Das Corona-Beratungsgremium Gecko im Beratungs-Marathon – hier im Bild mit der Bundesregierung und den Landeshauptleuten Anfang Jänner.

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Wien – Das Corona-Beratungsgremium Gecko hat auf die Kritik an bisher fehlender Transparenz reagiert und am Samstag den gesamten Bericht zu seinen Beratungen vom Freitagnachmittag öffentlich gemacht. In dem Papier, das auf der Homepage des Kanzleramtes abrufbar ist, wird zunächst die aktuelle Situation zusammengefasst. Danach die Schlüsse des Gremiums wiedergegeben.

Aus dem Report geht hervor, dass das Gremium sich mit den jüngsten Rufen um eine Priorisierung bei den PCR-Tests ebenso wie mit der Forderung des Salzburger Landeshauptmanns Wilfried Haslauer auseinandergesetzt hat. Nur in einer dieser beiden Fragen gibt es aber auch eine Empfehlung. Eine letztgültige Entscheidung fehlt, diese liegt aber auch nicht bei Gecko.

Inzidenz bis 2.000

Zunächst aber zur Frage, wo Österreich in der Pandemie aktuell steht: Hier rechnen die Gecko-Modellierer weiterhin mit bis zu 20.000 Fällen in den kommenden Tagen. Daraus ergibt sich eine Inzidenz von 1.500 bis 2.000 Fällen pro 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner. Eine Steigerung vermutet man deshalb auch bei den Spitals- und Intensivbetten, wobei der Anstieg unter den Intensivfällen dem Modell nach noch relativ moderat ausfallen würde. Auffällig sei bei Omikron die deutlich höhere Rate asymptomatischer Fälle, heißt es weiter. Diese liege bei 15 Prozent, während sie bei der Delta-Variante noch nur 2,6 Prozent betragen hatte.

Was die Impfung betrifft, sieht man die Lage immer noch eindeutig: Zahlen würden belegen, dass das Risiko einer Einweisung in die Intensivstation für Menschen mit Booster-Immunisierung um 81 Prozent reduziert sei und dass auch zwei Impfungen weiterhin Schutz gegen schwere Erkrankungen böten.

Bei Viertstichen, wie sie aktuell in Israel schon vergeben werden, gibt man sich skeptischer. Erste Ergebnisse würden zwar darauf hindeuten, dass sie den Antikörperspiegel steigen ließen – wie lange der Schutz dann anhalte, sei aber unsicher. "Eine weitergehende Empfehlung (z.B. eben die Nächstimpfung schon nach 4 Monaten) wäre erst sinnvoll, wenn die ersten abgesicherten Studiendaten aus Israel und Großbritannien vorliegen", heißt es dazu. Was auf Omikron spezialisierte Booster betrifft, gibt es viel Unsicherheit. Offenbar sieht man das Ende des zweiten Quartals als Zeithorizont, zugleich lässt der Bericht Skepsis über den tatsächlichen Lieferzeitpunkt erkennen. Jedenfalls aber empfiehlt Gecko, schon jetzt Vorbereitungen für eine Verteilung aufzunehmen.

Rückkehr der Wohnzimmertests

Ein Comeback soll es für die Wohnzimmertests geben: In jenen Gebieten, wo Fallzahlen steigen und PCR-Testkapazitäten nicht ausreichen, könnten diese künftig wieder zum Einsatz kommen, heißt es in dem Report weiter – "bei Vorliegen qualitativ ausreichend guter Tests", die auch eine "ausreichende Sensitivität und Spezifität auch für die Omikron-Variante" aufwiesen. Ob diese aktuell vorhanden seien, muss aber offenbar noch geklärt werden. Die Testperson müssten dabei jedenfalls identifizierbar sowie die Ausstellung eines Zertifikates mit QR-Codes sichergestellt sein. Sollte es zu einer Überlastung des PCR-Testkapazitäten kommen, empfiehlt die Gecko eine Priorisierung von Testpersonen – vor allem in der Pflege, in Schulen und im kritischen Versorgungsbereich.

Bei den Lollipop-Antigentests in Kindergärten, die bereits in manchen Bundesländern verwendet werden, verweist die Gecko auf eine "eher geringe Sensitivität". Allerdings gebe es Hinweise darauf, dass Omikron im Rachen besser nachweisbar sei als andere Covid-Varianten. "Somit könnte sich auch die Sensitivität der Lollipop-Tests, die primär Speichel als Probenmaterial verwenden, verbessern". Wie auch bei den Erwachsenen-Tests gelte: Besser ein wenig sensitiver Test als gar kein Test – insbesondere bei symptomatischen Personen.

Beratungen am Samstag

Wie es mittel- und langfristig mit der Teststrategie weitergeht, damit wird sich Gecko neben Fragen zu Krankenhauskapazitäten und Medikamentenlogistik in den kommenden Wochen beschäftigen. Derzeit werden die Ergebnisse des Testgipfels, bei dem alle Labore und Vertreterinnen und Vertreter der Bundesländer eingebunden waren, evaluiert. Das Gremium wollte auch am Samstag noch einmal zu aktuellen Beratungen zusammentreten. "Gecko wird sich heute mit aktuellen Fragestellungen, darunter auch der Themenbereich 'Testen', auseinandersetzen", hieß es Samstagvormittag dazu aus dem Büro von Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) zur Agentur APA. Ergebnisse dieser Unterredungen waren vorerst noch nicht verfügbar. (etom, mesc, APA, 15.1.2022)