Nur in drei Bundesländern wird ab sofort zweimal pro Woche gegurgelt. Im Rest des Landes dauert das noch etwas.

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Für mehr als 1,1 Millionen Kinder und Jugendliche startet am Montag wieder die Schule – mit einer durch die Virusvariante Omikron recht angespannten Ausgangssituation: Am Sonntag wurden von den Ministerien 10.291 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden gemeldet, die Sieben-Tage-Inzidenz pro 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner liegt österreichweit bei 604. Besonders betroffen von den Ansteckungen sind aktuell junge Erwachsene – die 15- bis 24-Jährigen sind mit 1.233 (Stand 7. Jänner) jene Altersgruppe, die mit Abstand die höchste Sieben-Tage-Inzidenz aufweist.

Wegen der stark ansteckenden Virusmutation startet die Schule zwar mit Präsenzlehre, aber mit einer erneuten Sicherheitsphase. Sie wurde bereits vor ihrem Beginn bis 28. Februar verlängert. Wie schon vor den Weihnachtsferien soll es Erziehungsberechtigten möglich sein, Kinder ohne ärztliches Attest zu Hause zu behalten. Eine Entschuldigung der Eltern reicht. Wer nicht in die Schule geht, muss sich über den Stoff bei den Lehrpersonen selbst informieren.

Maskenpflicht nur Indoor

Vor Ort gilt im gesamten Schulgebäude und in allen Schulstufen Maskenpflicht – auch in den Klassen- und Gruppenräumen. In Volksschule und Unterstufe muss ein Mund-Nasen-Schutz, in der Sekundarstufe II FFP2-Maske getragen werden. Von der mit Dienstag in Kraft tretenden Outdoor-Maskenpflicht sind die Schulen hingegen ausgenommen. Begründet wird das vom Bildungsministerium mit der hohen Testintensität, die während der Sicherheitsphase besteht: Mindestens dreimal pro Woche werden alle Schülerinnen und Schüler gescreent. In Wien, Nieder- und Oberösterreich sind zwei der Tests ab sofort PCR-Tests. In den übrigen Bundesländern soll ab 17. Jänner von einem auf zwei PCR-Tests umgestellt werden.

Dass es in den meisten Ländern zu Verzögerungen im PCR-Ausbau kommt, kritisierte am Wochenende auch der Simulationsforscher Niki Popper in der Kleinen Zeitung: Man habe bereits vor einem Jahr eine Studie veröffentlicht, wonach sich ein gut ausgebautes PCR-Test-Angebot "sehr positiv auf die Ausbreitungsdynamik auswirken würde". Besonders in Schulen. Es seien "Versäumnisse der Politik", dass die Infrastruktur erst aufgebaut werden müsse. In einem vergangene Woche veröffentlichten Papier der Covid-19-Future-Operations-Plattform zum Infektionsschutz an den Schulen, an dem Popper beteiligt war, wird die dreimalige PCR-Testung pro Woche gefordert: Antigentests aus dem vorderen Nasenbereich hätten bei früheren Virusvarianten nur etwa 20 Prozent der asymptomatischen Schülerinnen und Schüler erfasst. Eine aktuelle Studie zeige nun, dass "die Sensitivität nasaler Antigentests bei der Omikron-Variante noch geringer ist", heißt es dort.

Gelockerte Quarantäneregeln

Sobald ein Schultest anschlägt, ist an fünf Tagen ein Antigentest für die restliche Klasse vorgesehen. Werden in drei Tagen mindestens zwei neue Fälle gefunden, geht die ganze Klasse ins Distance-Learning. Sonst gelten die neuen Quarantäneregeln: Wer dreifach oder bis elf Jahre zweifach geimpft ist oder beim Treffen mit Covid-Positiven Maske getragen hat, gilt nicht als Kontaktperson.

Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) verteidigte am Sonntag die Quarantänelockerungen. "Die Maßnahmen, die wir in Österreich haben, werden in anderen Ländern gerade erst überlegt", sagte er zur APA. Und: Er gehe davon aus, dass auch Weihnachten 2022 von Covid bestimmt sein werde.

Distance-Learning und Lockdowns für alle will Mückstein verhindern, ausschließen könne er sie aber nicht. Der entscheidende "Marker" werde künftig die Normalstationsauslastung sein. Zuletzt ging die Belegung der Spitäler weiter zurück: Am Sonntag mussten dort 911 Personen wegen einer Covid-Infektion behandelt werden – neun weniger als am Tag zuvor. Von ihnen wurden 262 auf Intensivstationen betreut. Letzterer Wert bestimmte Ende 2021 die Maßnahmen: Der von der Regierung mehrfach adaptierte Stufenplan sah zuletzt einen Lockdown für Ungeimpfte ab 600 Intensivpatientinnen und -patienten vor.

"Unsicherheiten" bei Omikron

Die Wahrscheinlichkeit eines Spitalsaufenthalts bei der bereits dominanten Variante Omikron sei um etwa 40 bis 50 Prozent geringer als bei Delta, so Mückstein. Bei Delta sei einer von vier Infizierten im Spital auf die Intensivstation gewechselt, bei Omikron einer von zehn. Würden nur die Intensivstationen betrachtet, hätte man auf den normalen "ein Problem". Offen ließ er, welche Belegung zu welchen Maßnahmen führen wird.

Der Molekularbiologe Ulrich Elling warnte am Sonntag vor "Unsicherheiten", die Omikron mit sich bringe. Das Risiko einer Hospitalisierung mit Omikron sei nach aktuellen Daten deutlich höher als bei Alpha, aber nicht so hoch wie bei Delta, schrieb er auf Twitter. In den USA knacke die Krankenhausbelegung bereits den Rekord der Pandemie. Was man über die neueste Mutation aber wisse: Die Welle sei "extrem schnell". "Die Verzögerung der Hospitalisierung bedeutet also mehr denn je, dass Krankenhausbelegung kein nützlicher Parameter für die Implementierung von Maßnahmen ist", kritisierte Elling. (Oona Kroisleitner, 10.1.2022)