Huber feierte im 107. Versuch seinen ersten Sieg im Weltcup.

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Daniel Huber ist nicht Wolfgang Loitzl. Schließlich brauchte der Salzburger nur 107 Einzelspringen im Weltcup, um zum Sieg zu finden. Loitzl feierte sein Siegdebüt mit knapp 29 Jahren erst im 223. Springen, macht sich aber dennoch gut als Vorbild. Nachdem ihm beim Neujahrsspringen 2009 in Garmisch-Partenkirchen der Knopf aufgegangen war, sicherte sich der Steirer nicht nur den Sieg bei der Vierschanzentournee, sondern auch eine Goldmedaille beim folgenden Großereignis – er kürte sich in Liberec zum Weltmeister auf der Normalschanze.

Wolke sechs

Den Tourneesieg kann Huber, der Österreichs Skisprung am Dreikönigstag in Bischofshofen den ersten Tageserfolg beim Traditionsevent seit fünf Jahren bescherte, erst wieder Ende Dezember anstreben. Weit davor steigt, so es die Pandemie zulässt, Olympia – mit Huber als Medaillenanwärter. Er schwebt allerdings nicht auf Wolke sieben nach China, dazu ist der seit 2. Jänner 29-Jährige aus Seekirchen am Wallersee zu reflektiert. Er habe sein Tun "schon oft infrage gestellt", sagte Huber in der Stunde seines Triumphs. Zwei Schritte vor und einer zurück sei in den vergangenen fünf Jahren seine Gangart gewesen. "Jetzt ist der letzte Schritt passiert, den es gebraucht hat." Ohne die Hilfe seines um ein Jahr jüngeren Bruders Stefan wäre das schwieriger gewesen. Daniel misst dem regen Austausch mit Stefan, der im Weltcup noch nicht Fuß fassen konnte, große Bedeutung bei.

Schon am Wochenende kann Huber auf der Paul-Außerleitner-Schanze seinen Sieg bestätigen. Der Zirkus blieb für einen Einzel- und einen Teambwerb (Samstag, Sonntag, jeweils 16 Uhr, ORF 1) in Bischofshofen. Huber: "Es würde mich freuen, wenn es so weiterläuft, aber unsere Sportart ist eine verflixte. Es ist nichts garantiert.

Kraft auf der Suche

Ein Lied davon kann Stefan Kraft singen, der ungeachtet seines Absturzes bei der Tournee – nach dem Scheitern in der Qualifikation von Garmisch-Partenkirchen folgten in Bischofshofen die Plätze 23 und 24 – erst ab nächster Woche eine Trainingspause einlegt, wenn der Weltcup in Zakopane, Polen, gastiert. Titisee-Neustadt und Willingen sind die letzten vorolympischen Stationen. Gut möglich, dass der Großschanzenweltmeister erst wieder bei der Generalprobe auf der Mühlenkopfschanze im Sauerland um Weltcuppunkte springt. "Ich habe null Flugsystem", sagte Kraft am Dreikönigstag. "Ich hänge die ganze Zeit oben wie ein Moorhuhn, das nicht getroffen wird."

Dank seines Weltcupsiegs in Klingenthal ist der 28-jährige Pongauer wie Huber und Jan Hörl, der ein Springen in Wisla gewann und bei der Tournee als bester Österreicher Rang neun belegte, Fixstarter bei den olympischen Springen im Snow Ruyi National Ski Jumping Centre von Zhangjiakou, 100 Kilometer nordwestlich von Peking. Realistische Chancen auf die restlichen beiden Plätze im Team haben Manuel Fettner, Philipp Aschenwald, Thomas Hayböck, dem in Bischofshofen ein beeindruckendes Comeback gelang sowie Daniel Tschofenig, aber eher nicht Ulrich Wohlgenannt, obwohl der Vorarlberger auf dem großen Olympiabakken nach einem Sieg im Continentalcup Anfang Dezember des Vorjahres mit 140 Metern noch den Schanzenrekord hält.

Preisgeldrekord

Den Preisgeldrekord für einen Tourneesieg hält dank der Verfünffachung der Prämie für den Besten seit dem Dreikönigstag Ryoyu Kobayashi. Der Japaner kassierte für seinen zweiten Gesamterfolg nach 2018/19 sowie je drei Tages- und vier Qualifikationssiegen insgesamt mehr als 142.000 Euro. Huber kam als bestverdienender Österreicher immer noch auf mehr als 16.000 Euro. (Sigi Lützow, 7.1.2022)