Das Promo-Video von Cryptoland wirft für manche mehr Fragen auf, als es Antworten gibt.

Foto: Cryptoland

Ein traumhafter Rückzugsort für Krypto-Liebhaber sollte es werden. Zwölf Millionen Dollar (10,5 Millionen Euro) würde es kosten, so die Organisatoren von Cryptoland, eine Fidschi-Insel zu kaufen und darauf ein Resort zum Netzwerken und Abhängen zu schaffen. Nach zahlreichen unangenehmen Fragen und Betrugsvorwürfen zog sich das Projekt vorerst aus der öffentlichen Debatte zurück.

Cryptoland

Animationsflop

Mit einem rund zehnminütigem Video wollten die Krypto-Evangelisten Max Olivier und Helena Lopez ihre ambitionierten Pläne potenziellen Kunden schmackhaft machen. Auf dem virtuellen Abbild der Insel Nananu-i-cake begrüßt der Coin Connie die ersten Besucher, die mit einem Helikopter am Strand der "weltweit ersten Krypto-Insel" landen. Connie erzählt die dazugehörige Idee hinter dem Projekt und spricht von einem "internationalen Hub für die Community, um dort zu leben, zu arbeiten, Spaß zu haben – einfach einen erstklassigen Krypto-Lebensstil zu führen." Cryptoland solle ein komplettes "Ökosystem" werden, das den "blühenden Krypto-Markt" repräsentieren soll. Ein Paradies "gemacht von Krypto-Enthusiasten für Krypto-Enthusiasten".

Die Hotspots der Insel würden an die Szene angelehnte Namen erhalten, etwa Crypto Beach, Cryptoland Bay oder das House of Dao. Ein weiteres Angebot der Krypto-Insel waren auch 60 kaufbare Landflächen auf den Blockchain Hills, jedes einzelne etwa 319 ETH teuer, umgerechnet rund 1,2 Millionen Dollar. Wer sich selbst als "Cryptolander King" bezeichnen wollte, der konnte sich ein solches Stück Land als Non-Fungible-Token sichern. Problematisch ist das deshalb, weil die Insel entgegen eigenen Aussagen, Cryptoland offenbar noch gar nicht gehört.

Zahlreiche Vorwürfe

Im November 2021 behaupten die Cryptoland-Organisatoren, die oben erwähnte Insel bereits erstanden zu haben. Nachdem die Insel jedoch auf mehreren Plattformen noch zum Kauf angeboten wurde, fragten mehrere Leute nach, wie das denn sein könne. In einem Discord-Chat im Dezember 2021 argumentiert Cryptoland: "Es ist ein laufender Prozess. Wir haben uns die Insel in Form eines Kaufvertrages gesichert. Damit ist sie für Cryptoland reserviert."

Auf Anfrage von "The Guardian" bestätigte der Immobilienmakler der Insel, dass die Zeit für den Kaufvertrag ausgelaufen und die Insel deshalb wieder auf dem Markt verfügbar sei. Das ist deshalb nicht unwichtig, da die Plattform bereits NFTs für die Insel beziehungsweise das Ressort verkauft.

Es gab noch zahlreiche andere Vorwürfe gegen das Projekt. Die "Financial Times" verglich Cryptoland bereits mit dem Betrugsfall Fyre Festival, auch wegen der dazu passenden Kryptowährung $CON – was die englische Abkürzung für Schwindel ist. Die Software-Entwicklerin Molly White wurde von den Initiatoren mit einer Unterlassungsklage gedroht, nachdem sie sich mehrfach lustig über das Projekt gemacht hatte und dem Projekt mehrere Informationslücken vorwarf. Selbst einige Artists beschweren sich auf Twitter, dass ihre Werke in dem Video von Cryptoland benutzt wurden, ohne dass man sie dafür bezahlt hätte.

Verteidigungshaltung

Nach zahlreichen Online-Diskussionen lenkt das Cryptoland-Team ein und gibt zu, dass die Debatte um ihr Projekt schnell eskaliert sei. Man wollte "Aufmerksamkeit erregen und das "Traumprojekt" umsetzen. In einem Statement Anfang Jänner bezeichnet sich Cryptoland als "Opfer geplanter Angriffe und Belästigungen", die das Projekt zum Einsturz bringen sollen. Die Anschuldigungen seien alle falsch und wer wirklich Interesse habe, der solle sich durch Eigenrecherche doch selbst ein Bild machen. Man könne auch jederzeit "höflich" bei Cryptoland bezüglich Informationen anfragen. (red, 16.1.2022)