Katharina Reich wird die Regierung und die Bundesländer am Donnerstag im Namen der Gecko beraten.

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Wien – Am Donnerstag berät die Bundesregierung mit den Ländern und Experten zur aktuellen Corona-Situation. Die ansteckendere Variante Omikron breitet sich nun auch hierzulande rasant aus. Die "gesamtstaatliche Covid-Krisenkoordination" (Gecko) legt den Fokus auf den Schutz kritischer Infrastruktur und will beim Gipfel Vorschläge vorlegen, damit diese lebenswichtigen Bereiche weiterhin am Laufen gehalten werden. Es geht vor allem um Quarantäneregeln.

Die Bundesregierung will am Donnerstag ab 11 Uhr mit den Landeshauptleuten und der Gecko-Spitze – der Generaldirektorin für öffentliche Gesundheit, Katharina Reich, und Generalmajor Rudolf Striedinger – angesichts der rasant wachsenden Omikron-Welle über weitere Maßnahmen entscheiden. Die Regierungsspitze sowie Reich und Striedinger werden im Kanzleramt vor Ort sein, die Landeshauptleute und weitere Experten per Video zugeschaltet. Die Sitzung ist bis 13 Uhr geplant, danach wird es eine Pressekonferenz geben.

Mehr, aber mildere Infektionen

In ihrer Sitzung vom Dienstag hat die Gecko die von der Bundesregierung gestellten Arbeitsaufträge über den Jahreswechsel abgearbeitet und über die aktuelle Situation beraten, hieß es in einer schriftlichen Stellungnahme. Die Infektionsentwicklung sei in den vergangenen Tagen stabil gewesen und steige nun wie prognostiziert deutlich an. Die Omikron-Variante ist inzwischen die dominante Mutation, die Infektionszahlen würden auch in den kommenden Tagen deutlich ansteigen. Das Corona-Prognosekonsortium geht in der kommenden Woche von rund 15.000 Infektionen pro Tag aus.

"Fest steht, dass Omikron ein deutlich höheres Infektionsrisiko mit sich bringt, die Verläufe bei Geimpften aber deutlich milder sind", bekräftigte man seitens der Gecko. Es sei deutlich sichtbar, dass die Auslastung der Intensivbetten bei weitem nicht im gleichen Ausmaß wie die Infektionszahlen ansteige. Die Notwendigkeit für eine Betreuung im Krankenhaus oder gar auf der Intensivstation sei bei Omikron deutlich niedriger – für dreifach Geimpfte liege die Schutzwirkung gegen eine Hospitalisierung beinahe bei 90 Prozent.

Schutz der Grundversorgung

Vor diesem Hintergrund sei "der Schutz der kritischen Infrastruktur von essenzieller Bedeutung", hieß es in der Gecko-Aussendung. "Es muss vermieden werden, dass lebenswichtigen Bereichen wie etwa der Gesundheits-, der Lebensmittel- oder auch der Energieversorgung Personal durch hohe Infektions- und K1-Zahlen entzogen wird." Am morgigen Donnerstag werde man der Bundesregierung und den Ländern denn auch Vorschläge zur Aufrechterhaltung der kritischen Infrastruktur vorlegen.

Zuletzt hat sich bereits abgezeichnet, dass es unter anderem um eine Änderung der Quarantäneregeln gehen wird, nicht aber um Maßnahmen wie einen neuerlichen harten Lockdown. Sowohl aus den Ländern als auch aus der Wirtschaftskammer mehrten sich die Rufe nach einer Lockerung der Quarantäneregeln für Kontaktpersonen, damit nicht das ganze Land stillsteht.

Quarantäneregeln vor Änderung?

Die neun Landesärztekammer-Präsidenten forderten in einer Aussendung ebenfalls eine schnelle Anpassung der Quarantäneregeln. Dreifach geimpfte Menschen müssten als K2-Kontaktpersonen gelten, zudem sollte eine verhängte Quarantäne bei Symptomlosigkeit nach fünf Tagen enden, hieß es. Viele Daten, die bei der Omikron-Variante einen guten Impfschutz für dreifach Geimpfte sowie ein allgemein leicht geringeres Risiko eines schweren Verlaufs zeigen, würden diese Anpassungen vertretbar machen.

Es sei klar, dass eine Lockerung der Quarantäneregeln eine gewisse Gratwanderung bedeute, meinten die Ärztevertreter. Aber es gebe keine andere realistische Route: "Sonst stehen wir bald vor einem weiteren Lockdown – diesmal aber nicht, weil er medizinisch und epidemiologisch alternativlos ist, sondern weil zu viele Menschen gleichzeitig in Quarantäne bleiben müssen und damit das öffentliche Leben zusammenbricht." Abstand halten, Händehygiene und vor allem das Tragen von FFP2-Masken in Innenräumen seien bei der infektiöseren Omikron-Variante "von höchster Wichtigkeit", mahnten die Ärztevertreter außerdem.

Kritik von den Neos

Der Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) meinte bei einer Pressekonferenz, Aspekte wie Quarantäne, eine Quarantäneverkürzung und Freitestmöglichkeiten würden geprüft und mit Experten diskutiert werden. Menschenleben zu schützen sei als wichtigstes Grundprinzip zu betrachten. Der Option einer raschen Durchseuchung der Bevölkerung erteilte Kaiser denn auch eine Absage: Er könne sich nicht vorstellen, "dass es irgendjemanden gibt, der sagt, man kann das ohne Maske, mit den oftmals verpönten Corona-Partys oder sonst irgendwie machen, nur damit wir schnell durchseucht sind. Das würde all das konterkarieren, was über 22 Monate bisher passiert ist."

Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) dürfte wohl am Donnerstag beim Gipfel auch für die von ihm angekündigten Maßnahmen wie eine Ausweitung der Testpflicht in Betrieben der kritischen Infrastruktur werben.

Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger hatte sich unterdessen irritiert über "die offensichtliche Planlosigkeit" der Bundesregierung im Umgang mit Omikron gezeigt und einen runden Tisch gefordert, bei dem auch die Opposition dabei ist. "Es entsteht zunehmend der Eindruck, dass im Hinterzimmer gemauschelt wird, während die neue Welle ungebremst auf Österreich zukommt." Sie forderte auch eine offene Diskussion über die Auswirkungen von Omikron auf die Impfpflicht. (APA, 5.1.2022)