Derzeit muss das Gerät noch mit Kabel verwendet werden, künftig soll das Nachrichtenschreiben auch drahtlos funktionieren.

Foto: Alex Owal

Die reine Spracherkennung, also die maschinelle Transkription von gesprochener Sprache in geschriebenen Text, hat in den vergangenen Jahren enorme Fortschritte gemacht. Als Hindernis gilt dabei allerdings, dass die Worte laut formuliert werden müssen. Das Forschungsprojekt "SilentSpeller", an dem mit Thad Starner auch einer der ursprünglichen Erfinder von Google Glass beteiligt ist, will dies nun ändern.

124 Sensoren messen Zunge und Gaumen

Ziel ist es, ein zahnspangenartiges Gerät zu entwickeln, das zum lautlosen Diktieren und Versenden von SMS, E-Mails, Tweets und anderen Nachrichten verwendet werden kann. Möglich machen dies 124 Sensoren, die die Bewegungen der Zunge sowie die Kontakte mit dem Gaumen messen. Um Text zu diktieren, genügt es folglich, die Worte ohne Stimmeinsatz zu formulieren, solange die Zungen- und Mundbewegungen wie beim normalen Sprechen durchgeführt werden.

Der moderne Elektropalatograf basiert auf einem bereits existierenden Produkt namens "SmartPalate", das seit einigen Jahren Menschen mit Sprachfehlern und -behinderungen unterstützt. Starner zufolge wollte das Forschungsteam einen Schritt weiter gehen und das Gerät so umfunktionieren, dass es nicht nur zur Analyse von Sprachmustern, sondern als Kommunikationswerkzeug zur aktiven Verwendung im Alltag eingesetzt werden kann.

Alex Olwal

Drahtlose Version geplant

Um die transkribierten Wörter als Textnachrichten versenden zu können, muss der SilentSpeller derzeit noch per USB-Kabel mit einem Computer oder Smartphone verbunden werden. Die Forscher gehen aber davon aus, dass die Übertragung aus dem Mund künftig drahtlos funktionieren kann.

Der kabelgebundene Prototyp wurde von einem der leitenden Projektforscher, Naoki Kimura von der University of Tokyo, unter anderem in einem Youtube-Video vorgestellt. Ebenfalls beteiligt am Projekt ist der Wissenschafter Alex Olwal, der Googles Interaction Lab leitet. Er ist auch federführend in Googles Augmented-Reality-Pläne involviert.

Für Parkinson-Patienten und Bibliotheksbesucher

Wann ein marktreifes Produkt zu erwarten ist, haben die Entwickler noch nicht kommuniziert. Starner zufolge könnte die Technologie aber Menschen mit Bewegungsstörungen wie etwa Parkinson und anderen Tremor-Erkrankungen zur Kommunikation dienen. Im Consumer-Bereich könnte die Erfindung in besonders leisen Umgebungen wie einer Bibliothek oder bei enormem Geräuschpegel Verwendung finden, wenn klassische Spracherkennung nicht angebracht oder möglich ist. (step, 11.1.2022)