Im Bundeskanzleramt wäre ein Tarnanzug in den Farben der im Hintergrund aufgestellten Fahnen von Österreich und der Europäischen Union effektiver; um auf Nummer sicher zu gehen, könnte das Bundesheer auch noch den güldernen Stuck im Kongresssaal des Kanzleramts zu imitieren versuchen.

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Haben Sie Rudolf Striedinger gesehen? Wenn ja, hat das Outfit des Chief Operating Officer der gesamtstaatlichen Covid-Krisenkoordination (Gecko) sein Ziel schon verfehlt: Der Generalmajor trägt bei seinen Auftritten im Kanzleramt nämlich stets den neuen Tarnanzug des Bundesheeres. Natürlich müsste Striedinger die Gecko-Pressekonferenzen nicht in der Camouflage-Montur abhalten; ein Generalleutnant, der ihn dort einmal vertreten hat, legte für den gleichen Anlass die Gesellschaftsuniform an, die wenig von einem olivgrünen Herrenanzug unterscheidet.

Womöglich geht es Striedinger auch gar nicht um die bestmögliche Tarnung. Dafür spricht, dass die Vegetation, an die die Camouflage angelehnt ist, im Bundeskanzleramt eher dünn gesät ist. Da wäre ein Tarnanzug in den Farben der im Hintergrund aufgestellten Fahnen von Österreich und der Europäischen Union effektiver; um auf Nummer sicher zu gehen, könnte das Bundesheer auch noch den güldernen Stuck im Kongresssaal des Kanzleramts zu imitieren versuchen. Bei der Übertragung im Fernsehen könnte man sich allerdings die Greenscreen-Technologie zunutze machen und Striedingers grünes Gewand am Bildschirm als komplett durchsichtig erscheinen lassen.

"Weil hier ist nicht Gewaltfreiheit angesagt"

Tatsächlich scheint Striedingers Gewand viele Menschen zu irritieren. Und nicht nur die Klamotten: Auch die Wortwahl des Generalleutnants fällt auf. Die Impfung sei die "Hauptwaffe" im Kampf gegen das Virus, sagte Striedinger am Donnerstag. "Weil hier ist nicht Gewaltfreiheit angesagt. Das Virus fragt uns auch nicht, ob es kommen darf oder nicht – das ist Gewalt gegen unsere Gesundheit." Man kann den Krisenkoordinator aus dem Bundesheer holen, aber man kriegt den Bundesheerler nie aus dem Krisenkoordinator heraus.

Das könnte auch Hintergrund der Geheimnistuerei Striedingers sein. Nach den Ergebnissen der nicht öffentlichen Gecko-Beratungen am Dienstag gefragt, antwortete er sinngemäß: Gecko arbeite der Bundesregierung zu – und was dabei herauskommt, geht die Öffentlichkeit nichts an. Entscheiden tue ja dann eh die Regierung, also wozu soll die Bevölkerung wissen, auf welcher Basis? Offenbar ist auch das Bewusstsein für Transparenz beim Generalleutnant gut getarnt. (Sebastian Fellner, 8.1.2021)