Wasser, Sauerstoff und Nahrung sollten in dem Spiel niemals knapp werden – sonst wird es unangenehm.

Foto: Simulam

"Moon Farming" ist ein Spiel für Menschen, die von klassischen Landwirtschaftssimulatoren auf der Welt genug haben – so lautet zumindest der Slogan des dahinterstehenden polnischen Indie-Studios Simulam, das neben dem Weltraumspiel demnächst auch den Jesus-Simulator "I Am Jesus Christ" veröffentlichen will. Der Landwirtschaftssimulator auf dem Mond soll jedenfalls in diesem Jahr erscheinen; seit Jahresanfang ist ein "Prolog" kostenlos spielbar, der Einblicke in das Gameplay liefert.

DER STANDARD hat sich das vielversprechende Projekt angesehen – und mit Teslas Cybertruck sind wir in dem Kontext auch gleich gefahren.

ThePlayWay

Mehr Survival-Game als Landwirtschaftssimulator

Der aktuell verfügbare Prolog kann als eine Art Tutorial gesehen werden, in welchem die geplanten Spielelemente ausprobiert werden können; die Entwickler wiederum wollen sich auf diese Art Feedback einholen, das sie in das fertige Produkt einbringen können.

Zu Beginn wirkt "Moon Farming" dabei so, als würde es nicht ganz das halten, was es verspricht: Die Parallelen zu einem Survival-Game wie "Conan Exiles" oder "Subnautica" sind deutlich größer als jene zum "Landwirtschaftssimulator 22". So kann man in diesem Spiel auch sterben und muss vor allem zu Beginn dafür sorgen, dass die eigenen Grundbedürfnisse gedeckt werden.

Dazu gehört, dass Sonnenkollektoren aufgestellt werden müssen, um Energie zu produzieren. Andere Geräte extrahieren schmutziges Wasser, das wiederum gefiltert werden muss – dazu braucht es die besagte Energie. Neben Trinkwasser werden auch Sauerstoff und natürlich Nahrung benötigt, um das eigene Überleben zu sichern.

Der beste Farmer der Welt

Und das ist auch der Grund, warum ich – dem Spiel zufolge "der beste Farmer der Welt" – ins All geschickt wurde: Denn um Nahrung für den Eigenbedarf herzustellen, müssen Pflanzen in Inkubatoren angebaut werden. Dazu braucht es Pflanzensamen, und natürlich müssen diese auch mit sauberem Wasser bewässert werden.

Die Solarzellen produzieren Energie, mit der Hacke werden Rohstoffe abgebaut.
Foto: Simulam

Die Inkubatoren und andere Objekte können in einem 3D-Drucker hergestellt werden. Dafür braucht es Rohstoffe, die mit verschiedenen Instrumenten auf dem Mond gesammelt werden – auch das kennt man aus den eingangs erwähnten Survival-Games.

Viele der genannten Objekte – vom Inkubator bis zum 3D-Drucker – können außerdem nicht im Freien, sondern nur im Inneren der Gebäude hinter entsprechenden Luftschleusen positioniert werden. Hierzu gibt es entsprechend einen Gebäudebau-Modus, in dem aus der Ich-Perspektive Stück für Stück eine eigene Mondbasis aufgebaut werden kann.

Auf Entdeckungstour

Im Rahmen des Prologs – und somit wohl dann auch im fertigen Spiel – ist es außerdem möglich, den Mond zu erkunden. Und weil die tote Mondlandschaft per se ein wenig fad wäre, wurden außerdem ein paar alte Basen fiktiver vorheriger Mondmissionen integriert. Und deren Erkundung nimmt Formen von Puzzlespielen im Sci-Fi-Setting an.

"Sokoban" in neuem Gewand.
Foto: Der Standard/Stefan Mey

So kam es gegen Ende des Prologs zu einem Meteoritenschauer, der mich in eine verlassene Basis trieb, in welcher ich wiederum ein System abschalten musste. Um dies zu erreichen, musste der Spieler verschiedene Rädchen in die richtige Position drehen, Objekte mit einer Gravity-Gun bewegen oder auch Kisten in einer Manier verschieben, die an eine Third-Person-Variante des Gaming-Klassikers "Sokoban" erinnert. Schwierig sind diese Rätsel nicht – aber eine nette Abwechslung zum restlichen Gameplay.

Neil Farmstrong und ein Cybertruck

Zu den entfernten Basen gelangt man mit Mars-Rovern und anderen Fahrzeugen – und das ist einer der vielen Punkte, an denen der recht schrullige Humor der Entwickler zutage kommt. So hat man unter anderem ein Exemplar von Teslas Cybertruck neben der Basis positioniert, das der Spieler auch fahren kann. Warum? Weil es auf der Erde nun einmal exzentrische Superreiche gibt, die gerne Fahrzeuge ins Weltall schießen. Vollkommen logisch also, dass da auch ein Cybertruck auf dem Mond steht. Ob das markenrechtlich geschützte Auto es dann auch ins fertige Spiel schafft, bleibt abzuwarten.

Auch das Dogecoin-Branding darf auf dem Cybertruck nicht fehlen.
Foto: Simulam

Abgesehen davon ist die KI ein zentrales Element, das den Spieler instruiert und so durch die ersten Stunden des Spiels führt. Dabei kommen oft schräge Wortspiele und andere schlechte Witze zum Einsatz. An einer Stelle verweist sie etwa darauf, dass es auf dem Mond (noch) keine Strafen wegen raudihaften Fahrens gebe und man daher mit dem Rover (oder dem Cybertruck) ordentlich Gas geben könne. An einer anderen Stelle wird der beste Farmer des Spiels anerkennend als "Neil Farmstrong" bezeichnet.

Was "Moon Farming" noch vertragen könnte

"Moon Farming" ist definitiv noch nicht fertig, es muss noch an so manchen Spielmechaniken geschraubt werden, die derzeit noch ein wenig unausgegoren sind: Das ständige An- und Abschalten der Luftschleuse nervt auf Dauer, die Physik des Springens könnte noch ein wenig mehr Mond-Schwerelosigkeit vertragen. Doch es entsteht der Eindruck, dass hier ein unterhaltsames Spiel für jene entstehen könnte, die ungewöhnliche Survival-Games lieben. Die Parallelen zum aktuellen "Landwirtschaftssimulator" sind hingegen überschaubar.

Wenn ich mir etwas wünschen könnte, dann sei angemerkt, dass hier – wie bei so vielen Simulatoren – eine VR-Unterstützung sicher Spaß machen könnte. Noch wichtiger wäre aber wohl ein Multiplayermodus, wie es ihn auch in anderen Spielen wie "Conan Exiles" oder natürlich "Valheim" gibt. Denn der Mond ist einsamer Ort – ihn gemeinsam mit Freunden zu erkunden und zu bewirtschaften würde den Spielspaß deutlich erhöhen. (Stefan Mey, 15.1.2021)