Londons Busse sind weltweit bekannt. In Manchester sorgt der Fall einer Busfahrerin nun für Aufsehen.

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Manchester – In Manchester haben bereits mehr als 13.000 Menschen eine Petition unterschrieben, um eine der ersten weiblichen Busfahrerinnen der Stadt zu unterstützen. Die 57-jährige Tracey Scholes hat ihren Job bei dem Verkehrsbetrieb Go North West verloren, weil sie mit ihren 1,52 Metern zu klein für ein neues Busmodell ist.

Das Modell wird seit einiger Zeit in der Stadt im Norden Englands verwendet. Verschiedene Merkmale der Bauweise, darunter die Positionierung der Seitenspiegel, haben es der Busfahrerin unmöglich gemacht, das Fahrzeug sicher durch den Verkehr zu führen. So kann sie etwa nicht in jeder Situation Fahrradfahrer oder Fußgängerinnen in der Nähe des Busses sehen.

Nachdem sie die Probleme ihrem Arbeitgeber gemeldet hatte, wurde sie ursprünglich nur suspendiert, dann aber mit dreimonatiger Frist gekündigt. Mithilfe der Gewerkschaft habe sie es zwar erreicht, dass das Busunternehmen ihr alternative Routen angeboten habe – doch dadurch würde sie weniger verdienen. Als Mutter dreier Kinder und Witwe reiche das Geld nicht aus, sagte sie dem "Guardian".

Keine Toiletten für Frauen

Die Situation erinnere sie an ihre Anfangszeit als Busfahrerin vor 34 Jahren, sagte sie. Damals war sie die einzige Frau, die sich für den Job interessierte. Ihr sei damals gesagt worden, dass es keine Toiletten für sie gebe, und wie würde sie überhaupt mit der "schlechten Ausdrucksweise" der Kollegen umgehen können? Sie konnte es, Frauen sind in dem Job aber bis heute eine Minderheit: 84 Prozent der Fahrer und Fahrerinnen im Betrieb sind Männer.

Eine Onlinekampagne fordert nun, dass Go North West die Busfahrerin wiedereinstellen, und zwar mit gleicher Bezahlung wie zuvor. "In den vergangenen Jahren war Tracey eine Schlüsselfigur darin, den Weg für Frauen im Passagiersektor zu ebnen", heißt es in der Petition.

Go North West sagte dem "Guardian", dass man Scholes mehrfach Lösungsvorschläge gemacht habe. Das Design der Busse sei außerdem von der Gewerkschaft abgesegnet worden, andere Fahrer, die genauso groß wie Scholes seien, würden damit klarkommen, hieß es. Scholes' Vertrag läuft Anfang Februar aus, sie hat gegen die Kündigung Einspruch erhoben. (red, 10.1.2022)