Ein positiver Antigentest reicht in England für die Isolationspflicht aus. Nur bei Symptomen muss der PCR-Test her.

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Gleich nach dem Auftreten der hochansteckenden Covid-Variante Omikron Ende November wurden die ersten Regierungen aktiv: Einreiseverbote, neue Lockdowns sowie kürzere Quarantänezeiten, um die kritische Infrastruktur zu schützen. Nun ist klar, dass durch die rasche Ausbreitung von Omikron auch manche Länder die steigende Anzahl von Tests nicht mehr bewältigen können. Wie einzelne Nationen nun ihre Teststrategie anpassen, erfahren Sie anhand der hier angeführten Beispiele:

England

Mit heute, Dienstag, benötigen Menschen ohne Symptome nach einem positiven Schnelltest keinen PCR-Test mehr, sondern müssen sich umgehend in Selbstisolation begeben. Damit will die Gesundheitsbehörde des Vereinigten Königreichs vorübergehend die Labore entlasten. Durch die hohen Zahlen und die gleichzeitig steigende Qualität der Antigen-Schnelltests sei der Schritt nötig und möglich, heißt es aus der Behörde.

Nur dann, wenn man eine der drei Hauptsymptome von Covid-19 entwickelt, soll man laut Anweisung einen PCR-Test absolvieren. Dazu zählen hohe Körpertemperatur, verstärktes Husten oder der Verlust bzw. eine Veränderung des Geruchs- oder Geschmackssinns.

In den Laboren des Vereinigten Königreichs können mehr als 800.000 PCR-Tests täglich verarbeitet werden. Diese Zahlen wurden im Dezember fast erreicht, wie Zahlen der britischen Regierung zeigen. So wurden am 23. Dezember fast 623.000 Tests absolviert und am 28. Dezember sogar fast 631.000. Mit dem Jahreswechsel ist der Bedarf weiter gestiegen mit fast 700.000 PCR-Tests am 6. Jänner. Seit Montag werden rund 100.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der kritischen Infrastruktur – wie Lebensmittelverarbeitung, Transportdienstleistungen und Grenzschutz – täglich getestet.

Israel

Wie bereits am Wochenende bekannt geworden ist, sind die israelischen Labore mit der hohen Zahl an PCR-Corona-Tests überfordert. Deshalb hat die Regierung deren Ausgabe limitiert. Nur noch Personen, die älter als 60 Jahre sind oder Vorerkrankungen haben, dürfen sie in Anspruch nehmen. Für den Rest der Bevölkerung gibt es Antigen-Schnelltests, und selbst die sind seit Sonntag in den meisten Drogeriemärkten ausverkauft. Laut Premierminister Naftali Bennett sind bereits mehrere Container mit neuen Testkits nach Israel unterwegs.

Um die Qualität der Schnelltests zu steigern, hat das Gesundheitsministerium am Montag die neue Richtlinie ausgegeben, dass zwei Abstriche zu nehmen sind: einer aus der Nase und einer aus dem Rachen. "Damit wird das Potenzial erhöht, dass die Verlässlichkeit der Tests verbessert wird", sagte der nationale Pandemie-Koordinator Salman Zarka in schönster Beamtensprache bei einer Pressekonferenz. Und das, obwohl die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA erst am Freitag getweetet hat, dass die Tests "für die Nase und nicht den Rachen" geeignet sind. Bei falscher Handhabung könnte ein Rachenabstrich Verletzungen nach sich ziehen.

In Israel will die Regierung ein Video veröffentlichen, in dem die korrekte Handhabung der Tests gezeigt wird.

Wenn man in Kontakt mit einer positiv getesteten Person war, soll man mehr als einen Antigentest machen, hieß es aus dem Gesundheitsministerium. Oder man wartet drei Tage nach dem Kontakt ab und testet sich erst dann mittels eines Schnelltests.

Dänemark

Mit Beginn des neuen Jahres hat sich auch die dänische Regierung auf den Versand von kostenlosen Wohnzimmertests verständigt. Seit vergangener Woche können die Testkits über eine Homepage bestellt werden. Vor allem Familien mit schulpflichtigen Kindern werden aufgefordert, sich mit den Schnelltests zweimal die Woche auf eine Infektion zu testen. Dabei setzen die Behörden aber auch weiterhin auf Testzentren, die sowohl Antigen- als auch PCR-Tests anbieten.

Vor allem vor einer "größeren Feier oder wenn es nicht vermieden werden kann, dass man sich mit vielen Menschen trifft", sollen die Wohnzimmertests eingesetzt werden, heißt es auf der offiziellen Corona-Homepage der dänischen Regierung. Auch wenn man Kontakt mit einer Corona-gefährdeten oder -positiven Person hatte, soll man sich so testen. Für einen gültigen Corona-Pass braucht es aber weiterhin einen negativen Test, der in einem Zentrum durchgeführt wurde. Ebenso muss nach einem positiven Ergebnis zu Hause ein PCR-Test absolviert werden, um eine mögliche Infektion zu bestätigen.

USA

"Zu wenig und zu spät" nennen Kritiker das Vorgehen der Regierung von US-Präsident Joe Biden in Hinblick auf die Teststrategie. Am Montag hatte das Weiße Haus angekündigt, dass Versicherungsunternehmen monatlich acht Schnelltests pro Person bezahlen müssen. Wenn diese nicht mehr als zwölf US-Dollar kosten.

Starten wird die Initiative am Samstag. Damit verfügen die Vereinigten Staaten – Monate nach anderen Nationen – über kostenlose Wohnzimmertests. Die Biden-Regierung stellte ebenfalls klar, dass die "Acht Tests pro Monat"-Pflicht dann fällt, wenn Tests behördlich angeordnet werden. Dann müssen ungeachtet der Anzahl alle angeordneten Tests beglichen werden. Es wurde aber auch Kritik laut, dass sich viele Betroffene das Einreichprozedere bei ihrer Versicherung ersparen werden – wohl weil es auch um "nur" zwölf Dollar pro Test geht. Fraglich ist zudem, wie viele Unternehmen Tests unter diesem Preisniveau anbieten werden.

Laut Statistik sind etwa 150 Millionen US-Amerikanerinnen und US-Amerikaner privat versichert. Das entspricht etwas weniger als der Hälfte der Gesamtbevölkerung.

Darüber hinaus sollen kostenlose Testkits auch an einzelne Haushalte verschickt werden, sagte Pressesprecherin Jen Psaki am Montag. Interessierte Personen können diese online bestellen. Bis dahin sollen alle Verträge mit Herstellern abgeschlossen sein.

Bereits im Dezember hatte Präsident Biden angekündigt, dass seine Regierung 500 Millionen Kits versenden und neue Testzentren einrichten wolle – zusätzlich zu den bereits 20.000 existierenden. (Bianca Blei, 11.1.2022)