Seit 50 Jahren ist Margrethe II. die Königin von Dänemark, den Färöer-Inseln und Grönland.

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Familienfoto im kleinen Kreis: Kronprinz Frederik, Prinz Christian, Königin Margrethe, Prinzessin Isabella, Prinz Vincent, Kronprinzessin Mary und Prinzessin Josephine im Mai 2021.

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Margrethe bei ihrem jährlichen Besuch in Grönland – hier im Oktober 2021.

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Sie nannte sich Margrethe II., um der skandinavischen Herrscherin Margrethe I. zu gedenken, die vor rund 700 Jahren regiert hat. Im September 2021 fand die Premiere eines Spielfilms über ihr Leben statt.

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Designerin Margrethe mit Kostümen und Dekor für die "Schneekönigin"-Ballettaufführung in Kopenhagen.

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Auch ihre Cousine dritten Grades, die Königin von England, feiert heuer ein Thronjubiläum – nämlich das 70.

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Der nächste König von Dänemark wird Margrethes Sohn Frederik. Aber das dauert wahrscheinlich noch.

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Für Margrethe war der 14. Jänner 1972 sicher kein Freudentag. Als sie um 19.50 Uhr zur Königin von Dänemark, den Färöer-Inseln und Grönland wurde, hatte ihr Vater seinen letzten Atemzug getan. König Frederik IX. starb nach einem Herzinfarkt im Beisein der Familie. Am darauffolgenden Tag erschien die neue Königin in Trauerkleidung am Balkon von Schloss Amalienborg im Zentrum Kopenhagens.

An ihrer Seite war der damalige Premierminister Jens Otto Krag, der vor der wartenden Menge am Platz dreimal ins Mikrophon rief: "König Frederik der Neunte ist tot. Lang lebe Ihre Majestät Königin Margrethe II." Die 31-jährige Monarchin kämpfte gegen die Tränen, als sie ihre erste Rede an das Volk verlas. Sie erwähnte dabei auch den Leitspruch ihrer Regentschaft, eine jahrhundertealte Tradition Dänemarks: "Guds hjælp, folkets kærlighed, Danmarks styrke." Auf Deutsch: "Gottes Hilfe, die Liebe des Volkes, Dänemarks Stärke."

Obwohl sie die erste Königin Dänemarks wurde, nannte sie sich "die Zweite". Damit will sie an Königin Margrethe erinnern, die vor fast 700 Jahren über Skandinavien herrschte. Dabei setzte sie nicht auf Krieg und Gewalt, sondern auf Diplomatie und Frieden. Die Kalmarer Union brachte Norwegen, Schweden und Dänemark mehr als 120 Jahre Frieden.

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Kronprinzessin nach Verfassungsänderung

Bei der Geburt von Margrethe II. war noch gar nicht klar, dass sie irgendwann Königin wird. Denn am 16. April 1940 – eine Woche nach dem Einmarsch von Nazideutschland in Dänemark – war die Thronfolge noch rein männlich und somit Prinz Knud, der Bruder von Frederik IX., der nächste an der Reihe. Doch als Margrethe Alexandrine Þórhildur Ingrid aus dem Hause Glücksburg zur Welt kam, war diese sowieso noch eine andere. Ihren dritten Namen Þórhildur verdankt sie dem Umstand, dass ihr Vater bis 1944 noch König von Island war, bevor dieses eine unabhängige Nation wurde.

Anlässlich des ersten Flugs von Scandinavian Airlines nach Los Angeles lud das Unternehmen 1960 Kronprinzessin Margrethe von Dänemark, Prinzessin Astrid von Norwegen und Prinzessin Margaretha von Schweden ein. Die Royals trafen unter anderem Dean Martin und Elvis.

Nach der Geburt des dritten Mädchens wurde König Frederik IX. klar, dass er keine männlichen Nachkommen haben wird, und er ließ 1953 die Verfassung zugunsten seiner ältesten Tochter ändern. Das bedeutete auch, dass Margrethe ihre Leidenschaft für die Archäologie nicht ganz ausleben konnte und nach einem Studium des Fachs an der University of Cambridge auch "klassischere" Studien absolvieren musste. Im dänischen Aarhus, an der Pariser Sorbonne und der London School of Economics and Political Science bereitete sie sich auf ihre Rolle als Monarchin vor – und fand in der britischen Hauptstadt auch ihre Liebe.

"Der Horizont stand in Flammen", soll Margrethe später über das erste Treffen mit dem Diplomaten Henri de Laborde de Monpezat gesagt haben. Bei einem Galadinner lernten sie den Sekretär an der französischen Botschaft in London kennen und heiratete ihn 1967. Die beiden Prinzen Frederik und Joachim folgten kurz darauf.

1967 heirateten Henri und Margrethe.
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Der mürrische Henrik

Für die Ehe konvertierte Henri zum evangelisch-lutherischen Glauben, nahm die dänische Staatsbürgerschaft an und änderte seinen Namen. Aus dem französischen Diplomaten Henri wurde der dänische Prinz Henrik – später Prinzgemahl. Und mit diesem Titel und seiner Rolle als Nummer zwei hinter seiner Frau haderte er bis zu seinem Tod. In seiner Autobiografie beschwerte er sich, dass er ab dem ersten Jahr dem dänischen Volk nichts recht machen konnte. Er trank Wein statt Bier, mochte Citroën und nicht Volvo und rauchte Gauloises und keinen Virginia-Tabak.

Begraben werden wollte Henrik nicht neben seiner Ehefrau. Seine Asche wurde deshalb privat beigesetzt (das Paar im Jahr 1991 auf Dänemark-Tour).
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Bis zu seinem Tod 2018 forderte er von Margrethe, dass sie ihn zum "Königsgemahl" mache – ein Titel, den es in europäischen Königshäusern nicht gibt. Und ließ festlegen – wohl bereits seiner fortschreitenden Demenz geschuldet –, dass er nicht neben seiner Frau im Dom zu Roskilde begraben werden möchte. Damit brach er mit einer jahrhundertealten Tradition. Seine Asche wurde privat beigesetzt.

Die "Vulkankönigin"

Abgesehen von den öffentlichen Granteleien von Henrik blieb das Leben Margrethes weitgehend skandalfrei. Ihre Beliebtheitswerte liegen regelmäßig über 80 Prozent, und man geht davon aus, dass sie auch eine Wahl zur republikanischen Staatspräsidentin gewinnen würde. Nur einmal schlug ihr ein wenig Unmut entgegen, als sie 2015 rauchend neben ihren Enkelkindern abgelichtet wurde.

Die kleine Prinzessin Isabella an einer Hand, die Zigarette in der anderen, fanden die Däninnen und Dänen nicht so lustig. Hatten sie ihrer Königin zwar nachgesehen, dass sie fast 60 Zigaretten täglich rauchte und das früher einmal sogar auf der Asthmastation eines besuchten Krankenhauses, war dieses Bild zu viel. Die Monarchin mit dem Beinamen "Vulkankönigin" verzichtet seitdem auf das Rauchen in der Öffentlichkeit.

Die offizielle Briefmarke anlässlich des Thronjubiläums.
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Die künstlerische Königin

Prinzipiell ist Margrethe eine Frau der vielen Talente, die sie auch neben ihrem Hauptberuf Königin auslebt. Sie spricht neben ihrer Muttersprache Dänisch auch Englisch, Deutsch, Französisch und Schwedisch fließend – und kann sich auf Färöisch verständigen. Außerdem ist sie künstlerisch begabt und auch als Grafikerin, Malerin und Übersetzerin bekannt. So illustrierte sie unter dem Pseudonym Ingahild Grathmer im Jahr 1977 die dänische Ausgabe von "Herr der Ringe". 2009 designte sie die Kostüme und den Dekor für den Film "Die wilden Schwäne" nach Hans Christian Andersen, und im kommenden Jahr sind ihre Designkreationen in der Netflix-Verfilmung von "Ehrengard" zu sehen, einem Buch von Karen Blixen.

Immer wieder wurden ihre Bilder auch in großen Ausstellungen gezeigt. Etwa Anfang 2012 im führenden Museum Arken in Kopenhagen. Vor der Pressekonferenz zur Ausstellung gab die Königin an, wirklich nervös zu sein. Dänemark zu repräsentieren ist für sie eben Alltag, persönliche Werkschauen eher nicht. Sie stellte auch immer wieder klar, nur ambitionierte Hobbykünstlerin zu sein. Und ebenso fielen auch die Kritiken aus. Eine "gute und tüchtige Künstlerin" wurde sie in der "Jyllands-Posten" genannt. Vom britischen "Guardian" wurde sie im Jahr 2013 unter die 50 bestangezogenen Personen über 50 gewählt – weltweit.

Dass Königin Margrethe II. mit ihren 81 Jahren kürzer treten möchte, zeichnet sich noch nicht ab. Die Feierlichkeiten zu ihrem 50. Thronjubiläum hat sie schon einmal auf den 10. und 11. September verlegt. Das Volk soll auch etwas davon haben – und wegen der Corona-Pandemie sei das eben im Jänner nicht möglich. (Bianca Blei, 14.1.2022)