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Onkel Goran, Mutter Dijana, Vater Srdjan und Bruder Djordje bei einer Pressekonferenz in Belgrad.

Foto: REUTERS/Zorana Jevtic

In den vergangenen Tagen wurden auch jene Medienkonsumenten, die keinerlei Interesse am professionellen Tennis oder an australischen Einreisebestimmungen haben, hervorragend unterhalten. Novak Djokovic sei Dank, kann die Weltöffentlichkeit an der toxischen Dynamik einer Balkanfamilie teilhaben, live und großteils ungefiltert.

Ein rechthaberischer und dominanter Vater, eine dauerbesorgte Mutter, eine Schwiegertochter, die esoterisches und neumodernes Zeug verbreitet, und der Sohn, der recht infantil agiert und zwischen der Übergriffigkeit der Eltern und dem Druck der Ehefrau zerrieben wird. Nach innen herrscht ein strenges Regime, es wird hart und erbarmungslos kritisiert. Nach außen werden die Söhne, und manchmal sogar die Töchter, in den Himmel gelobt.

Kommt man vom Balkan, ist das ein recht landläufiges Szenario, eine Konstellation, in der man seit Generationen lebt, leidet und überlebt.

Ist der erfolgreichste Spross der Familie der beste Tennisspieler der Welt, dann spitzt sich die Dynamik verständlicherweise ein wenig zu.

"Jesus wurde gekreuzigt, und sie haben ihm alles Mögliche angetan. Er hat es ausgehalten. Sie versuchen auch, Novak zu kreuzigen, ihn zu demütigen, auf die Knie zu werfen, ihm alles Mögliche anzutun. Und er wird es aushalten."

Gut, so weit, ihre Söhne mit Jesus und sich selbst indirekt mit Gott zu vergleichen, gehen wohl die wenigsten Balkanväter. Gegenüber Srdjan Djokovic, dem Vater des Tennisstars, sollte man aber Milde walten lassen. Schließlich spricht er seine leidenschaftlichen Worte am Vorabend des serbisch-orthodoxen Weihnachtsfestes aus. Nichts ist da naheliegender als Jesus-Vergleiche.

Dijana Djokovic, die Mutter des Siegers von 20 Major-Turnieren, tat auch nur das, was eine richtige Balkanmutter immer und fortwährend tut – sich um das körperliche Wohl des Sohnes sorgen: "Er ist in einer schrecklichen Unterkunft. Ein Hotel für Einwanderer, voller Flöhe und mit schrecklichem Essen", sagte sie mit leidender, aber auch kämpferischer Miene.

Und die Schwiegertochter Jelena? Sie schweigt derzeit, so wie es sich für ein gute "snajka", also Schwiegertochter vom Balkan, schickt. Im passenden Moment wird sie dann eine bissige Bemerkung zischen. (Olivera Stajić, 12.1.2022)