Kevin Whelan von den Wrens ist nun tonangebend bei der Band Aeon Station und ihrem Album "Observatory".

Foto: Sub Pop

Ein Nachtrag zu 2021 sei noch erlaubt, bevor hoffnungsfroh nur noch die Zukunft Thema sein soll. Doch allein die Zeitlosigkeit dieser Musik und ihre Entstehung abseits kommerzieller Jahreszeiten wirkt ja wie eine Carte blanche. Es soll um das Album Observatory von Aeon Station gehen, das ist Ende letzten Jahres erschienen.

Hinter Aeon Station steckt Kevin Whelan, eine der tragenden Säulen von The Wrens. Kenner des Indie-Rock-Universums speicheln jetzt bereits. Handelt es sich doch um eine nachgerade mythische Gruppe aus New Jersey, die in über 30 Jahren Existenz nur vier Alben veröffentlicht hat, zugleich Zuschreibungen wie "beste Live-Band der Welt" sammelte wie andere Bierdeckel.

Ein abgelehnter Millionen-Dollar-Deal findet sich ebenso in der Bandbiografie wie Schreibblockaden, lange Auszeiten, mentale Zusammenbrüche und Alben, die heute um hunderte Dollars ihre Besitzer wechseln. Ach ja, eines noch: Und an ihrer statt hat RCA einst eine Band namens The Strokes unter Vertrag genommen.

Kultisch verehrt

Darunter litt über die Jahrzehnte die Bandchemie, nun hat Kevin Whelan das Heft in die Hand genommen und dieses Album veröffentlicht, das jenen der Wrens in nichts nachsteht. Immerhin sind die handelnden Personen abseits des Sängers und Gitarristen Charles Bissell gleich geblieben. Und noch mit drei Vierteln der Originalbesetzung bricht sich ein Fanatismus den Weg, der jene hymnischen Songs hervorbringt, für den The Wrens kultisch verehrt werden.

Sub Pop

Observatory braucht ein wenig: Der erste Song geht als Intro durch, der zweite balladiert gemächlich, erst mit Fade, dem dritten, bricht der Damm, und es folgt ein herzerwärmendes Indie-Rock-Meisterwerk, das Vergleiche mit Built To Spill oder R.E.M. rechtfertigt – das Ganze mit eigener Handschrift.

Wer eine Top-Ten-Liste von 2021 ohne Aeon Station geschrieben hat, muss jetzt leider noch einmal von vorn beginnen. Tja. So schaut's aus. (Karl Fluch, 11.1.2022)