Thaddaeus Ropac gilt als der international bekannteste Galerist aus Österreich.

Foto: Stefan Faullend

Wien – Zahlreiche Lockdowns, Absagen von Kunstmessen, Transportprobleme und Reisebeschränkungen gehörten seit Beginn der Pandemie auch für den Kunsthandel zu den gängigen Herausforderungen. Der Internethandel bot eine Alternative, wovon Auktionshäuser mit bereits lange vor der Pandemie angebotenen Onlineversteigerungen effektiver profitierten als Galeristen und Kunsthändler.

Je nach Unternehmensgröße waren die Akteure in Österreich mehr oder weniger auf staatliche Hilfen angewiesen. Neben Kurzarbeit in unbekanntem Umfang wurden Covid-Hilfen für Fixkosten, Umsatz- oder Verlustersatz sowie der Ausfallsbonus beantragt.

In den Krisenjahren 2020 und 2021 wurden insgesamt 16 Millionen Euro an Zuschüssen überwiesen, wie die Finanzierungsagentur des Bundes (Cofag) auf Anfrage des STANDARD informiert.

2.660 Antragsteller

Zu den rund 2.660 dem Kunstmarkt zuordenbaren Antragstellern gehörten auch international renommierte Branchengrößen wie das Dorotheum oder der Galerist Thaddaeus Ropac. In beiden Fällen zeigen die mittlerweile für 2020 vorliegenden Jahresabschlüsse, dass die Geschäfte letztlich deutlich besser liefen, als anfänglich vielleicht befürchtet worden war.

Die gewährten Covid-Hilfen fielen hier eher in die Kategorie Zubrot. Massive wirtschaftliche Nöte, die über staatliche Subventionen hätten abgefedert werden müssen, sind rückwirkend nicht erkennbar, wie ein Blick in die Bücher belegt.

Umsatzersatz und Kurzarbeit

Der Bilanz der Galerie Ropac, mit Hauptsitz in Salzburg, ist für 2020 ein Umsatzerlös von 60,22 Millionen Euro zu entnehmen, der sogar deutlich höher ausfiel als in den drei vorangegangenen Geschäftsjahren (2019: 52,63 Millionen). Besonders gut lief das internationale Geschäft, bei dem der Erlös mit 58 Millionen Euro um fast sieben Millionen über dem Wert von 2019 lag.

Am Ende stieg das Ergebnis vor Steuern auf 26,42 Millionen Euro (2019: 23,39 Millionen) und der Reingewinn um 1,5 Millionen Euro auf 22 Millionen Euro. Zeitgleich hatte man Zuschüsse in der Höhe von etwas mehr als 604.000 Euro bezogen. Davon kamen rund 472.500 Euro über die Cofag, wie der EU-Datenbank zu entnehmen ist, in der staatliche Hilfen an Unternehmen von mehr als 100.000 Euro erfasst sind.

Einen deutlich höheren Jahresüberschuss als vor der Pandemie erzielte auch die Dorotheum GmbH & Co KG, die 2020 insgesamt 2,66 Millionen Euro an Covid-Hilfen bezog: Davon entfielen laut Bilanz 1,89 Millionen Euro auf Kurzarbeitsbeihilfen und weitere 763.000 Euro auf Umsatzersatz.

Die in Österreich erwirtschafteten Umsatzerlöse aus den vier Geschäftsbereichen, darunter auch das Kommissionsgeschäft mit Versteigerungen, waren zwar von 91 Millionen im Jahr 2019 auf 88,37 Millionen insgesamt etwas gesunken. Zeitgleich hatte die Pandemie aber im Detail auch das Pfandgeschäft befeuert.

Pfandgeschäft blühte

Diese über das Versetzen von Uhren, Schmuck oder Smartphones gewährten Mikrokredite nahmen viele in Anspruch, um finanzielle Engpässe zu überbrücken. Noch während des ersten Lockdowns im März 2020 hatte das Dorotheum für diese Finanzdienstleistung, die sonst über das in Österreich verteilte Filialnetzwerk läuft, einen Onlineservice implementiert. Mit 19,47 Millionen Euro warf das Pfandgeschäft 2020 mehr Erlös ab als zuletzt (2019: 18,62 Mio.; 2018: 18,11 Mio.).

Unterm Strich bescherte das erste Jahr der Pandemie dem Dorotheum einen überaus stattlichen Überschuss: Mit 15,33 Millionen Euro konnte man den Bilanzgewinn im Vergleich zu den Vorjahren (2019: 8,03 Millionen; 2018: 7,13 Millionen) sogar fast verdoppeln. Wie viel das abgelaufene Geschäftsjahr abwarf, bleibt vorerst unbekannt. Das Dorotheum hält sich mit der Bekanntgabe von Zahlen traditionell bedeckt, verlautbarte Mitte Dezember jedoch das "beste Jahr in der Geschichte des Unternehmens". Aufschluss, auch über etwaige "sonstige Erträge" wie Kurzarbeit, wird erst die im Herbst vorliegende Bilanz geben. (Olga Kronsteiner, 14.1.2022)