Um das Coronavirus in die Schranken zu weisen, werden immer härtere Bandagen angelegt. Bestes Beispiel: Gecko-General Rudolf Striedinger. Er absolviert öffentliche Auftritte in einem "Austro-Camouflage-Anzug". Subtext der Dienstuniform: Ich mach Omikron fertig! Doch die martialische Geste ging nach hinten los. Nicht nur, dass das fleckige Muster als Tarnkleidung scheiterte. Das Outfit wurde mit Häme übergossen: Was hat ein grüner Tarnanzug auch auf einer Wiener Pressekonferenz zu suchen? Eine "persönliche Entscheidung", schob ein Sprecher Striedingers Auftritten hinterher.

Vielleicht gibt es auch modische Gründe für den strammen Aufmarsch des Generals: Der Anzug, 2017 in Auftrag gegeben, ist brandneu. Nur wenigen Bundesheerlern ist bislang das fleckige Tarnmuster, das verspricht, "tagsüber mit der Natur genauso wie im verbauten Raum optisch mit der Umgebung verschmelzen" zu können, vorbehalten. Die Mehrheit muss sich im Arbeitsalltag mit dem einfarbig grünen Kampfanzug KAZ03 begnügen.

Ein weiterer Verdacht: Der Omikron-Bekämpfer sah sich unter Zugzwang. Den Sneakern und Dino-Krawatten der Regierung musste etwas Markiges entgegengesetzt werden.

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Rudolf Striedinger, von Kopf bis Fuß getarnt.
Foto: Georges Schneider / picturedesk.com

Rudolf Striedinger bezog nun in einer Videokonferenz Stellung: Fürchtet euch nicht vor dem Tarnanzug, so die Botschaft, er habe die neue Uniform unter die Leute bringen wollen. Die österreichische Politbühne als Showroom, seine Auftritte als Werbefeldzug also.

Tatsächlich entspricht das Camouflage-Outfit in diesen seltsamen Zeiten dem Zeitgeist: Nachdem die Trennung von Kim Kardashian und Kanye West bekannt geworden war, zeigte sie in einem Camouflage-Minikleid (Vintage-Dior aus der John-Galliano-Ära) und Overknee-Boots (Vetements) ihrem Bald-Ex den Mittelfinger. Mit dem Tarnmuster lässt sich nicht nur eine lästige Virusvariante namens Omikron vom Leib halten, das wussten schon Destiny's Child um die Jahrtausendwende.

Die Generation Z ist sowieso längst auf den Geschmack gekommen, sie zitiert mit gefleckten Cargohosen den Camouflage-Overkill der Nullerjahre, selbst das Unternehmen Juicy Couture feierte das Muster im vergangenen Jahr.

Juicy Couture

Warum hat sich der Krisenkoordinator also sein "Camo-Outfit" nicht einfach für Social-Media-Aktivitäten auf Tiktok aufgespart? Da hätte die Tarnuniform eventuell ihren Zweck erfüllt. (Anne Feldkamp, 13.1.2022)