Österreichs Skigebiete sind erneut von hohen Corona-Zahlen betroffen.

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Österreichs Skigebiete sind im Moment besonders von der Omikron-Welle betroffen. Sowohl in Salzburg als auch in Tirol gibt es steigende Neuinfektionen. Die Hotspots: Flachau und Kitzbühel.

Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) hat sich vor der Besprechung am Donnerstag mit der gesamtstaatlichen Covid-Krisenkoordination (Gecko) gegen einen neuerlichen Lockdown ausgesprochen. Spekulationen oder Forderungen in diese Richtung seien "kontraproduktiv", spielte er in der "Tiroler Tageszeitung" auf den Kitzbüheler Tourismusvereinobmann Christian Harisch an, der einen solchen ins Spiel gebracht hatte.

"Die neue Mutation ist eindeutig ansteckender. Die Expertinnen und Experten sagen uns aber, dass die Verläufe – Gott sei Dank – milder sein werden", hielt Platter fest. Es gelte, die bestehenden Regeln einzuhalten und besser zu kontrollieren. Mit Lockdown-Spekulationen würde man nur die Bevölkerung verunsichern. Stattdessen gelte es, die Quarantäne-Regeln anzupassen und den dritten Stich zu forcieren, sagte der Tiroler Landeschef.

Harisch meinte, man solle den Tourismus nun für eine Woche zusperren um die Zeit für Booster-Impfungen zu nützen. Wenn nichts getan werde, sah er das System zusammenbrechen, nachdem sehr viele Menschen in Quarantäne sein werden. Einige Betriebe hätten bereits schließen müssen.

In Tirol sind am Donnerstag 1.200 Neuinfektionen in den vergangenen 24 Stunden gemeldet worden. Die Situation in den Intensivstationen stellte sich als weitgehend stabil dar, 39 Menschen mussten dort behandelt werden (plus zwei). 117 Corona-Patienten wurden insgesamt im Spital versorgt (minus fünf). Drei Menschen verstarben mit oder an Covid-19, teilte das Land mit.

Mit Stand Donnerstagfrüh wurden elf Omikron-Fälle im Spital behandelt, am Vortag waren es fünf. Es wurden 224 neue Omikron-Testergebnisse inklusive Nachmeldungen verzeichnet. 1.015 Personen gelten als aktiv mit der Variante infiziert.

Die Sieben-Tage-Inzidenz lag laut AGES in Tirol bei 722,1 und damit deutlich über dem Österreich-Wert von 375,3. Den höchsten Wert wies der Bezirk Kitzbühel mit 1.863,9 auf, gefolgt vom Bezirk Landeck mit 1.238.

Salzburg: Infektiologe warnt

In Salzburg ist die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen schon von Dienstag auf Mittwoch stark angestiegen.

Der Salzburger Infektiologe Richard Greil hat sich am Donnerstag alarmiert gezeigt. Er fordert im ORF harte Sofort-Maßnahmen. "In Wirklichkeit geht es nur darum, dass man die schwerste Überlastung des Gesundheitssystems entsprechend vermeidet", so der Mediziner, der die nächsten drei, vier Monate für entscheidend hält. Nur auf Verkürzung der Quarantänezeiten zu setzen sei eindeutig zu wenig. Greil warnt vor einer unkontrollierbaren Risikosituation, wenn jetzt keine restriktiven Maßnahmen gesetzt würden.

In Flachau lag die Sieben-Tage-Inzidenz bei 7.627 – ein Wert, bei dem noch Ende Oktober andere Salzburger Gemeinden längst unter Ausreisebeschränkungen gestellt worden waren.

Der Bürgermeister von Flachau, Thomas Oberreiter, versucht aber zu kalmieren. Zum einen müsse man die Zahlen in Relation setzen. "Wir haben gut 3.000 Einwohner, derzeit halten sich mit Gästen und Bediensteten aber 15.000 bis 16.000 Menschen im Ort auf. Wir sind im Moment eine Kleinstadt", sagte er zur APA. Zum anderen brauche von den 230 aktiven Fällen momentan kein einziger medizinische Behandlung. "Die Hälfte der Betroffenen, in der Regel junge Leute, ist auch ohne Symptome."

Nachtslalom Flachau abgesagt

Der Weltcup-Nachtslalom, der am 11. Jänner in Flachau hätte stattfinden sollen, wird abgesagt. Diese Entscheidung sei in enger Abstimmung mit Landeshauptmann Wilfried Haslauer getroffen worden. Der ÖSV sucht nach einem Ersatzort für den Slalom.

Auch in anderen Tourismusorten dürften die Infektionszahlen wohl ähnlich hoch liegen, ist Oberreiter überzeugt. In Flachau werde aber verstärkt getestet. "Wir haben ein eigenes Testcenter, wo sich auch viele Leute, die genesen oder geimpft sind, regelmäßig testen lassen – etwa alle Skilehrer", so Oberreiter. Bei rund 60 Prozent der Infizierten handle es sich um Tourismusmitarbeiter oder Skilehrer, bei rund 40 Prozent um Menschen aus dem Ort.

Kein Gruppenunterricht mehr

Problematisch sei die hohe Zahl an Infizierten für die Betriebe in Flachau. Mehrere Gasthäuser mussten schließen, weil Mitarbeiter fehlen. "Auch die Skischulen fahren im Notbetrieb, es gibt keinen Gruppenunterricht mehr", berichtete der Ortschef. "Es wäre darum wichtig, die Quarantänezeit zu verkürzen oder – wenn keine Symptome auftreten – ganz zu streichen."

Coronavirus und Omikron-Variante schweben auch über dem Nachtslalom am 11. Jänner: "Wir diskutieren, ob wir das Rennen absagen sollen", so Oberreiter, der auch Präsident der Organisationskomitees ist. Er denke aber, dass der Weltcup ohne Zuseher gefahrlos möglich sei, auch weil sich der Tross in abgeschirmten Bereichen bewege. "Es haben sich zuletzt vereinzelt Läuferinnen infiziert, ein strenges Covid-Konzept dürfte eine Durchführung aber möglich machen."

Viele Gäste dürften ungetestet sein

Wie viele Touristen oder Tourismus-Mitarbeiter derzeit im Bundesland Salzburg infiziert sind, ist unklar. Viele Gäste dürften sich dem Vernehmen nach auf die Gefahr von Quarantäne hin während ihres Aufenthalts gar nicht testen lassen. Werden Urlauber dennoch positiv getestet, werden sie in ihren Zimmern abgeschottet – oder sie reisen ohne Zwischenstopp mit dem Auto nach Hause. "Es gibt aber eine Reihe von Fällen, wo das nicht so leicht möglich ist", erklärte Gesundheitsreferent LHStv. Christian Stöckl (ÖVP) am Mittwoch im APA-Gespräch.

Bei einem positiven Test werden Flugreisende etwa nicht im Flieger mitgenommen. Auch das Zimmer im Hotel werde in der Regel wieder vergeben, in manchen Unterkünften ermögliche es die Bauweise zudem nur schwer, Menschen gut abzusondern. "Wir müssen hier darum Vorsorge treffen", sagte Stöckl. "Leider haben wir keine Erfahrungswerte, wie hoch der Bedarf sein wird. Im Vorjahr haben wir zwar zwei Hotels als Quarantänequartier vorbereitet, es hat dann aber keine Saison gegeben."

Von der Idee, das Kur-Zentrum in Goldegg zur Herberge für positiv getestete Touristen umzufunktionieren, habe man nach Protesten der Landestelle der ÖGK wieder Abstand genommen, sagte Stöckl. Diese brauche das Haus etwa für Rehabilitation nach Operationen. "Wir wollen aber noch diese Woche 70 bis 80 Einheiten finalisieren, wo wir im Jänner und Februar infizierte Urlauber unterbringen können." So sollen mehrere kleinere und leer stehende Hotels umfunktioniert werden – zumal das derzeit einzige Quarantäne-Quartier des Landes in Tamsweg (Lungau) nur mehr bis Ende Jänner zur Verfügung stehe. Dort sind laut dem Betreiber, dem Roten Kreuz Salzburg, derzeit 16 von 76 Betten belegt, allerdings nicht ausschließlich von Touristen.

Die Gesundheitsbehörden im Land haben am Mittwoch 1.587 neue Fälle gemeldet, im Bundesländervergleich hat Salzburg damit wieder die höchsten Sieben-Tage-Inzidenz in Österreich. Spitzenreiter bei den Bezirken ist mit 1.677 der Pongau, gefolgt vom Lungau mit 1.173. In 30 der 119 Salzburger Gemeinden liegt die Inzidenz bei über 1.000. Die Lage in den Spitälern sei aber noch stabil, teilte das Land mit. Insgesamt waren Mittwochfrüh 60 Covid-Patienten im Krankenhaus, 17 davon auf der Intensivstation. Allerdings wirken sich laut Experten viele Neuinfektionen erst zeitversetzt auf die Spitalsbelegung aus. (APA, red, 6.1.2022)