Könnte Fortpflanzung unabhängig vom Geschlecht möglich sein? Kann man aus menschlichen Zellen Embryonen entwickeln, die in einer portablen Gebärmutter, von den künftigen Eltern umsorgt, ihrer Geburt entgegenwachsen? Klingt nach Mary Shelley oder Samanta Schweblin, das Gedankenexperiment stammt aber von Laura Naumann und ist Kern ihres Stücks Mit freundlichen Grüßen – Eure Pandora, das soeben im Kosmos-Theater Wien seine österreichische Erstaufführung erlebte.
Fünf Frauen überlegen darin, wie sie dem Patriarchat entkommen: eine Mutter (Sonja Romei) mit Tochter (Lara Sienczak), deren Freundin (Elena Wolff), eine Popsängerin (Christina Scherrer) mit zigtausenden Twitter-Followern und eine – unter allerlei Wams – von unaufhörlichem Juckreiz geplagte Frau mythologischer Herkunft (Maria Hofstätter). Sie trägt den Namen Baubo und gilt als personifizierte Sexualität.
Straffe Form
Sie alle haben die Nase voll von geschlechtsspezifischer Benachteiligung und arbeiten in der poppigen Inszenierung von Paul Spittler an der Formulierung eines entsprechenden Manifests. Spittler überträgt die im Text vorgegebene straffe Form von Aufzählungen und Dialogpingpong lebendig auf die Bühne. Es saust nur so vorbei, hie und da schnappt man lustige Referenzen auf, etwa die Abwandlung eines legendären Marthaler-Titels: "murx den Patriarchen / murx ihn murx ihn / murx ihn ab".
Dann geht die Büchse der Pandora auf: Das Genexperiment scheint zu funktionieren. Und weil die Vulva keine Friedenstaube sei, wie es einmal heißt, wird für das Patriarchatsende auf lange Frist die Abschaffung des Mannes erwogen. Ist aber irgendwie doch nicht die Lösung, und ins Jammertal des Frauendaseins zieht zum Schluss kurzerhand die Morgenröte paradiesischer Wünsche. (Margarete Affenzeller, 12.1.2011)