Der Wiener RAF Camora, ein Superstar des Gangster-Rap.

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Geboren ist der Rapper RAF Camora zwar in der Schweiz, aber aufgewachsen ist er im 15. Bezirk Wiens. Das streicht er in seinen Songs immer wieder groß heraus. "Skandal im Fünfhaus! Wir sind wieder da!", heißt es in ihnen – oder: "Selbst in Berlin bleib ich der Typ aus Rudolfsheim". Diese Verbundenheit unterstrich der 37-Jährige, der mit bürgerlichem Namen Raphael Ragucci heißt, als er vergangenen Jänner in einer Instagram-Story ankündigte, 150.000 Euro "für die Förderung Wiens in Sachen Musik, Kunst und Sport zur Verfügung stellen" zu wollen. Die Rede war von einem "Fünfhaus-Fonds".

Wie die Bezirks-Grünen gegenüber der Kronen Zeitung nun erklärten, sei das versprochene Geld aber bis dato nicht im Bezirk angekommen. Das Management des Rappers verwies gegenüber Medien auf den in Rudolfsheim-Fünfhaus ansässigen Verein Zeit! Raum, der Kultur- und Integrationsprojekte betreibt, mit dem man seit dem Sommer an Projekten arbeite. "Es ist auf keinen Fall ein Marketingschmäh. Solche Anschuldigungen machen diese guten Projekte runter", zitiert die Krone.

"Nennenswerter" Betrag

Dem STANDARD erzählt der grüne Bezirksvorsteher-Stellvertreter Haroun Moalla, die Grünen seien anlässlich des Jahrestages von sich aus aktiv geworden und hätten bei Kulturinstitutionen im Bezirk nachgefragt. Auch mit RAF Camoras Management hatte man am Dienstag Kontakt. Eine viel konkretere Auskunft, als dass man im Sommer schon mit einer Jugendeinrichtung in Kontakt gewesen sei, haben die Grünen aber nicht erhalten. Deren Interesse liegt nicht zuletzt daran, dass der Betrag in Bezirkskategorien "nennenswert" sei. Konkret entsprechen 150.000 Euro dem halben Kulturbudget, das der Bezirk von der Stadt erhält.

"Natürlich ist mehr Geld immer besser", sagt Moalla, beklagt im gleichen Atemzug aber auch "Intransparenz" bei den Vergabekriterien für die existierenden Förderungen aus den öffentlichen Mitteln. So würden von den 300.000 Euro auch Parteikulturvereine profitieren, was einer "indirekten Parteienförderung" gleichkomme. Wenn von dem Geld ein Straßenfest um 80.000 Euro ausgerichtet werde, sei ein Drittel des Kulturbudgets schnell weg. Dabei sei die Not Kulturschaffender spürbar. Etwa würden freie Gruppen, die von anderen Stellen der Stadt finanziell schlecht abgesichert würden, auf Bezirksebene um Förderungen ansuchen – und man versuche natürlich, diese zu unterstützen.

RAF Camora entscheidet mit

Nicht nur für Moalla ist so eine Initiative einer Privatperson singulär, sondern auch für Zeit!Raum. Seit Sommer stehe man mit RAF Camora bzw. dessen Management in Kontakt, bestätigt der Verein. "Wir kriegen aber nicht 150.000 Euro und verteilen sie", sagt dessen Geschäftsführerin Angelika Domanov auf Anfrage. Es gehe darum, im Sinne eines Fonds gemeinsam Projekte zu entwickeln. Ein Gremium und einen Kriterienkatalog werden darüber entscheiden, wofür das Geld ausgegeben wird.

RAF Camora werde in die Entscheidungen über Projekte "definitiv" eingebunden sein. Mit der Umsetzung will man "auf jeden Fall" noch heuer starten, doch hänge das auch von der Pandemieentwicklung ab. Zuletzt sei Jugendarbeit nur unter erschwerten Bedingungen möglich gewesen, weil sich etwa nicht mehrere Personen treffen durften. (wurm, 5.1.2022)