Die Hitzewelle in Südamerika wird für Mensch und Tier belastend – hier in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires.
Foto: Enrique Garcia Medina / EPA

Während es im vergangenen Sommer etwa im Mittelmeerraum besonders heiß und trocken wurde, ist aktuell Südamerika der Hotspot der Erde: Auf der sommerlichen Südhalbkugel stehen im Laufe dieser Woche Temperaturrekorde an, wie der argentinische Wetterdienst (SMN) berichtet. In Chile und in weiteren Nachbarländern sei im Laufe der Woche mit bis zu 50 Grad Celsius zu rechnen.

Bereits am Montag wurden vielerorts Temperaturen von 40 Grad und mehr erreicht – eine Fortsetzung der seit Dezember überdurchschnittlich hohen Messungen. In den argentinischen Städten Tres Arroyos und Coronel Pringles im Osten kamen neue Höchsttemperaturen zustande. Am Freitag wird der Höhepunkt der Hitzewelle erwartet. Betroffen sind vor allem die Provinzen Buenos Aires, Córdoba, Santa Fe, Entre Ríos und Santiago del Estero.

Vorsichtsmaßnahmen

Möglich ist auch ein Hitzerekord in der Hauptstadt. Am Freitag könne es, wie die Zeitung "La Nación" schreibt, "einen der bisher heißesten Tage in diesem Jahrhundert" geben. Der bisherige Rekord liegt bei 43,3 Grad, die vor 65 Jahren, am 29. Jänner 1957, gemessen wurden. Landesweit kam Medienberichten zufolge bisher keine Messung an eine Ortschaft in der Provinz Córdoba heran, wo das Quecksilber im Thermometer im Jänner 1920 auf 49,1 Grad kletterte.

Die Bevölkerung wurde vorgewarnt: Man solle darauf achten, viel Wasser zu trinken, sich vor allem zwischen zehn und 16 Uhr möglichst wenig körperlich zu betätigen und in helle Kleidung zu hüllen. Auch nachts dürfte es nur wenig kühler werden. Gerade für junge, ältere und vorerkrankte Personen kann die Hitze eine enorme zusätzliche Belastung sein und für unterschiedliche Probleme sorgen, aber auch bei ansonsten gesunden Menschen: von Herz-Kreislauf-Problemen über Schlaganfälle bis hin zu neurologischen Erkrankungen.

Ernteausfälle

Längerfristig könnte die Hitzewelle außerdem für Schwierigkeiten in der Nahrungsmittelverteilung und Wirtschaft sorgen. Neben den hohen Temperaturen sind gleichzeitig nur sehr wenige Regenschauer angekündigt. Schon seit Wochen sind die Besitzer von Soja- und Maisfeldern in Sorge aufgrund der schwierigen Witterungsbedingungen. Sie befürchten enorme Ernteausfälle.

Das könnte auch internationale Folgen haben. Immerhin ist Argentinien weltweit der zweitgrößte Maisexporteur und für einen Großteil der Versorgung mit Öl und Mehl aus Sojabohnen verantwortlich.

Globaler Trend

Wetterexperte Marcus Wadsak (ORF) rechnet mit einer "unfassbaren und extrem problematischen Hitzewelle". Nicht nur in Österreich sind in den vergangenen Wochen besonders milde Wintertemperaturen aufgefallen, womit ein Trend fortgeführt wird: Dem EU-Messdienst Copernicus zufolge waren die vergangenen sieben Jahre die heißesten seit dem Beginn der umfassenden Aufzeichnungen 1979.

Im Jahr 2021 wurden etwa auf Sizilien mit 48,8 Grad und in der Türkei mit 49,1 Grad Hitzerekorde gebrochen. Neben den schwerwiegenden Waldbränden, die unter anderem im Mittelmeerraum wüteten, war auch Nordamerika stark betroffen: In den USA und Kanada starben mehrere Menschen aufgrund der extremen Hitze. In Kanada kamen erstmals Temperaturen an 50 Grad heran, im Juli maß man die jahres- und weltweite Höchsttemperatur von 54,4 Grad im kalifornischen Death Valley. (sic, 12.1.2022)