Die Zeit der großen Reden ist vorbei, das Land braucht einen konkreten Maßnahmenkatalog. Das müssen auch die Gecko-Kommission rund um Katharina Reich (links), Generaldirektorin für die öffentliche Gesundheit, und Generalleutnant Norbert Gehart erkennen.

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Das Vertrauen der Bevölkerung in das Pandemiemanagement der Bundesregierung ist entsprechend ramponiert. Zu viel an Chaos hat man da in den letzten Monaten vorgelegt, deutlich zu wenig hat man auf nachvollziehbare Transparenz gesetzt. In Erinnerung gerufen seien hier nur der in sich eng verwobene und daher nicht durchschaubare Fleckerlteppich rund um den letzten Lockdown und die lokal höchst unterschiedlichen Öffnungsschritte. Kaum wer wusste, was eigentlich jetzt wo gilt. Und niemand verstand wohl, warum etwa Bundesländer mit den schlechtesten Infektionszahlen am frühesten öffnen durften.

Langsam, lasch, wenig nachvollziehbar

Die Pandemie-Erfahrungen der letzten Jahre haben uns gelehrt, dass der Politik in Sachen Corona-Krisenmanagement nur ein kompletter Rückzug bleibt. Zu langsam, zu lasch, zu wenig nachvollziehbar sind die Entscheidungen in der Vergangenheit gefallen. Das Zaudern, Zögern und das so typisch österreichische "Schau ma mal" haben die Grundpfeiler guter Krisenkommunikation heftig ins Wanken gebracht.

Die Hoffnung war daher mit dem Antreten der Gecko-Kommission groß. Endlich ein weitgehend parteifreier Krisenstab, der einer anlassbezogenen Ad-hoc-Kommunikation eine klare Absage erteilt, vorausschauend agiert und sich die eiserne Regel der Krisenkommunikation, mit nur einer Stimme zu sprechen, auf die Fahnen geheftet hat.

Hinter verschlossenen Türen

Doch Wunsch und Wirklichkeit liegen hier noch entsprechend weit auseinander. Einerseits rollt die Omikron-Welle mit einem gewaltigen Tempo samt ungeahnter Heftigkeit auf uns zu, andererseits bleibt die Gecko im Moment noch gut getarnt im Bau versteckt. Da wird Runde um Runde hinter verschlossenen Türen getagt, ohne dabei nach außen zu kommunizieren. Bei allem Verständnis, dass es intensive Gespräche braucht: Es ist jetzt höchst an der Zeit, Maßnahmen und Perspektiven auf den Tisch zu legen. Für die Spitäler, Ärzte und Pfleger, die vielen Unternehmer, den (Ski-)Tourismus, die Schulen, die Bevölkerung allgemein.

Die Menschen halten die Wahrheit aus. Viel mehr geht da die Unsicherheit an die Substanz. Aktuell schwirren wieder neun Millionen Hobbyvirologen durchs Land, die zwar wissen, dass viral Heftiges droht, ihre Schlüsse daraus aber in Eigenregie am Wirtshaustisch ziehen müssen. Die Stressforschung belegt eindrucksvoll, dass große Belastungen dann am besten gemeistert werden, wenn letztlich drei Punkte zutreffen: Wir müssen die Problemsituation verstehen, es muss das Gefühl vorherrschen, dass mit dem eigenen Handeln etwas bewirkt werden kann – und es muss letztlich das Gefühl bleiben, dass das Problem zu schaffen ist.

Ein funktionierendes Krisenmanagement, das ob seines entschlossenen Handelns das Gefühl vermittelt, die Lage im Griff zu haben, ist dafür die Grundvoraussetzung. (Markus Rohrhofer, 6.1.2022)