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Apple-Chef Tim Cook: bekommt üblicherweise, was er will.

Foto: Reuters

In einem ist man sich wohl bei allen Netzanbietern einig: So wirklich glücklich ist niemand mit Apples neuem "iCloud Private Relay"-Feature für iPhones. Verschleiert dies doch die via Safari abgewickelten Internetaktivitäten vor den Augen der Provider. Die Frage, wie man mit der neuen Situation umgeht, variiert aber stark.

Erste Sperren

Nachdem erst am Montag öffentlich wurde, dass sich mehrere Netzanbieter bei der EU-Kommission über Apple beschwert haben, gibt es nun bereits erste Hinweise auf aktive Blockaden gegen "Private Relay". So berichten etwa aus den USA einige T-Mobile-Nutzer davon, dass sich der Privatsphärenschutz auf ihrem iPhone nicht aktivieren lasse. Stattdessen gebe es einen Hinweis, dass "Private Relay" für den eigenen Mobilfunkvertrag deaktiviert sei.

Dieser Umstand sorgte schnell für Aufregung in den Medien, dem allerdings in Windeseile T-Mobile USA widersprach – zumindest so halb. Es gebe keine generelle Blockade für "Private Relay". Allerdings biete T-Mobile einige Dienste an, die unter Einsatz der Apple-Technologie schlicht nicht funktionieren – etwa der Kinderschutzfilter oder auch ein Virenschutz. Für all das braucht der Provider Zugriff auf das Surfverhalten der User. Wenn jetzt jemand einen dieser – optionalen – Services abonniert hat, dann werde "Private Relay" tatsächlich gesperrt, da man sonst den bezahlten Dienst nicht mehr anbieten könne.

Dass es auch T-Mobile US-Nutzer gibt, bei denen keiner dieser Services gebucht ist, und bei denen "Private Relay" trotzdem blockiert wird, erklärt der Mobilfunker auf andere Weise. Es handle sich dabei um einen Bug in iOS 15.2, den man mittlerweile auch bei Apple gemeldet hat. Die Ursache sei also ein Fehlverhalten in der iPhone-Software, das mit einem kommenden Update ausgeräumt werden sollte.

Europa

Unterdessen berichten auch Nutzer aus Europa von ersten Blockaden einzelner Mobilfunker. So teilte etwa ein Nutzer von Alditalk einen Screenshot, der eine solche Sperre zeigt. Aus Großbritannien melden sich wiederum User von EE mit ähnlichen Problemen zu Wort.

Hintergrund

"iCloud Private Relay" ist – zumindest derzeit – ein optionales Feature für bezahlende iCloud-Kunden.
Grafik: Apple

Bei "iCloud Private Relay" werden die Webaktivitäten (oder genauer: die Safari-Aktivitäten) von iPhone-Nutzern über zwei Server in der gleichen Region umgeleitet. Die Art des Aufbaus soll dabei einerseits garantieren, dass der Netzbetreiber nicht sieht, welche Seiten angesurft werden, andererseits aber auch dem Service-Betreiber das Tracken der User-Aktivitäten erschweren. Und auch Apple selbst bekomme dabei keinerlei Einblick in Nutzungsdaten, versichert der iPhone-Hersteller.

Das Ganze befindet sich seit einigen Wochen im öffentlichen Betatest, ist von Haus aus aber nicht aktiviert. Zudem ist es auf zahlende iCloud-Kunden beschränkt. Trotzdem führt dieses Feature bereits zu einiger Aufregung unter Providern. In dem einleitend bereits erwähnten Brief sprechen etwa mehrere große Netzanbieter davon, dass Apple die "digitale Souveränität Europas" unterwandere. Zudem würde so ein Feature die Betreiber von essenziellen Netzwerkdaten und Metadaten abschneiden, die für den effizienten Betrieb eines Netzwerks vonnöten seien.

Gelassenheit in Österreich

Bei österreichischen Netzanbietern gibt man sich hingegen deutlich gelassener. Auf Nachfrage betonten alle großen Anbieter bereits am Montag, dass sie keine Pläne hegen, "Private Relay" zu blockieren. Dass dann gewisse Features nicht mehr gehen, bestätigt man aber auch hier. So verweist etwa "3" auf den eigenen "Internetschutz", der durch das Apple-Privacy-Feature ausgehebelt wird.

Auch international muss sich erst zeigen, wie sich die Situation weiterentwickelt. Die aktuellen Berichte über Sperren scheinen jedenfalls alle entweder mit gebuchten Zusatz-Features oder mit Billiganbietern zusammenzuhängen. Letztere "optimieren" gerne den Netzwerkverkehr, um den Traffic zu minimieren – also etwa Bilder verkleinern – und so die Kosten niedrig zu halten. Das geht natürlich mit so etwas wie "Private Relay" nicht mehr – insofern ist eine Sperre dieses Dienstes nicht ganz überraschend. (apo, 12.1.2022)