Elf Personen wurden im vergangenen Jahr in Wien Opfer eines Tötungsdelikts: neun Frauen, ein Mann und ein Kind. Die Täter waren alle männlich. Zu der Jahresbilanz äußerte sich am Donnerstag Polizeipräsident Gerhard Pürstl – und zwar äußerst positiv. Er sei ob der "bemerkenswerten" Zahl überrascht, weil man damit im bundesweiten Trend liege. Und das, obwohl Wien ja eine Großstadt sei.

Auch der Tatsache, dass es innerhalb von einem Jahr bei den Betretungs- und Annäherungsverboten zu einem Plus von fast einem Viertel kam, kann Pürstl etwas Positives abgewinnen: Das spreche für die gute Sensibilisierung der Beamtinnen und Beamten in dem Bereich.

Neun Frauen wurden 2021 in Wien Opfer eines Tötungsdelikts, die Täter waren alle männlich.
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Angesichts solcher Zahlen hat eine rosarote Brille im Gesicht des Polizeipräsidenten aber nichts verloren. Selbst wenn Wien eine vergleichsweise niedrige Mordrate hat – mehr als ein Drittel aller in Österreich getöteten Frauen entfielen letztes Jahr auf die Hauptstadt. Auch dass hier Tag für Tag rund zwölf Personen – in den allermeisten Fällen Männer – weggewiesen werden, weil sie als gefährlich eingestuft werden, ist ein alarmierendes Zeichen. Dass die Polizei bei den erwähnten Tötungsdelikten im Vorfeld fast nie eingeschaltet wurde, ebenfalls.

Dem obersten Polizeibeamten müssen hier also andere Worte einfallen. Etwa dass Gewalt ein in starker Weise männliches Problem ist. Oder dass in Zukunft noch mehr unternommen wird, damit häusliche Gewalt nicht zu Frauenmorden führt. (Lara Hagen, 13.1.2022)