Es war ein großes Ereignis für Seat. Die Einführung des ersten SUVs der Marke 2016, des Ateca, brachte die ewig schwächelnde VW-Tochter endlich nachhaltig auf Erfolgskurs. Da war der Dieselskandal bereits ein Thema, hatte aber noch nicht auf die Absatzfront durchgeschlagen: Bei Neuzulassungen kam der Selbstzünder auf 57,3 Prozent Marktanteil. In jenem Jahr, als dann der große Seat-SUV, der Tarraco, ins Rennen um die Käuferinnengunst einstieg, 2019, waren es nur mehr 38,4 Prozent, und 2021 schrumpfte der Anteil in den ersten elf Monaten weiter auf 24,2 Prozent oder ein knappes Viertel.

Schwarz auf weiß steht auch dem Plug-in-Hybrid-Tarraco gut, Schnee und Eis weniger, weil: nur Frontantrieb.
Foto: Stockinger

Im selben Vorjahreszeitraum wuchs der Elektroautoanteil von 5,6 auf 13,5 Prozent, jener der Plug-in-Hybride von 3,1 auf 6,1, und damit zum Tarraco selbst, um den es hier in diesen kurzen Betrachtungen geht. Von den 982 in jenem Zeitabschnitt in Österreich neu zugelassenen Seats mit dem alten römischen Namen des heutigen Tarragona entfielen 316 auf den Plug-in-Hybrid, der sich eHybrid schreibt – mehr als "normale" Benziner und Diesel.

Mit dem Xperience kommt heuer zum Tarraco eine Version mit ausgeprägterem Gelände-Appeal hinzu, doch das nur nebenbei, denn angesichts besagter Rahmenbedingungen haben wir uns den mit Plug-in-Hybrid noch einmal angesehen.

Am sauberen Gesamteindruck innen stört nur: Touchbedienung.
Foto: Stockinger

Grundsätzlich gilt auch für den eHybrid, dass er ein ausgesprochen praktisches Auto ist, mit 4,74 Meter Länge ist das auch schon ein recht ausgewachsener SUV (wenngleich vier Zentimeter kürzer als ein VW Passat Kombi). Zwar ist der Kofferraum nominell kleiner, weil der Raum unter der Abdeckung entfällt, die vielen Plug-in-Komponenten müssen schließlich irgendwo untergebracht werden. Dennoch lassen sich mit diesem Katalanen, der in Wolfsburg gebaut wird, selbst sperrige Dinge problemlos transportieren. Das ist schon ein famoser Alltagserleichterer, wenn man zwischendurch darauf angewiesen ist. Wer mehr braucht: Lieferwagen.

Verbrauch: knapp sieben Liter

Foto: Stockinger

Beim Fahrwerk setzt der Tarraco auf etwas sportivere, sprich: straffere Auslegung, er bleibt aber auch auf der Langstrecke ein komfortables Gefährt und fühlt sich obendrein überraschend leichtfüßig an.

Grafik: Der Standard

Das Plug-in-Paket umfasst einen 1,4-Liter-Benziner mit 150 PS (110 kW), einen E-Motor mit 86 kW und eine 13-kWh-Batterie, Systemleistung: 245 PS (180 kW). Damit kommt man im urbanen Regelalltag auch winters fast durchgehend elektrisch von A nach B und vielleicht auch nach C, obwohl sich die Normreichweite von 48 Kilometern dann auf 25, 30 reduziert, man kennt das ja generell beim E-Antrieb.

Wir setzten im Testzeitraum auf Mischbetrieb mit auch reichlich Überland- und Autobahnstrecken, da ergab sich ein Spritverbrauch von knapp sieben Litern. Fährt man nur alle heiligen Zeiten weitere Strecken und geht im Übrigen brav regelmäßig ans Netz, werden Sie den Tankwart traurig machen, er wird sich rasch reichlich vernachlässigt fühlen. Wer hingegen im Alltag ein Langstreckenprofil hat, sollte die Finger davon lassen und besser zum Selbstzünder greifen.

Menschen mit Großfamilie, die häufig mehr als fünf Personen befördern, ist insofern ebenfalls vom eHybrid abzuraten, als es den Tarraco bei diesem lokal emissionsfreien Antriebskonzept nicht sieben-, sondern nur fünfsitzig gibt. Winters wünscht man sich weiters mitunter Allradantrieb – gibt’s aber beim eHybrid nicht. Und die Liefersituation, Stichwort Halbleiterkrise? Ein halbes Jahr Wartezeit beim Tarraco. (Andreas Stockinger, 12.1.2022)