Damit die Holzperson nicht zerfällt, muss sie vor der Konservierung weiter unter Luftabschluss aufbewahrt werden.
Foto: HS2

Auf der Baustelle des Schnellbahn-Projekts HS2 rund 50 Kilometer westlich von London haben Archäologen eine gut erhaltene Holzstatue aus der Römerzeit entdeckt. Die 67 Zentimeter hohe und 18 Zentimeter breite Figur stelle einen äußerst seltenen Fund dar, sagte der Wissenschafter Iain Williamson.

Organische Materialien würden normalerweise nicht so lange überdauern. Der Stil der Schnitzerei und die tunika-artige Kleidung der Figur, die knapp über dem Knie endet, sowie Beifunde deuteten darauf hin, dass die Statue fast 2.000 Jahre alt sein dürfte.

Die 67 Zentimeter lange Holzfigur weist für ihr Alter nur wenige Beschädigungen auf – ein Sensationsfund in den Augen der Archäologen.
Foto: HS2

Gute Bedingungen unter Luftabschluss

Das Stück habe sich in einem feuchten Graben auf einem Feld befunden und sei dort vermutlich lange Zeit unter sauerstoffarmen Bedingungen gelegen. Das habe begünstigt, dass die Figur so gut erhalten sei, meinte der Wissenschafter. Außer der Figur wurden an der Stätte bei Twyford, Buckinghamshire, auch Tonscherben aus der Zeit zwischen 43 und 70 unserer Zeitrechnung entdeckt.

"Dies ist ein bemerkenswerter Fund, der uns mit unserer Vergangenheit konfrontiert", sagte Jim Williams von der Denkmalpflege-Behörde Historic England. "Diese Entdeckung hilft uns, sich vorzustellen, welche Art von Kunstwerken und Skulpturen auf Holz-, Pflanzen- oder Tierbasis zu dieser Zeit geschaffen worden sein könnten."

Video: Seltene Holzfigur aus römischer Zeit im Rampenlicht.
HS2 Ltd

Eine Gabe an die Götter?

Wie ein lebensnah gestalteter Holzarm, der 2019 vom Grund eines römischen Brunnens in Raunds, Northamptonshire, geborgen worden war, könnte die Holzfigur möglicherweise absichtlich als religiöse Opfergabe in dem Graben deponiert worden sein, spekulieren die Forscher.

Bauarbeiten an der Hochgeschwindigkeitstrasse HS2, die einmal London und den wirtschaftlich abgehängten Norden Englands verbinden soll, haben in der Vergangenheit schon häufig zu spektakulären Entdeckungen geführt. So kamen entlang der Strecke unter anderem die Überreste einer vornormannischen Kirche, ein römischer Münzschatz und jahrtausendealte Steinwerkzeuge ans Licht. (red, APA, 14.1.2022)