Manche Ärzte impfen auch schon Kinder unter fünf "off-label" – also ohne offizielle Zulassung. Und viele Eltern wollen ihre Kinder immunisieren lassen.

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Die Impfquote ist ein heißes Thema. Zwar ist Österreich führend, was die Drittstiche anbelangt: Über vier Millionen Menschen sind bereits geboostert. 75,04 Prozent der impfbaren Bevölkerung (Stand 14. Jänner) haben ein gültiges Impfzertifikat. Doch es gibt auch eine Gruppe, die laut Zulassung noch gar nicht geimpft werden kann: die unter Fünfjährigen. Sie sind dementsprechend besonders gefährdet, sich mit Corona zu infizieren.

Bei einem Vakzin für Zwei- bis Vierjährige werden zwar derzeit Studien durchgeführt, wann es kommt, ist aber noch nicht klar. Das Pharmaunternehmen Biontech/Pfizer gab bekannt, dass wahrscheinlich Ende März oder Anfang April Daten dazu vorliegen würden. Erst im Dezember 2021 hatte das Unternehmen mitgeteilt, dass die bis dahin durchgeführten Studien keine ausreichende Antikörperantwort gezeigt hätten. Die Dosis für die Zwei- bis Vierjährigen war mit drei Mikrogramm festgelegt worden, ein knappes Drittel der zehn Mikrogramm für Fünf- bis Elfjährige – und ein Zehntel der 30 Mikrogramm für Erwachsene.

Doch die Nachfrage nach der Impfung besteht, und einige Kinderärztinnen und -ärzte impfen bereits jetzt die Gruppe der unter Fünfjährigen. In Wien, wo bereits die unter Zwölfjährigen "off-label" geimpft wurden, bevor der Impfstoff zugelassen war, will man auf Daten aus den USA warten. Sobald diese vorliegen, gebe es aber keinen Grund, dass sich das Vorgehen vom damaligen bei den unter Zwölfjährigen unterscheide, heißt es aus dem Büro von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ).

Impfung "off label"

Tatsächlich haben in Wien schon einige unter Fünfjährige die Impfung bekommen, es gibt Kinderärztinnen und -ärzte, die diese "off label" verabreichen. Einer davon ist Dr. Peter Voitl, und er berichtet von guten Ergebnissen: "Wir haben bislang keine einzige relevante Nebenwirkung beobachtet. Es kann natürlich zu Schmerzen an der Einstichstelle kommen und gelegentlich zu einer grippalen Reaktion für einen Tag. Und nach der Impfung wird fünf Tage lang körperliche Schonung verordnet."

Voitl rät durchaus zur Impfung mit zehn Mikrogramm Wirkstoff, um eine Schutzwirkung für die Kleinsten zu generieren. Wichtig sei, dass die Eltern über die Datenlage aufgeklärt werden: "Die Mitteilung von Pfizer zur Zulassungsstudie ist sehr vorsichtig formuliert, gibt aber doch deutlich zu erkennen dass die Immunreaktion nach zwei Dosen mit drei Mikrogramm in der Gruppe der Zwei- bis Fünfjährigen zu gering ausgefallen ist. Es ist noch unklar, was das bedeutet. Möglicherweise wird eine Impfdosis von zehn Mikrogramm nötig sein, wofür aber die offiziellen Sicherheitsdaten fehlen."

Wichtig für Risikogruppen

Auch bei den Kindern gibt es Risikogruppen, für die eine Impfung wichtig ist. Kinder mit onkologischen Erkrankungen etwa, jene mit Immunsupprimierung wegen einer Krankheit oder einer Organtransplantation, weiters Kinder mit schweren rheumatologischen Erkrankungen oder mit einer schweren Lungenerkrankung wie zystischer Fibrose, erklärt Susanne Greber-Platzer, die Leiterin der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde am Wiener AKH: "Asthma gehört aber nicht zu diesen schweren Lungenerkrankungen." Auch neurologisch beeinträchtigte Kinder und jene mit Übergewicht gelten als gefährdet.

"Bei diesen Kindern kann man überlegen, die Impfung zu geben, vor allem wenn man sie nicht isolieren kann. Und es kann auch Sinn machen, deren Geschwisterkinder mit hohem Risiko impfen zu lassen." Davon abgesehen rät die Kinderärztin aber dazu abzuwarten: "Sobald die Studien vorliegen, prüft die EMA diese und erteilt die Zulassung. Für die aktuelle Omikron-Welle ändert die Impfung außerdem nur wenig, der Immunschutz muss sich ja erst aufbauen. Viel wichtiger ist der Drittstich bei den ab Zwölfjährigen. Der ist auch 'off-label', aber der Booster schützt belegterweise gut vor Erkrankung, deshalb würde ich ihn empfehlen."

Voitl dagegen empfiehlt die Impfung auch jetzt schon für alle Kinder: "Zuletzt haben immer wieder auch gesunde Kinder einen schweren Verlauf von Covid-19 entwickelt. Auch bei Long Covid gibt es keine definierten Risikogruppen. Der Impfstoff ist auch exzellent verträglich. Und ich erachte die Diskussion darüber, ob ein Kind denn 'chronisch krank genug' ist für eine Impfung, für problematisch." (Pia Kruckenhauser, 16.1.2022)