Wien – Dienstag, später Vormittag, auf der Wiener Shoppingmeile Mariahilfer Straße, es ist Tag eins der neuen Corona-Regeln, gemäß derer die Geschäftsbetreiberinnen und -betreiber die 2G-Nachweise der Kunden und Kundinnen kontrollieren müssen. Alle Einzelhändler abseits des täglichen Bedarfs sind verpflichtet, den Corona-Status ihrer Kundschaft zu inspizieren – und das spätestens an der Kassa.

Manche Händler haben das schon bislang so gehalten und zum Beispiel beim Eingang Security-Mitarbeiter zur Ausweiskontrolle postiert oder die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen angewiesen, im Geschäftslokal selbst Nachschau zu halten. Seit Dienstag ist das gesetzlich verordnet – und wird von manchen auf Punkt und Beistrich eingehalten, wie der Lokalaugenschein zeigt.

Ausweis und Nachweis

Sehr genau nimmt man es etwa bei einer großen Textilkette im unteren Teil der Mariahilfer Straße. Schon beim Eingang stehen zwei Sicherheitsbedienstete parat, die die Impfnachweise in Augenschein nehmen und die Kunden, die sich anstellen, streng zurufend fragen: "Haben S' Ihren Ausweis auch in der Hand?" Erst wenn beides unter die Lupe genommen ist, darf man ins Geschäft. Kontrollen schon beim Eintreten sind aber nicht unbedingt erforderlich. Vertreter des Handels hatten durchgesetzt, dass die Kontrollen auch erst an der Kassa erfolgen dürfen.

Beim Eingang oder spätestens an der Kassa muss der Corona-Status offengelegt werden.
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So wird es etwa auf der anderen Straßenseite, in einem Sportgeschäft, gehandhabt. Hier werden die Kunden und Kundinnen tatsächlich erst an der Kassa gebeten, ihren Nachweis vorzulegen. Der Herr, der sich eine neue Tourenskiausrüstung samt passender Bekleidung zugelegt hat, kommt freilich ohne Kontrolle davon. Es sind vor allem Einkaufszentren, die sich bereits im Vorfeld gut gerüstet haben.

In einem der bekanntesten Kaufhäuser in Wien, im Gerngross in der Mariahilfer Straße, wird man im Erdgeschoß an einem Servicepoint in Empfang genommen, bei dem man sich gegen Vorlage des 2G-Nachweises einen Stempel abholen kann, den man dann in den Shops im Center vorzeigen kann – ohne mühsam Handy und Ausweis hervorkramen zu müssen. Manche Händler weisen am Eingang darauf hin, dass man nach Möglichkeit ganz ohne Aufforderung die entsprechende Bestätigung zeigen soll. Vielfach haben sich also die neuen Regeln herumgesprochen. Nicht überall ist bekannt, dass die Kundschaft neben dem 2G-Nachweis auch einen Ausweis zu zücken hat. Das ist etwa in einer bekannten Textilkette der Fall.

Viele haben bereits in den vergangenen Tagen Eingangskontrollen eingerichtet.
APA/Georg Hochmuth

Es gibt aber auch Geschäfte, in denen sich die neuen Kontrollpflichten offenbar noch gar nicht herumgesprochen haben, meist sind es kleinere, nicht immer sind sie ab vom Schuss. Im Geschirrgeschäft in der Mariahilfer Straße etwa lässt es sich ganz ohne Kontrolle shoppen. Auch eine kleine Einkaufstour durch einige Läden in der Praterstraße im zweiten Bezirk lässt sich erledigen, ohne um den 2G-Nachweis gebeten zu werden. Dabei riskieren Händler, die diesen nicht überprüfen, immerhin Strafen von bis zu 3.600 Euro.

Die Parmesanreibe, die der junge Mann in einem Billigladen verkauft, gibt es dennoch ganz wie in den guten alten Zeiten: Der Verkäufer ohne FFP2-Maske reicht den Kassenbeleg über die Theke, ein Zertifikat braucht es hier nicht. Immerhin: Man ist die einzige Kundin im Verkaufslokal.

Ohne Maske, ohne Nachweis

Auch der Einkauf in einem vergleichbaren Geschäft einige hundert Meter weiter ist unkompliziert – zumindest was das Erstehen der Ware betrifft: ein Päckchen FFP2-Masken gegen wenig Geld. Im Gesicht trägt auch dieser Verkäufer keine. Die Frage, ob er nicht den 2G-Nachweis kontrollieren müsse, schreckt ihn nur kurz auf. Kalt sei es heute, sagt er und reibt sich die Hände. "Wegen Corona?", sagt er fragend in gebrochenem Deutsch und ist froh, dass die Kundin wieder ohne Nachbohren von dannen zieht.

Im dritten Geschäft in der Praterstraße setzt man eine Maske auf, als die Kundin den Laden betritt, und ist freundlich um sie bemüht, trägt ihr Beratung an und ist charmant zum Plaudern aufgelegt. Von der Kontrollpflicht hat man gehört. "Gilt ab heute, oder?", fragt man halb die Kundin, halb sich selbst. Auf das Inspizieren eines Nachweises wird aber verzichtet.

Disziplinierte Innenstadt

Streng geht es in der Wiener Innenstadt zu. Zwei stämmige, dick vermummte Security-Männer bewachen den Apple Store. In einer Dessousfiliale entschuldigt sich eine übereifrige Verkäuferin dafür, Kundinnen versehentlich doppelt zu kontrollieren.

Kein Vorbei für Ungeimpfte und Ungenesene gibt es auch in einem Haushaltswarengeschäft. "Welcher Unternehmer will schon ein paar Tausend Euro Strafe riskieren?", meint ein Angestellter, nachdem er auch den Personalausweis inspiziert hat.

Weitaus schlimmer fürs Geschäft als diese Kontrollen seien die regelmäßigen Demonstrationen durch die City, gibt die Verkäuferin einer Geschenkboutique nahe des Stephansdoms zu bedenken. Sie selbst ersuche ihre Kunden schon seit langem um deren 2G-Nachweis. "Das ist nicht immer lustig, aber ein Beitrag, den wir Händler gegen die Krise leisten können." (Regina Bruckner, Renate Graber, Verena Kainrath 11.1.2022)