Dass sie ihren Blick nur in die Zukunft richten möchte, ist aus der Sicht von Susanne Raab (ÖVP) nur allzu verständlich – gibt es doch in der Vergangenheit einige Affären ihrer Partei, die derzeit die Gerichte beschäftigen. Stichwort Inseratenkorruption – und darüber möchte die neue Medienministerin lieber nicht sprechen.

Die Rechnung hat sie aber ohne ZiB 2-Moderator Armin Wolf gemacht. Er versuchte zumindest, Raab etwas Konkretes zu entlocken, indem er sie mit Zahlen konfrontierte. So erhielt das Boulevardblatt Österreich im Jahr 2020 von der Regierung umgerechnet auf die Leserschaft dreimal so viele Inserate wie DER STANDARD. Tja, es gebe "unterschiedliche Systeme" in den Ministerien und in den Bundesländern, umschiffte Raab die Frage nach der Begründung. Manche orientierten sich bei der Schaltung an der Auflage, manche an der Reichweite. Hier brauche es künftig gemeinsame Standards zwischen Bund und Ländern.

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"Sinnbefreites" Inserat

Inserate per se seien ja nichts Anrüchiges, wenn sie einen Informationsauftrag erfüllen. Welchen Informationsauftrag ein "sinnbefreites" Inserat, so Wolf, des Finanzministeriums zu einer noch nicht einmal beschlossenen Steuerreform erfülle, konnte oder wollte Raab nicht beantworten. Wie so vieles nicht.

Die Vergabe der Regierungsinserate an Qualitätskriterien zu koppeln sei jedenfalls ein Vorschlag, der auf dem Tisch liege, sagte Raab. Dort ist er allerdings längst verschimmelt. Bereits 2012 hat Publizistikprofessor Hannes Haas seine Studie präsentiert, in der er Qualitätskriterien definierte. Sie wolle als Politikerin nicht entscheiden, was ein Qualitätsmedium ist und was nicht. Muss sie auch nicht. Dafür gibt es ja die Wissenschaft. (Oliver Mark, 13.1.2022)