Zum dritten Mal hat die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) Recherchestipendien für Wissenschaftsjournalismus vergeben. Die mit jeweils 4.000 Euro dotierten "Stipendien Forschung & Journalismus" gehen heuer an vier Frauen. Unter den Prämierten ist auch STANDARD-Wissenschaftsjournalistin Marlene Erhart. Neben ihr werden Anna Goldenberg, Janima Nam und Tina Goebel gefördert.

Wissenschaftsjournalistin Marlene Erhart beschäftigt sich mit dem Pflegenotstand und Sorgenketten, die nach Rumänien und darüber hinaus reichen.
Foto: ÖAW/Hinterramskogler

Erhart wird sich mit der Situation von Familien rumänischer Pflegerinnen auseinandersetzen. Die meisten Pflegekräfte, die sich um ältere Menschen in österreichischen Haushalten kümmern, stammen aus Rumänien. Während Pflegekräfte, die großteils aus Rumänien kommen, in österreichischen Haushalten ältere Menschen betreuen, müssen sich aber wiederum andere Pflegekräfte um ihre schulpflichtigen Kinder und betagten Eltern in Rumänien kümmern. Diese Aufgabe wird zumeist von Personen aus Moldawien oder den Philippinen übernommen.

Globale Sorgenketten in der Pflege

"Weltweit hat diese Situation globale Sorgeketten entstehen lassen", schreibt Marlene Erhart. Die Betroffenen haben mit mannigfaltigen Folgen zu kämpfen, denen die Journalistin eine eingehende Recherche in Rumänien widmen möchte. Das Themengebiet berührt unter anderem Bereiche der Psychologie, der Politikwissenschaft und der regionalen, nationalen und internationalen Ökonomie.

Ausschlaggebend war für sie die Recherche zum Artikel "Schwarze Schafe: Die oft üblen Arbeitsbedingungen bei der 24-Stunden-Pflege". Die Soziologin Brigitte Aulenbacher erwähnte Erhart gegenüber, dass der Pflegebedarf enorme Lücken in den Herkunftsländern der Pflegerinnen und Pfleger verursache. Dieser Satz habe sie nicht mehr losgelassen und den Impuls für das Recherchevorhaben geliefert.

Bürgerrechte, Klimakrise, Digitalisierung

Wissenschaftsjournalistin Nam wird sich 2022 dem Wirken des schwarzen Chemikers und Bürgerrechtlers Percy Julian im Wien der Zwischenkriegszeit widmen. Goebel beschäftigt sich vorrangig mit der Klimakrise und ist als "die Klima-Tina unterwegs". Goldenberg analysiert den Digitalisierungsschub und seinen Auswirkungen auf junge Menschen.

Für die Auswahl der zum dritten Mal vergebenen Stipendien zeichnete eine Jury aus Vertretern der ÖAW, des Verbandes Österreichischer Zeitungen (VÖZ), des Presseclubs Concordia sowie von den Wissenschaftsredaktionen der APA – Austria Presse Agentur und vom ORF-Radio Ö1 verantwortlich. (red, APA, 5.1.2022)