Manuel Feller ist auch am Chuenisbärgli die große ÖSV-Hoffnung.

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Adelboden – Nach dem ausgefallenen Ski-Weltcup-Slalom von Zagreb ist ein Großteil der Techniker per Charter direkt weiter in die Schweiz gereist. In Adelboden findet am Samstag (10.30 und 13.30 Uhr/live ORF 1) der Riesentorlauf-Klassiker schlechthin für die Männer auf dem Chuenisbärgli statt. Es ist das letzte Rennen in dieser Disziplin vor den Olympischen Spielen in Peking. Als einziger Österreicher hat sich bisher Manuel Feller einen RTL-Fixstartplatz beim Großereignis verdient.

Der Tiroler, der vor einem Jahr schon damit geliebäugelt hatte, den Riesentorlauf ganz bleiben zu lassen, ist in diesem Winter der konstanteste ÖSV-Vertreter in dem oft als Kerndisziplin titulierten Bewerb. In Val d'Isere und Alta Badia stand Feller zweimal nacheinander als Dritter auf dem Stockerl. Ein Podestplatz war zum Saisonauftakt in Sölden auch schon Roland Leitinger geglückt, der sogar Zweiter war. Nur einmal bei vier Rennen, beim zweiten Rennen in Alta Badia, schaffte es kein Österreicher in die Top drei. Feller war als Fünfter erneut ÖSV-Bester.

"Man hat schon im Herbst gesehen, dass Feller gut Ski fährt. Überraschend war für mich ein bisschen Leitinger in Sölden. Mit dem zweiten Platz hätte ich bei Gott nicht gerechnet. Ab und zu läuft es ein bisschen für uns", merkte Männer-Rennsportleiter Andreas Puelacher zufrieden an. "Dass wir mit drei Podestplätzen im Riesentorlauf dastehen, obwohl uns mit Leitinger (Kreuzbandriss/Anm.) derjenige fehlt, der damit angefangen hat, macht mich schon sehr glücklich mit den Burschen."

Auf der Suche nach Selbstvertrauen

Um die Bestätigung von punktuell guten Leistungen geht es für Patrick Feurstein (Vierter Alta Badia I) und Stefan Brennsteiner (Siebenter Alta Badia II). Letztgenannter war in Sölden gestürzt, hat zudem die Plätze 15 und 10 erreicht. "'Brandy' hat ein bisschen unglücklich begonnen, ihm hat es ein bisschen das Selbstvertrauen genommen mit dem Sturz. Aber wir wissen, dass auch er schnell ist", sagte Puelacher. Die allgemeine Tendenz im Riesentorlauf sei auch für ihn ein wenig überraschend. "Wir kommen langsam, Schritt für Schritt hin."

Feurstein, der in der Vorsaison wegen einer schmerzhaften Nervenentzündung keine Rennen bestreiten konnte, habe skifahrerisch enormes Potenzial, deutete Puelacher an. "Der war schon mit 16 Jahren hervorragend. Nachher hat er leider diese Krankheit bekommen, wo wir ihn rausnehmen und langsam wieder hinführen haben müssen. Jetzt ist er gesund, gute Voraussetzungen hat er einfach, dazu kommt ein gutes Training."

Schritt für Schritt voran geht es für Marco Schwarz nach seiner Sprunggelenksverletzung. Im Riesentorlauf kam der Kärntner nicht über die Ränge 13 (Sölden), 18 und 19 (jeweils Alta Badia) hinaus. Als WM-Bronze-Gewinner von Cortina 2021 sowie als Kombinations-Weltmeister hat Schwarz aber nichtsdestotrotz gute Karten im Olympia-Aufstellungspoker. Wobei Puelacher betont, dass er sich darüber noch keine Gedanken mache. Das beste RTL-Resultat von Raphael Haaser war ein 16. Platz in Alta Badia. Nachdem er positiv auf das Coronavirus getestet wurde, kann der Tiroler in Adelboden nichts mehr nachlegen.

Dominator Odermatt

Bisheriger Dominator im Riesentorlauf war ganz klar der Schweizer Marco Odermatt, der bis auf Alta Badia I, das an Henrik Kristoffersen ging, alle Konkurrenzen gewann. Der 24-Jährige sorgt seit Wochen für Vorfreude auf ein zünftiges Ski-Fest im Berner Oberland, zumal Zuschauer – anders als vor einem Jahr – erlaubt sind. Dabei wurden in der Schweiz aufgrund der Omikron-Ausbreitung zuletzt über 30.000 Coronavirus-Neuinfektionen pro Tag registriert. Die 3G-Regel und andere Schutzmaßnahmen machen es möglich.

Viel mehr Sorgen bereitet den Veranstaltern der Blick gen Himmel. Setzte um den Jahreswechsel noch das ungewöhnlich warme Wetter der Piste zu, ist jetzt für das Wochenende haufenweise Schnee angesagt. Doch glücklicherweise rasselten rechtzeitig die Temperaturen in den Keller und sollten während der zwei Renntage kaum über die Null-Grad-Grenze kriechen.

Nächste Slalom-Chance für Feller

Beim Slalom am Sonntag (10.30 und 13.30 Uhr/live ORF 1) steht auch Feller unter Zugzwang. Bisher hat der 29-Jährige in Val d'Isere und Madonna di Campiglio Ausfälle produziert. Auch im Torlauf passe aber bei ihm der Grundspeed, sind seine Trainer überzeugt. Das habe der abgebrochene erste Zagreb-Durchgang gezeigt. "Man hat gesehen, er war schnell, mit Nummer sechs solche Zwischenzeiten. Das ist top", sagte Technikcoach Martin Kroisleitner. "In Adelboden hat er die nächste Chance, dass er seinen Speed zeigen kann." (APA, 7.1.2022)