Das Musiktheater Linz gehört mit 1.200 Sitzplätzen zu den größten Bühnen des Landes. Noch läuft der Spielbetrieb nach Plan.

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Wien – Auf Papier gedruckte Leporellos sind in Tagen wie diesen nichts wert. Den Theaterbühnen blüht nach dem Auf- und Zusperren eine weitere Herausforderung: die Spielplanänderung. Aufgrund der für Jänner vorausgesagten hohen Zahl an Krankenständen wird es in den Ensembles immer enger. Erkrankte und Kontaktpersonen müssen in Quarantäne. Und weil man den Lumpazivagabundus oder die Maria Stuart nicht über Nacht umbesetzen kann, muss eben das Programm geändert werden.

Jede Vorstellungsverschiebung sorgt für Bahöl, im durch Omikron beschleunigten Zustand umso mehr. "Das oberste Prinzip lautet: Der Lappen muss hochgehen!", so Regina Maier, Künstlerische Betriebsdirektorin am Burgtheater. Das Haus musste aktuell in seinen vier Spielstätten bereits einige Verschiebungen vornehmen. Maier führt ein eingeschworenes Team an, das Vorstellungsänderungen auch innerhalb eines Tages bewerkstelligt. Wie lange aber kann der Betrieb aufrechterhalten werden? Was alles hängt an einer Planänderung?

Die Abläufe differieren je nach Beschaffenheit der Häuser. Sind es Theater mit oder ohne fixes Ensemble, mit Repertoirebetrieb, mit oder ohne Abosysteme, und sind es Dreispartenhäuser mit Tanz und Musik und Chören?

Ist das Bühnenbild im Haus?

Am Burgtheater – großes Ensemble und Repertoirebetrieb – setzt im Krankheitsfall, sofern keine Umbesetzung möglich (etwa bei einer Hauptrolle) und also eine Vorstellungsänderung zwingend ist, eine Kette von Planänderungen ein: Handelt es sich um eine Abonnementvorstellung, so hat es Priorität, ein Stück innerhalb der Abonnementserie zu wählen. Dabei gilt es, auch die jeweilige, der Inszenierung angeglichene Saalbestuhlung bzw. die bereits verkauften Sitzplätze zu bedenken. Weiters wichtig: Gibt es viele Komparsen kurzfristig zu verpflichten, bedarf es auswärtiger Gäste, die schnellstmöglich eingeflogen werden müssen? Ist das Bühnenbild im Haus oder muss es hertransportiert werden? Müssen Dienstpläne produktionsbezogen geändert werden (Souffleure, Inspizientinnen) etc.?

Auch an einem großen Dreispartenhaus wie dem Landestheater Linz, das für 16.000 Abonnentinnen und Abonnenten 54 verschiedene Abokategorien anbietet, läuft es ähnlich. "Das ist das große Sudokuspiel", sagt Intendant Hermann Schneider in Bezug auf Verschiebungen innerhalb des Abos. Derzeit halten sich Vorstellungsänderungen noch in Grenzen, aber "es wird uns auch treffen", so Schneider im STANDARD-Gespräch. Die Durchimpfungsrate am Haus liege zwar bei knapp 85 Prozent, doch auch er erwartet für die nächsten Wochen Verschiebungen und Absagen.

Krankenpersonal

"Knifflig wird es mit dem Chor", sagt Schneider, denn dieser sei in vielen Produktionen, Musical wie Oper, beteiligt. Man probt derzeit Titanic für das Musiktheater – Ansteckungen wären hier "der Super-GAU", so Schneider. Übrigens hat das Landestheater inzwischen eine Krankenpflegerin im Festvertrag. "So etwas hätte ich mir nie träumen lassen!"

Wendiger sind in diesen Belangen kleinere Bühnen wie etwa das Klagenfurter Ensemble, das laut Pressesprecher für diese Spielzeit grundsätzlich auf eine "risikofreiere Variante mit mehr Wiederaufnahmen und Gastspielen" gesetzt hat. Angesichts der Zögerlichkeit des Publikums, die auch den kurzfristigen Maßnahmenverlautbarungen geschuldet ist, sei Fahren auf Sicht gefragt, um die Ausfälle überschaubar zu halten. Für 20. Jänner ist der Werner-Kofler-Abend Zell-Arzberg. Ein Exzess anberaumt – ein Gastspiel.

Um den Spielbetrieb gewähren zu können, wäre es für große Repertoirebühnen wie das Burgtheater wünschenswert, die Sperrstunde aufzuheben (nicht alle geänderten Vorstellungen können vor 22 Uhr enden). Auch eine Verkürzung der Quarantänedauer wäre hilfreich. (Margarete Affenzeller, 8.1.2022)