Die Teilnahme an den Australian Open ist weiterhin nicht gesichert. Der serbische Tennisstar muss weiter zittern.

Foto: imago images/AAP

Ein Schluck Wasser muss sein.

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Melbourne/Belgrad – Novak Djokovics Pläne für die Teilnahme am Australian Open waren am Dienstagabend (Ortszeit) ernsthaft gefährdet. Medienberichten zufolge könnte der Athlet seine Einreisepapiere nicht wahrheitsgemäß ausgefüllt haben. Damit erhöhte sich die Gefahr für den Serben, ausgewiesen zu werden. Obwohl Djokovics Visum am Montag von einem Gericht in Melbourne wiederhergestellt wurde, hängt sein Schicksal nun von Einwanderungsminister Alex Hawke ab. Er ist persönlich befugt, das Visum zu streichen und den Tennisstar abschieben zu lassen.

Unter Zeitdruck

Gegen die erneute Annullierung des Visums könnte Djokovic wieder vor Gericht Einspruch erheben und eine einstweilige Verfügung beantragen, um nicht in Abschiebehaft genommen zu werden. Ein Entscheid über die Legitimität eines Visumentzuges fiele aber kaum vor Beginn des Australian Open am Montag.

Um das Visum erneut annullieren zu können, müsste Hawke einen schwerwiegenden Grund angeben – allen voran die Bedrohung der öffentlichen Sicherheit durch den wohl ungeimpften Sportler. Medienberichten zufolge analysierten Ermittler der australischen Grenzbehörde allerdings Djokovics öffentliche Auftritte in den Tagen nach seinem angeblich positiven Covid-Test vom 16. Dezember.

Serbien, Spanien, Australien

Ein Twitter-Post des portugiesischen Tennisreporters Jose Morgado scheint zu zeigen, dass Djokovic zu Weihnachten in Belgrad war und mit dem Handballstar Petar Djordjic posierte. Djokovic flog von Spanien nach Melbourne, wo er am 5. Jänner um 23.30 Uhr eintraf. In seiner am 1. Jänner eingereichten Einreiseerklärung verneinte er per Kreuz die Frage: "Sind Sie in den 14 Tagen vor Ihrem Flug nach Australien gereist, oder werden Sie reisen?" Der Erklärung ist auf dem Formular die Warnung beigefügt, dass die Angabe falscher oder irreführender Informationen eine "schwere Straftat" darstelle, die auch zivilrechtlich geahndet werden könne.

In seinem Gespräch mit den Grenzbeamten nach seiner Festhaltung am 6. Jänner hatte Djokovic bestätigt, dass die Erklärung von seinem Agenten ausgefüllt wurde, und zwar "auf der Grundlage" einer von Tennis Australia genehmigten medizinischen Ausnahmegenehmigung, die ihm erlauben solle, ungeimpft anreisen zu können.

Am Dienstag sprachen Premierminister Scott Morrison und seine serbische Amtskollegin Ana Brnabic über den Fall. Morrison habe die "nichtdiskriminierende" Grenzpolitik seine Landes betont, Brnabic die Wichtigkeit der Trainingsbedingungen für Djokovic.

Derweil verschärft sich die Debatte um die Behandlung des Sportlers. Parlamentarier wie der ehemalige Tennisprofi John Alexander meinten, die Regierung müsse den Entscheid des Gerichtes respektieren und Djokovic in Melbourne antreten lassen. Andere Stimmen warnen vor der Signalwirkung, die dessen Auftritt in der Rod-Laver-Arena haben könnte. Australierinnen und Australier kritisieren, der Serbe habe für sich eine Ausnahmeregelung beanspruchen wollen, während Normalbürger dazu verpflichtet seien, geimpft in ein Flugzeug nach Australien zu steigen. Experten zufolge wird eine Ausnahme der Impfpflicht nur in den seltensten Fällen gewährt, jedenfalls nicht, weil – wie Djokovic angibt – kürzlich eine Infektion erfolgte. (Urs Wälterlin aus Melbourne, 11.1.2022)