Eigenheime sind nach wie vor heiß begehrt, das Angebot sinkt allerdings – was die Preise stark steigen lässt.

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Kaum steigendes Angebot, aber hohe Nachfrage – so sieht man beim Maklernetzwerk Remax den aktuellen österreichischen Wohnimmobilienmarkt. Was das bedeutet, ist klar: Die Preise werden weiter steigen.

"Der Preistrend bei Wohnimmobilien zeigt stark nach oben", formulierte es Geschäftsführer Bernhard Reikersdorfer bei einem virtuellen Pressegespräch am Mittwoch. Konkret lässt der Remax Real Estate Future Index (RREFIX), der auf Einschätzungen der rund 600 bundesweit tätigen Maklerinnen und Maklern des Netzwerks beruht, Preissteigerungen von 7,1 Prozent für den Gesamtmarkt erwarten, denn die Nachfrage dürfte um 6,7 Prozent steigen und das Angebot nur um ein Prozent.

In einzelnen Segmenten – etwa bei Baugrundstücken – und Bundesländern könnte es auch um mehr als zehn Prozent nach oben gehen, erläuterten Reikersdorfer und der Managing Director von Remax Österreich, Anton Nenning. In der Steiermark und in Kärnten seien beispielsweise die Preise derzeit noch vergleichsweise moderat, deswegen werden genau hier die höchsten Verteuerungen erwartet.

Begehrte Baugrundstücke

Wohnobjekte in Einzellagen sind zudem bundesweit stark nachgefragt. "Grün gewinnt", nannte es Nenning: Baugrundstücke und Einfamilienhäuser in Landgemeinden sowie Wochenendhäuser, "also Immobilien mit mehr Distanz zum Nachbarn", gehören – auch pandemiebedingt – zu den am meisten gesuchten Objekten. Sowohl bei den Einfamilienhäusern als auch bei den Baugrundstücken wird allerdings mit einem zurückgehenden Angebot gerechnet, was auch an der strenger werdenden Widmungspolitik der Gemeinden liegen dürfte – die aber wiederum die Nachfrage nach gewidmeten Baugrundstücken anheizt. "Ein Grund für den Nachfrageboom ist die Erwartungshaltung vieler, dass die Neuaufschließung von Baugrundstücken nicht so wie in der Vergangenheit weitergehen wird," berichtete Nenning.

Eine Trendwende bei den Preisen sei derzeit nicht abzusehen, sagte Reikersdorfer. "Es wird zwar sicher der Zeitpunkt kommen, wo die Preise abflachen oder vielleicht auch wieder einen kleinen Knick nach unten aufweisen." Unter den aktuellen Marktbedingungen sowie unter Berücksichtigung der weiter stark steigenden Baukosten werde das aber sicher nicht 2022 stattfinden, davon sei auszugehen.

Mieten steigen nur moderat

Immerhin dürften aber wenigstens die Mieten heuer nicht stark ansteigen, das erwarten die Remax-Expertinnen und -Experten. Neue, frei vereinbarte Mietabschlüsse sollten 2022 unter der Inflationsrate steigen. Reikersdorfer empfiehlt Mietinteressenten, die Mietpreise zu vergleichen, denn das Angebot sei hoch, auch in den Ballungsräumen.

Weitere Empfehlungen: Die finanziellen Möglichkeiten sollten schon vor Beginn der Immobiliensuche ausgelotet werden, denn "Geschwindigkeit zählt", so Reikersdorfer; "Kaufinteressenten, die ihre finanziellen Möglichkeiten bei der Bank vorab klären, sind im Vorteil." Bei Krediten wird wegen des weiterhin niedrigen Zinsniveaus eine Fixzinsvereinbarung über einen längeren Zeitraum empfohlen, außerdem sollten Konditionen und einmalige Gebühren verglichen werden. "Und vor dem Kauf einer gebrauchten Eigentumswohnung ist unbedingt auf den Erhaltungszustand des Gebäudes, die Höhe der monatlichen Betriebskostenvorschreibung und das Protokoll der letzten Eigentümerversammlung zu achten."

Rendite für Anleger sinkt

Dass die Preise weiterhin viel stärker steigen werden als die Mieten, mache Anlegerwohnungen unattraktiver, denn die Rendite sinke dadurch natürlich. Allerdings: "Die Rendite ist für viele Anleger derzeit nicht der entscheidende Faktor, sie wollen einfach Sicherheit", sagte Reikersdorfer. Für viele Interessenten sei eine Immobilie, "vor allem eine Eigentumswohnung oder ein Baugrundstück, ein ganz sicherer Hafen".

Eine Immobilienblase sieht der Remax-Österreich-Chef derzeit weiterhin nicht. "Viele Kreditnehmer haben ihre Kredite mit Fixzinsvereinbarungen abgesichert, und die Kreditvergabe wird restriktiver. Aber in dem einen oder anderen Segment haben die Preise wohl schon den Plafond erreicht."

Transaktionen 2021 bei 40 Milliarden Euro

Ob das auch für die Immobilientransaktionen des Jahres 2021 gelten wird, bleibt abzuwarten. Angesichts der erwarteten Preissteigerungen ist damit aber eher nicht zu rechnen.

Die vorläufigen Zahlen für 2021 lassen jedenfalls neue Rekordwerte erwarten. Endgültige Zahlen liegen noch nicht vor, weil die Eintragungen im Grundbuch immer etwas länger dauern, aber bei Remax schätzt man ein Volumen von 40 Milliarden Euro, das im Vorjahr in Wohnimmobilien investiert worden sein dürfte. 2020 waren es "nur" 35,1 Milliarden Euro gewesen. Auch die Anzahl der einzelnen Transaktionen dürfte erstmals bei mehr als 150.000 zu liegen kommen.

Remax will weiter wachsen

Seine derzeit rund 600 Maklerinnen und Makler will das Netzwerk heuer auf 650 ausbauen, man plant neue Büros, vor allem in Wien und Salzburg. Rund 11.000 Transaktionen hat man 2021 durchgeführt, berichtete Reikersdorfer, mit einem Volumen von 2,3 Milliarden Euro. Das Honorarvolumen steigerte man um 26,3 Prozent. Die Segmente Luxus und Gewerbe sollen ausgebaut werden. (Martin Putschögl, 5.1.2022)