinlichkeit nicht ansteckend.

Wie sicher sind Restaurants- und Kinobesuche oder Indoortreffen mit der Familie?

"Die Inzidenzen nehmen akut zu, wodurch die Gefahr, jemand Infizierten im Raum zu haben, massiv steigt", so Elling. Virologin von Laer rät deshalb zu 2G plus bei Treffen im kleinen Rahmen: "Wenn alle drei Mal geimpft sind und einen Antigentest gemacht haben, kann man sich durchaus mit einer Gruppe von sechs bis acht Personen treffen." Molekularbiologe Elling empfiehlt unabhängig von Personenanzahlen gewissenhaftes Abwägen: "Ein Treffen dreier Familien mit insgesamt zwölf Personen ist wahrscheinlich sicherer, als wenn sich zehn Personen treffen, die in unterschiedlichen Haushalten wohnen."

Von einem Besuch im Fitnessstudio raten beide klar ab. Für Elling sind auch Restaurant- und Kinobesuche ein "kategorisches No-Go". Von Laer hingegen meint: "Ins Restaurant ja, wenn mindestens zwei Meter Abstand zum Nachbartisch sind. Kino geht für frisch Geimpfte. Liegt die Drittimpfung schon vier Monate zurück, dann eher nicht."

Skifahren und Outdoortreffen mit Bekannten: Wie vorsichtig sollten wir sein?

Skifahren per se sei für die Infektionsgefahr nahezu irrelevant. Die Infektion passiere laut Elling in den Indoorsituationen um das Skifahren herum: "Wenn ich nicht in Gondeln oder Skihütten gehe, ist gegen den Sport nichts einzuwenden. Outdoor ist einfach so viel weniger gefährlich als Indoor." Für ihn ist da auch einmal eine kurze Umarmung möglich: "Man dreht einfach den Mund-Nasen-Bereich voneinander weg. Gefährlicher ist das Reden im Anschluss daran, hier bitte unbedingt Distanz wahren." Von Laer hingegen rät, auch beim Begrüßen lieber nette Gesten aus der Distanz zu machen, statt sich zu umarmen. Und die wichtigste Empfehlung von beiden: das ständige Abwägen individueller Risiken. (poem, 6.1.2022)