Jerome Powell soll US-Notenbankchef bleiben. Nach einer Affäre um Wertpapiergeschäfte wird sich das Direktorium aber neu aufstellen.

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Angesichts der immer weiter kletternden Preise in den USA hat US-Notenbankchef Jerome Powell der Inflation den Kampf angesagt. "Wir wissen, dass die hohe Inflation ihren Tribut fordert", sagte der Fed-Präsident in einer Rede am Dienstag. Die gestiegenen Kosten für Lebensmittel, Wohnungen und Verkehr träfen besonders die sozial Schwachen. "Wir werden unsere Instrumente nutzen, um die Wirtschaft und einen starken Arbeitsmarkt zu stützen und um zu verhindern, dass sich die Inflation festsetzt."

An den Märkten wird spekuliert, die Fed könnte schon im März die Zinswende einleiten und sich gegen die stark steigenden Preise stemmen. Die US-Teuerungsrate ist im November auf 6,8 Prozent geklettert – der höchste Wert seit 1982. Für die am Mittwoch anstehenden Daten für Dezember erwarten Experten einen Anstieg auf dann 7,0 Prozent. Aus der Corona-Krise resultierende Lieferprobleme, Materialengpässe und geradezu explodierende Energiekosten heizen die Inflation an.

"Die Federal Reserve arbeitet für alle Amerikaner", betonte Powell, der die Fed seit Anfang Februar 2018 führt. Er sei den Prinzipien von Transparenz und klarer Kommunikation verpflichtet und suche aktiv den Austausch mit den Parlamentariern: "Ich verpflichte mich, diese Praxis fortzusetzen, falls ich für eine weitere Amtszeit bestätigt werde." Präsident Joe Biden hat Powell für ein weiteres vierjähriges Mandat nominiert. Der Republikaner muss dabei erneut vom Senat im Amt bestätigt werden. Als Teil des Verfahrens muss er den Abgeordneten des Bankenausschusses Rede und Antwort stehen.

Neuaufstellung der Bank

Am Donnerstag wird auch seine designierte Stellvertreterin Lael Brainard vom Ausschuss angehört. Die langjährige Fed-Direktorin soll den jetzigen Vize Richard Clarida ablösen. Nach einer Affäre um Wertpapiergeschäfte tritt dieser vorzeitig ab. Medienberichten zufolge schichtete Clarida im Februar 2020 einen Tag vor einer wichtigen Ankündigung von Fed-Chef Powell sein Portofolio um. Zuletzt hieß es zudem, Clarida habe Ende Dezember seine finanziellen Angaben korrigiert. Die Vorgänge reihen sich ein in die Affäre um Handelsaktivitäten hochrangiger US-Notenbanker, die 2021 zum Rücktritt von zwei Fed-Führungskräften führte.

Biden ist bemüht, bei der Besetzung der vakanten Stellen im Direktorium der Fed für mehr Diversität zu sorgen – also mehr Frauen und Angehörige von Minderheiten zum Zug kommen zu lassen. Medienberichten zufolge ist die jüngst zur Direktorin bei der Fed Chicago ernannte Ökonomieprofessorin Lisa Cook eine heiße Anwärterin auf einen der Führungsposten. Zudem könnte die frühere Fed-Direktorin Sarah Raskin an ihre alte Wirkungsstätte zurückkehren. Als weiterer Kandidat für einen Direktorenposten gilt der afroamerikanische Ökonom Philip Jefferson. (APA, 11.1.2022)