Als Fondsmanager sorgt Gernot Blümel für die Geldanlage der kleinen Leute.

Foto: Heribert Corn

Wien – Herausfordernd und abwechslungsreich war mit Sicherheit auch das Ministeramt im Finanzministerium: An die flache Hierarchie muss sich Finanzminister a. D. Gernot Blümel vermutlich erst gewöhnen. Die höhenverstellbaren Zirbenholztische, mit denen Superfund in Stelleninseraten neue Mitarbeiter in die Welt der Hedgefonds lockt, könnten für den früheren Wiener ÖVP-Chef hingegen ein echtes Asset sein – wie der "Tischwuzzler, Dish Tennis und gratis Frühstück mit Gebäck der Holzofenbäckerei Gragger & Cie.", die es im Ministerbüro in der Wiener Johannesgasse vermutlich nicht gab.

Gratisessen

Mit "gratis plant-based Lunch von Venuss, gratis FAEMA-Siebträger-Kaffee, Tee, Säften und Obst" lässt sich die Liste der Annehmlichkeiten, die Blümel als künftigem Geschäftsführer der Superfund Group zuteil werden, fortsetzen. Und: Auch ein Notebook (Dell XPS Notebook), Apple iPhone oder Samsung-Mobiltelefon bekommt der präsumtive Superfund-Chef gestellt. Aussagen wie jene im Ibiza-Untersuchungsausschuss, er habe keinen, sollten also der Vergangenheit angehören. Ohne Computer würde es bei dem nach Eigendefinition "ersten Hedgefonds für Privatanleger" vermutlich ungemütlich, setzt Superfund doch auf vollautomatisierte Computerhandelssysteme, wie es in der Stellenpräsentation heißt.

Mittagssport

Wie viel Zeit der neue Geschäftsführer in dem 1995 gegründeten Unternehmensreich von Superfund-Gründer Christian Baha für "Sport zu Mittag" (Laufstrecke am Donaukanal inkl. Street-Workout-Plätzen, Dusch- und Umkleidemöglichkeiten im Büro) ab März erübrigen wird können, bleibt abzuwarten.

Denn in seiner künftigen Funktion werde Gernot Blümel, der sich erklärtermaßen seiner Familie (zwei Kleinkinder) widmen wollte, "zwischen den Unternehmensstandorten in Wien, Tokio, Hongkong, New York, Vaduz und Zürich pendeln", heißt es in der Unternehmensmitteilung. Schließlich hat Superfund Niederlassungen in den USA, Europa und Asien, und Blümel soll die weitere internationale Expansion der überwiegend in Luxemburg domizilierten Superfund-Fonds forcieren.

Fit and proper?

Schwieriger als bei der körperlichen Ertüchtigung am Donaukanal könnte es mit dem Fit-and-proper-Test werden, der für Führungskräfte in Vermögensverwaltung, Finanz- und Bankbranche obligatorisch ist. In der im August auf der Superfund-Website veröffentlichten Stellenausschreibung standen denn auch "zumindest fünf Jahre Berufserfahrung in leitender Funktion in einer Bank, einer KAG (Kapitalanlagegesellschaft, Anm.) oder einem Unternehmen der Finanzbranche" ganz oben im Anforderungsprofil.

Wo Blümel selbige erworben haben könnte, war am Mittwoch nicht in Erfahrung zu bringen. Aber das Geschäftsleiterqualifikationsverfahren lässt sich bei Aufsichtsbehörden nachholen. Superfund betont, dass der Fit-and-Proper-Test nur für den gesuchten Österreich-Geschäftsführung Voraussetzung sei. Blümel als CEO der Superfund Gruppe von Investmentunternehmen verantworte internationale Strategie und Expansion.

Philosophie gefragt

Allfällige diesbezügliche Defizite dürfte Blümels letzter Job im Kabinett überwiegen. Superfund-Gründer Baha streut dem Ex-Finanzminister Rosen: "Superfund zählt zu den weltweit führenden Hochtechnologie-Unternehmen der modernen Finanzindustrie und bekommt mit Gernot Blümel einen CEO, der in der internationalen Finanzwelt exzellent vernetzt ist. Er wird sich mit frischer Energie als dynamischer wie auch umsichtiger Stratege bewähren."

Einfacher dürfte es für den studierten Philosophen mit der Superfund-Philosophie sein: "Allen Menschen jene Anlagemöglichkeiten zugänglich zu machen, die bis dahin nur Großinvestoren vorbehalten waren." Damit könne er sich "sehr gut identifizieren", sagt der einstige Säckelwart der Republik. (Luise Ungerboeck, 12.1.2022)