Österreich wurde von der seit vergangenem Herbst grassierenden Geflügelpest bisher nur gestreift. Während europaweit einige Hundert Millionen Legehennen der sogenannten aviären Influenza, auch Vogelgrippe genannt, zum Opfer gefallen sind, traf es hierzulande einige Hundert Tiere. Dennoch warnt die Branche auch in Österreich vor Versorgungsengpässen – vor allem bei Freilandeiern.

Stallpflicht

Das Problem: Zum Schutz der Freilandhühner wurde in Risikogebieten (rund um Seen, entlang der Donau sowie in weiten Teilen der Steiermark) eine Stallpflicht erlassen. Die Hennen dürfen nicht mehr ins Freie. Dauert die Stallpflicht länger als 16 Wochen, dürfen die Eier nur noch als Eier aus Bodenhaltung verkauft werden, sagt Benjamin Guggenberger von der Erzeugergemeinschaft EZG Frischei. Noch hofft er, dass bis Mitte März – durch stärkere Sonneneinstrahlung und der damit einhergehenden Reduktion der Virenlast – die Geflügelpest wieder zurückgedrängt wird und die Hühner wieder auf die Wiesen rund um die Stallungen können.

Der Erreger wird durch Wildvögel auch auf Hausgeflügel übertragen.
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Bisher sei der Schaden noch überschaubar. Ende November ist der Erreger, der durch Wildvögel auch auf Hausgeflügel übertragen wird, in einem vergleichsweise kleinen Betrieb in Fischamend nachgewiesen worden. Die Hühner sind verendet, jene die nicht am Virus gestorben sind, wurden gekeult. Kärnten verhängte für alle Betriebe mit mehr als 350 Tieren Stallpflicht. Ende Dezember trat ein Fall bei einem Schwan in der Oststeiermark auf, der ebenfalls in eine vergleichbare Stallpflicht mündete.

Sicherheitsmaßnahmen

Die Branche hofft, dass sich die Betriebe mit speziellen Sicherheitsmaßnahmen vor großen Ausbrüchen schützen können. Dazu gehört etwa die Fütterung des Geflügels in überdachten Bereichen und die strikte Vermeidung von Kontakten zwischen Hausgeflügel und Wildvögeln – unter anderem in netzgeschützten Freiluftzonen.

Experten sprechen europaweit von der bisher stärksten Geflügelpestepidemie. Dass es bisher bei Eiern noch nicht zu Engpässen gekommen sei, habe wohl auch mit der gesunkenen Nachfrage in Hotellerie und Gastronomie zu tun, sagt Benjamin Guggenberger. Bei Letzteren wie auch in der Industrie landen mangels Kennzeichnungspflicht oft Eier aus dem Ausland.

Freilaufende Hühner werden mancherorts zu ihrem eigenen Schutz in die Ställe verbannt.
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Über zwei Milliarden Stück legen Österreichs gut sieben Millionen Hennen in einigen Hundert Betrieben jährlich. Damit können die heimischen Landwirte den Großteil der Nachfrage nach Frischeiern decken. Im heimischen Handel wird rund ein Drittel der Eier aus heimischer Produktion unter dem Label "Freiland" verkauft. Fast noch einmal so viele, wie hierzulande gelegt werden, werden importiert.

Die Geflügelpest wirbelt das Gefüge durcheinander – auch wenn für den Markt die derzeit hierzulande betroffenen Betriebe kaum relevant sind. Doch man spüre eine steigende Nachfrage aus Deutschland und den Niederlanden, sagt Guggenberger. Zu Ostern, wo die Nachfrage traditionell hoch ist, könnte es jedenfalls brenzlig werden. Guggenberger geht davon aus, dass die angespannte Lage auf Europas Märkten dazu führt, dass die Eierpreise steigen werden. Das sei aber ohnehin angezeigt. Denn allein die Futterkosten seien um 40 Prozent gestiegen, gar nicht zu reden von den Energiepreisen.

Auch Michael Wurzer, Geschäftsführer der "Zentralen Arbeitsgemeinschaft der österreichischen Geflügelwirtschaft" (ZAG) geht davon aus, dass das Auslaufen der 16-Wochen-Frist am 18. März und eine damit verbundene Abwertung von Freilandeiern zu Bodenhaltungseiern "einen Einfluss auf den heimischen Eiermarkt" haben werden. Vor Ostern seien heimische Eier immer knapp und gesucht. Wie die Eiererzeuger erwartet auch Wurzer, dass "das Auswirkung auf den Preis hat". Erzeugerpreisseitig dürfte es zu Preissteigerungen kommen, lautet seine Einschätzung. Ob die Handelsketten diese Preissteigerungen an den Endverbraucher weitergeben, obliege letztlich deren Preispolitik.

Handel gelassen

Im Handel zeigt man sich indes gelassen. Mit dem Thema Vogelgrippe habe man jedes Jahr zu tun. Die 16 Wochen Übergangszeit seien normalerweise immer "lange genug", so dass es kein Problem gäbe – zumindest bei der Versorgung im Handel, heißt es etwa bei Spar. Die Sprecherin des Handelsriesen, Nicole Berkmann beruhigt: "Wir denken, dass auch heuer die Vogelgrippezeit an uns vorüber zieht, da sie spät anfing." Problematisch sei ein früher Ausbruch in Kombination mit späten Ostern, da könne es knapp werden und zu Einschränkungen kommen. Heuer würde es sich gut ausgehen. (Regina Bruckner, 10.1.2022)