Die Regierung hat am Mittwoch ein Paket mit Fördergeldern für den Schulbereich präsentiert

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Auch in manchen Kindergärten wird schon eifrig getestet, allerdings nicht überall. An den Schulen will die Regierung mehr Geld zur Abfederung pandemischer Defizite investieren, bei der mündlichen Matura gibt es dieses Jahr jedoch weniger Pardon. Schon früher kommen wichtige Prüfungen für Studierende, doch bis zum Semesterende werden viele die Uni nicht mehr von innen sehen. Ein aktueller Überblick quer durch Bildungslandschaft:

Schulen zwischen Corona-Tests und Matura

Von 58.000 Schulklassen befanden sich am Mittwoch laut Bildungsministerium rund 30 im Distance-Learning – in Wien wurden 19 Schulklassen in 13 Schulen geschlossen. Bis Dienstag seien rund 2300 Schülerinnen und Schüler positiv auf Corona getestet worden. Das könne sich aber noch erhöhen, sagte Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP); allerdings wohl nur unwesentlich. Generelle Schulschließungen schließt das Bildungsministerium derzeit aus. Schließlich gebe es in keinem anderen Bereich der Gesellschaft ein so enges Testkorsett wie in den Bildungseinrichtungen. Außerdem herrschen in allen Schulstufen strenge Corona-Regeln vor – etwa die Maskenpflicht im gesamten Gebäude.

Schulveranstaltungen, Sport, Treffen mit Gleichaltrigen – das alles sei in der Pandemie "zu kurz gekommen", sagte Polaschek. Neben den psychischen Auswirkungen sei auch der Unterrichtsstoff aufgrund von Distance-Learning und Co nicht zur Gänze durchgenommen worden. Mit einem "umfangreichen Maßnahmenpaket" wolle man hier ansetzen. Den negativen Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche solle damit entgegengewirkt werden. Rund 109 Millionen Euro will das Bildungsministerium den Schulen für Förderstunden bereitstellen – diese sollen in unterschiedlichem Ausmaß im Sommersemester angeboten werden.

Mündliche Pflicht

Für die Matura sollen rund fünf Millionen Euro für Fördermaßnahmen zur Verfügung gestellt werden. Die Matura-Regeln gab Polaschek zuvor auch schon bekannt. Durchaus überraschend: An der mündlichen Abschlussprüfung will der neue Minister festhalten; im Unterschied zu den letzten beiden Pandemiejahren müssen Schüler also wieder verpflichtend die mündliche Matura ablegen. Die Bundesschülervertretung kritisiert das und hätte sich erneut Freiwilligkeit erhofft. Manche Erleichterungen bleiben aber auch 2022: Die Endnote aus der achten Klasse wird einberechnet, zudem wird die thematische Breite bei der mündlichen Prüfung verringert. Die Abgabefrist für die Vorwissenschaftliche Arbeit wird erneut um zwei Wochen gestreckt, und bei der schriftlichen Matura haben die Prüflinge eine Stunde länger Zeit als in der Vor-Corona-Ära.

Zurück zum finanziellen Paket: Damit soll auch das Personal für Schulsozialarbeit verdoppelt werden. Den Bildungseinrichtungen werden dafür zehn Millionen Euro zur Verfügung gestellt werden. Das Geld soll aus EU-Mitteln kommen. Bei der psychosozialen Gesundheit werde man die Auswirkungen der Pandemie noch stark spüren, erklärte auch Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne). Besonders "die Jüngsten" in der Bevölkerung seien davon betroffen. Unter ihnen hätten psychische Erkrankungen stark zugenommen. Die Schulpsychologie sei bereits um 20 Prozent aufgestockt worden, sagte Mückstein. Dazu gebe es "einmalige Fördermittel" für Kinder und Jugendliche in Höhe von 13 Millionen Euro, da das Thema seitens der Regierung "höchste Priorität" genieße.

Kindergärten ohne flächendeckende Tests

Österreichweite Zahlen über gesperrte Gruppen in Kindergärten gibt es nicht. In Wien beispielsweise wurden bis Mittwoch 16 Gruppen in elf unterschiedlichen Kindergärten gesperrt. Bei 17.000 PCR-Tests von Kindergartenkindern wurden in Wien zu Wochenbeginn 121 positive Fälle entdeckt. Allerdings wird in der Hauptstadt (wie in den anderen Bundesländern) in der Elementarpädagogik nicht flächendeckend getestet.

Wird im Kindergarten eine Ansteckung gefunden, ist das Vorgehen jedoch ein anderes als in den Schulen. In Letzteren muss die kommenden fünf Tage getestet werden – findet man weitere Infektionen, werden die Klassen bekanntlich gesperrt. Bei den Kleinsten kommt es hingegen ab dem ersten positiven Fall zur Gruppenschließung für fünf Tage?. Der Grund liegt in den allgemeinen Quarantäneregeln: Von der Absonderung sind nur Kontaktpersonen ausgenommen, die geboostert sind – bei Kindern unter zwölf reicht die Zweitimpfung – oder wenn sie während des Treffens Maske getragen haben. In den Kindergärten gilt keine Maskenpflicht, die Impfrate ist niedrig, für unter Fünfjährige ist schließlich noch kein Impfstoff zugelassen.

Off-Label

Wann ein Vakzin für Zwei- bis Vierjährige kommt, ist noch nicht klar. Biontech/Pfizer gab bekannt, dass wahrscheinlich Ende März oder Anfang April Daten dazu vorliegen werden. Erst im Dezember 2021 hatte das Unternehmen jedoch mitgeteilt, dass die bis dahin durchgeführten Studien keine ausreichende Antikörperantwort gezeigt haben. Die Dosis für die Zwei- bis Vierjährigen war mit drei Nanogramm festgelegt worden – fast ein Drittel jener für Fünf- bis Elfjährige.

Einige Kinderärztinnen und -ärzte impfen bereits jetzt die Gruppe der unter Fünfjährigen. In Wien, hier hatte man bereits die unter Zwölfjährigen "off label" – also bevor ein Impfstoff zugelassen war – in den Teststraßen gestochen, will man auf bessere Daten aus den USA warten. Sobald es diese gibt, gebe es aber keinen Grund, dass sich das Vorgehen vom damaligen bei den unter Zwölfjährigen unterscheidet, heißt es aus dem Büro von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ). Rund 25 Prozent der unter Fünfjährigen haben in Wien den ersten, 18 Prozent den zweiten Stich erhalten.

Hochschulen: Digitale Formate dominieren

Als Mitte November der mittlerweile längst wieder aufgehobene bundesweite Lockdown verhängt wurde, haben die Universitäten ihren Lehrbetrieb vor Ort weitgehend eingestellt und in den digitalen Modus verlagert. Freiwillig, weil die Hochschulen von den allgemeinen Corona-Regeln ausgenommen sind und ihre Maßnahmen jeweils selbst festlegen dürfen. Diese blieben seit damals im Wesentlichen gleich und werden sich auch bis zum Semesterende Ende Jänner nicht mehr ändern, wie eine Rundschau durch die Uni-Richtlinien zeigt. Auch im nunmehr vierten Pandemiesemester wird am Ende Distance-Learning für Studierende also die dominierende Form des Unterrichts gewesen sein. Fast an allen Standorten werden nämlich die Lehrveranstaltungen auch in den kommenden Wochen wegen der Omikron-Welle großteils online abgehalten. Das betrifft nicht nur Vorlesungen, sondern auch das Gros der Seminare. So etwa an der Uni Wien, der Uni Linz oder der Uni Klagenfurt.

Autonomie und Koordination

Ganz zu bleiben die Hörsäle und Übungsräume aber nicht, denn Kurse, die digital nicht einmal annähernd ersetzbar sind, können mit Präsenz stattfinden. Paradebeispiel dafür sind Laborpraktika und künstlerische Übungen. Beim Betreten der Hochschulen gilt an der Uni Klagenfurt die 2G-Vorgabe, sonst fast überall 2,5G. Für das kommende Sommersemester wird in vielen Rektoraten jedoch derzeit intensiv über eine Verschärfung auf 2G nachgedacht, zumal dann ja schon die generelle Impfpflicht greifen soll. Ob es eine flächendeckend koordinierte Vorgehensweise der Unis oder gar des gesamten Hochschulsektors geben wird, ist aber noch unklar.

Jüngst schon nachgeschärft wurde vielerorts bei der FFP2-Masken-Pflicht, denn auch bei Referaten muss die Maske jetzt ständig oben bleiben, auf dem Gang und am Sitzplatz sowieso durchgehend. Das gilt ebenso an der Wirtschaftsuni Wien, die sonst aber durch einen deutlich lockereren Kurs auffällt. Dort sind Präsenzformate die Regel in der Lehre, auch Prüfungen sollen weitgehend vor Ort stattfinden. Die WU begründet das mit der Wichtigkeit der persönlichen Begegnung und sieht das gesundheitliche Risiko durch Masken und die hohe Impfquote der Studierenden hinreichend reduziert. Tatsächlich sind österreichweit mehr als 85 Prozent der Studierenden doppelt geimpft. Aktuelle Zahlen zur Quote der Booster-Impfungen liegen dem Bildungsministerium allerdings noch nicht vor. (Theo Anders, Oona Kroisleitner, Pia Kruckenhauser, 12.1.2022)