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Die FH Campus Wien reagiert auf Kritik an einem ihrer Weiterbildungslehrgänge.

Foto: Getty/esemelwe

Die Fachhochschule Campus Wien will den Weiterbildungslehrgang "Ganzheitliche Therapie und Salutogenese" kommendes Wintersemester nun doch nicht in der geplanten Form durchziehen. Nachdem DER STANDARD Ende Dezember berichtet hatte, dass sich im Curriculum zahlreiche Fächer – von Homöopathie über Anthroposophie bis Ayurveda – finden, die abseits der evidenzbasierten Medizin stehen, war es in den vergangenen Wochen zu heftigen Diskussionen über den seit 2018 bestehenden Masterlehrgang gekommen. Das Wissenschaftsministerium und die Agentur für Qualitätssicherung AQ Austria hatten daraufhin unter Berufung auf die aktuell noch lasche Rechtslage erklärt, dass für sie keine Handhabe zur externen Überprüfung des Lehrgangs und seiner Inhalte bestehe. Die Verantwortung liege rein bei der FH Campus, hieß es.

Aufbau und Inhalte überarbeiten

Die FH stellte sich zunächst voll hinter ihr Angebot und verwies dabei etwa auf die "Expertise" der in den Lehrgang involvierten Akademie für Ganzheitsmedizin (Gamed). In der Gamed ist auch der Lehrgangsleiter aktiv, der sich selbst als "Homöopath" wie auch als "Schulmediziner" bezeichnet. Zahlreiche weitere Lehrende sind in Alternativmedizinervereinen organisiert, die wissenschaftlich fragwürdigen Ansätzen anhängen.

Am Freitag zog die Fachhochschule jetzt erste Konsequenzen aus der schwelenden Diskussion. Die bereits seit Oktober laufende Bewerbungsphase für das kommende Studienjahr wurde gestoppt, es sind derzeit keine Bewerbungen von Interessenten möglich. Auch der Lehrplan samt Fächerliste ist online nicht mehr abrufbar.

Wie die FH dem STANDARD dazu mitteilte, soll das Curriculum überarbeitet werden: "Sachliche Kritik nehmen wir im Hinblick auf eine evidenzbasierte Weiterentwicklung unserer Ausbildungsangebote natürlich sehr ernst. Als Hochschule fühlen wir uns verpflichtet, die Qualität unserer Studien- und Weiterbildungsprogramme auf dem aktuellen Stand der Forschung zu sichern und auf Basis etablierter Prozesse stets zu verbessern." Rektorat und Geschäftsleitung hätten daher in Abstimmung mit der Lehrgangsleitung entschieden, über das Sommersemester "den Aufbau und die Inhalte des Lehrgangs zu überprüfen und weiterzuentwickeln." Zudem finde an der FH ohnehin ein kontinuierlicher Qualitätssicherungsprozess statt.

Breite Zustimmung wäre nötig

Ob der Lehrgang im Wintersemester unter geänderten Vorzeichen tatsächlich wieder starten kann, ist offen. Das wird auch davon abhängen, ob man die Mehrheit im Kollegium der FH von den Änderungen überzeugen kann. Im Kollegium sitzen neben dem Rektorat auch Vertreterinnen und Vertreter des gesamten FH-Lehrpersonals, der Studiengangsleitungen und der Studierenden. Laut Satzung müsste ein geänderter Lehrgang die Zustimmung des Kollegiums finden.

Leokadia Grolmus, ÖH-Vorsitzende der FH Campus, zeigte sich am Freitag über den Stopp der bisherigen Pläne erfreut. Geringfügige Modifikationen würden für ihre Zustimmung aber nicht ausreichen, solange sich der Lehrgang weiterhin mit einem Master of Science schmücken wolle, kündigt Grolmus an. "Wenn, dann muss es ein gänzlich anderer Lehrgang sein, der hohen wissenschaftlichen Standards entspricht." (Theo Anders, 14.1. 2022)