No royal no more: Prinz Andrew gibt seinen HRH-Titel ab.

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London – Die britische Königin, Queen Elizabeth II, hat ihrem wegen Missbrauchsvorwürfen in den USA verklagten Sohn Prinz Andrew alle militärischen Dienstgrade und royalen Schirmherrschaften entzogen. Andrew werde sich in dem Prozess als privater Bürger verteidigen, teilte man am Donnerstag aus dem Buckingham-Palast in London mit. "Mit der Zustimmung und dem Einvernehmen der Queen wurden die militärischen Ränge und royalen Schirmherrschaften des Herzogs von York an die Queen zurückgegeben", hieß es in der Mitteilung. Auch soll Prinz Andrew nicht mehr den HRH-Titel tragen, berichtet die britische BBC. HRH steht für den Titel "His/Her Royal Highness".

Mehr als 150 militärische Veteranen hatten Großbritanniens Königin dazu aufgefordert, Prinz Andrew seine militärischen Titel abzuerkennen. "Offiziere des britischen Militärs sind den höchsten Standards an Redlichkeit, Ehrlichkeit und ehrenhaftem Verhalten verpflichtet", schrieben die ehemals ranghohen Vertreter der Royal Navy und der Armee sowie Kampfpiloten in dem am Donnerstag veröffentlichten Brief.

Prinz Andrew (61), der wegen Missbrauchsvorwürfen in den USA einer Zivilklage entgegensieht, habe diese Standards nicht erfüllt, lautet die einhellige Meinung der Verfasser des Briefs. "Wäre dies irgendein anderer ranghoher Militäroffizier, wäre es indiskutabel, dass er noch im Amt wäre", hieß es weiter in dem Schreiben. Man fordere die Queen daher auf, ihrem zweitältesten Sohn alle verbleibenden militärischen Titel und Ränge zu entziehen.

Prozess in New York naht

"Wir verstehen, dass er Ihr Sohn ist, aber wir schreiben Ihnen als Staatsoberhaupt und Oberbefehlshaberin der Streitkräfte", merken die Briefschreiber an. Diese Schritte hätten schon vor langer Zeit passieren können, sollten nun aber nicht länger aufgeschoben werden.

Ein Prozess gegen Prinz Andrew ist mit der Entscheidung eines Gerichts in New York am Mittwoch ein Stück näher gerückt: Der Richter lehnte die Einwände von Andrews Anwälten ab, die die Klage im Keim ersticken wollten. Die US-Amerikanerin Virgina Giuffre wirft dem Prinzen vor, sie vor rund 20 Jahren als 17-Jährige mehrfach sexuell missbraucht zu haben. Demnach wurde sie vom mittlerweile gestorbenen US-Multimillionär Jeffrey Epstein vermittelt.

Andrew weist die Vorwürfe kategorisch zurück. Seine öffentlichen Aufgaben als Mitglied der Royal Family hat der Drittgeborene und zweite Sohn der Queen schon seit Bekanntwerden der Vorwürfe niedergelegt, die militärischen Titel aber bisher behalten. (APA, 13.1.2022)