Nach heftiger Kritik an der Option, in Kryptowährungen zu spenden, rudert Mozilla nun zurück.

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Mozilla zieht die Konsequenzen aus einem veritablen Shitstorm, der den Firefox-Entwickler zum Jahreswechsel erfasst hat. Ein am 31. Dezember auf Twitter veröffentlichter Aufruf, man könne das Open-Source-Projekt auch mittels Spenden in Kryptowährungen unterstützen, ging völlig nach hinten los. Mozilla-Mitgründer Jamie Zawinski beschimpfte die Verantwortlichen und warf ihnen sinngemäß vor, sich zu Komplizen planetenzerstörender Betrüger zu machen.

In einem Blogbeitrag legte Zawinski noch nach: "Die Kryptoindustrie produziert nur Umweltverschmutzung, sonst nichts, und das verwandeln sie in Geld." Er spielt dabei auf den hohen Energieaufwand an, der etwa zur Erzeugung von Bitcoin benötigt wird und oft in Ländern durchgeführt wird, die ihren Strom weiterhin billig und schmutzig mit Kohlekraftwerken produzieren.

Aus für Bitcoin-Spenden

Wenige Tage später ist nun klar: Mozilla wird ab sofort keine Spenden in Bitcoin, Ethereum oder einer anderen Kryptowährung mehr annehmen. Die auf Twitter publizierte Erklärung erinnert ein wenig an Elon Musk, der nach einigen Hype-Tweets um Bitcoin und andere Kryptoprojekte wie Dogecoin zunächst Bitcoin-Bezahlungen für Tesla-Autos einführte, um sie einige Wochen später mit dem Hinweis auf die Umweltproblematik wieder abzudrehen.

Der Spendenaufruf habe zu einer wichtigen Diskussion über die Umweltauswirkungen von Kryptowährungen geführt. Man habe zugehört und werde daher mit der Option, Kryptowährungen zu spenden, pausieren. Die Zeit will Mozilla nutzen, um zu analysieren, inwiefern Kryptospenden zu den formulierten Klimazielen der Organisation passen. Der Firefox-Hersteller verspricht einen "transparenten Prozess" und laufende Updates, was die interne Diskussion betrifft.

Ob Mozilla mit dieser versuchten Schadensbegrenzung erfolgreich sein wird, darf bezweifelt werden. Dass die Organisation Kryptospenden stoppt, mag einige Kritiker besänftigen. Erst durch die aktuelle Kritik draufzukommen, dass die energieaufwendige Erzeugung von Bitcoin ein kontroverses Thema ist, lässt den Firefox-Entwickler ebenso uninformiert erscheinen wie nun im Gegenzug die Strategie, alle Kryptoprojekte pauschal als umwelt- und klimaschädlich infrage zu stellen. Damit droht Mozilla nun auch die Krypto-Community zu vergraulen.

Schwindende Nutzerzahlen

Es ist kein Geheimnis, dass sich der Browserhersteller zunehmend schwer damit tut, neue Nutzer zu gewinnen bzw. bestehende zu behalten. Bei den weltweiten Nutzungszahlen liegt Firefox selbst bei den Desktop-Browsern derzeit nur mehr auf Platz vier – hinter Chrome, Safari und Edge. Gleichzeitig versucht man – bislang mit begrenztem Erfolg –, neue Einnahmequellen zu erschließen, um die finanzielle Abhängigkeit von Google zu reduzieren. Bisher stammte ein Großteil der Mozilla-Einnahmen aus einem Suchmaschinendeal mit dem Chrome-Hersteller.

Technisch gesehen sorgen die schwindenden Marktanteile dafür, dass Webentwickler Firefox zunehmend vernachlässigen. Verschärft wird der Trend dadurch, dass auch Microsoft Edge auf dieselbe Softwarebasis wie Chrome setzt. Durch die Popularität von Apple-Geräten wie iPhones, iPads, aber auch Macs mit ihren vorinstallierten Safari-Browsern, ist Firefox hier ein neuer Konkurrent erwachsen, der die Bedeutung des alternativen Browsers zunehmend schmälert. (step, 10.1.2022)