ORF-Redakteursrats-Vorsitzender Dieter Bornemann.

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Wien – Der ORF-Redakteursrat protestiert gegen "Einschüchterung" durch die FPÖ. FPÖ-Mediensprecher Christian Hafenecker warf dem ORF "Regierungspropaganda" und "Regierungshörigkeit" vor, weil Redakteurin Simone Stribl Innenminister Gerhard Karner gefragt hatte, was er mit Polizisten "tue, die Sympathien für Verschwörungstheorien, Coronaleugner, etc. haben?"

"Es ist unser Recht und unsere Pflicht kritische Fragen an Politikerinnen und Politiker zu stellen", reagierte darauf der ORF-Redakteursrat in einer Aussendung: "Dafür persönlich und öffentlich von einem Oppositionspolitiker angegriffen zu werden, zeigt, welches seltsame Medienverständnis bei der FPÖ herrscht. Offenbar sollen bei Pressekonferenzen nur mehr Fragen gestellt werden, die der FPÖ genehm sind. Wer dagegen verstößt wird – wie unsere Kollegin Simone Stribl – von der FPÖ gezielt eingeschüchtert und ihre Arbeit verunglimpft. Vorwürfe wie "Regierungshörigkeit" sind absurd und werden auf das Schärfste zurückgewiesen. Mit der Forderung nach disziplinären Konsequenzen für eine untadelige Journalistin hat der FPÖ-Abgeordnete selbst eine rote Linie überschritten."

Die Formulierung spielt auf Hafenecker an, der mit der Frage eine "rote Linie überschritten" sah.

Die Aussendung zeichnen der Vorsitzende des Redakteursrat, Dieter Bornemann, und seine Stellvertreter Peter Daser und Margit Schuschou.

Chefredakteur weist Angriffe zurück

Chefredakteur Matthias Schrom wies die Angriffe Hafeneckers ebenfalls zurück. Stribl sei eine "erfahrene, unabhängige und preisgekrönte" Innenpolitik-Journalistin. Dass sie für die Ausübung ihres Berufes von einer Partei angegriffen werde, zeuge von einem bemerkenswerten Verständnis von Journalismus: "Gerade in Zeiten vieler Falschinformationen und Fake News ist faktenbasierte Information ein sehr wertvolles Gut, weshalb sich die ORF-Information höchster Publikumszufriedenheit erfreut." Schrom weist den Versuch, ORF-Journalisten vorzugeben, welche Frage sie zu stellen haben und welche nicht, "entschieden zurück". (red, APA, 12.1.2021)