Lange Zeit war die Partie hart umkämpft.

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Bratislava – Österreichs Handballmännern hat am Sonntag nicht viel auf die Überraschung gefehlt. Zwei Tage nach der enttäuschenden Auftakt-Niederlage gegen Polen hatte Rot-Weiß-Rot im zweiten EM-Vorrundenspiel lange den ersten Sieg in einem Bewerbsspiel gegen Deutschland in Reichweite. Schlussendlich mussten sich Nikola Bilyk und Co. in Bratislava aber 29:34 (16:15) geschlagen geben und sind vorzeitig ohne Chance auf den Aufstieg in die Hauptrunde des Turniers in Ungarn und der Slowakei.

Im Abendspiel setzte sich nämlich Polen mit 29:20 (14:11) gegen Belarus durch und fixierte dank des Auftaktsiegs über Österreich so wie Deutschland das Weiterkommen. Dem abschließenden Duell Österreichs in Vorrundengruppe D mit Belarus am Dienstag (20.30 Uhr/live ORF Sport +) kommt damit nur noch kosmetische Bedeutung zu.

"Haben gewusst, dass alles passieren kann"

"Natürlich bin ich enttäuscht. Es ist halt so bei einer EM. Aber wir haben auch gewusst, dass in dieser Gruppe alles passieren kann", meinte ÖHB-Teamchef Ales Pajovic in einer ersten Reaktion nach dem Blitz-Aus innerhalb von nur drei Tagen. "Wir müssen schauen, dass die Jungs gegen Weißrussland noch einmal die Motivation finden, es geht ja auch um Punkte für die (Setzung, Anm.) in der Qualifikation."

Dabei durfte Pajovic direkt nach dem Spiel seiner Truppe eigentlich ein durchaus versöhnliches Fazit ziehen. "Wir haben gezeigt, dass wir guten Handball spielen können, aber leider war das nicht genug", analysierte Pajovic da. "Die Jungs haben alles gegeben und gekämpft. Schade, dass wir gegen Polen nicht so gespielt haben. Wir haben alles probiert, heute war die Zeit, Deutschland zu schlagen, aber leider haben wir es geschafft."

Aggressiver Start

Österreich hatte sich die Fehler beim 31:36 gegen Polen zu Herzen genommen, startete wesentlich aggressiver, zog dem Gegner den Offensivnerv und lag nach sechs Minuten mit 3:0 in Führung. Deutschland musste nach einem positiven Corona-Test mit Rückraummann Julius Kühn einen der Besten beim mühsamen 33:29-Auftaktsieg über Belarus vorgeben, arbeitete sich in der Folge aber zurück und lag beim 6:5 (11.) erstmals vorne.

Das war zugleich lange der größte Vorsprung von Kai Häfner und Co. Österreich verzeichnete immer wieder defensive Ballgewinne – auch dank Goalie Golub Doknic, der sich gegenüber dem Auftakt stark verbessert zeigte. Und in der Offensive fand man mit variablem Spiel auch gegen eine offensivere Abwehr der Deutschen Lösungen, das zeigte sich auch in der Schützenliste: Flügel Sebastian Frimmel mit fünf Toren war Topwerfer vor der Pause, Kapitän Bilyk trat ebenso wie Flügel Robert Weber und Kreisläufer Tobias Wagner je dreimal in Erscheinung.

Bitteres Ende

Eine auf vielen Positionen umformierte deutsche Mannschaft musste froh sein, in der Schlusssekunde der ersten Hälfte noch auf 15:16 zu verkürzen, erwischte aber einen guten Start nach Wiederbeginn und lag in der 35. Minute erstmals mit zwei Toren vorne (19:17). Das reichte den Deutschen aber nicht, um sich richtig abzusetzen, Österreich kam in der 40. Minute wieder auf 20:20 heran.

Mit dem 24:21 nach fast einer Dreiviertelstunde schien die Truppe von Trainer Alfred Gislason eine kleine Vorentscheidung herbeigeführt zu haben. Österreich trotzte aber der "kürzeren Bank" und den finalen Strapazen, kämpfte sich noch einmal auf 25:26 (48.) heran. Damit war das Pulver aber verschossen. Spätestens mit dem 30:26 (51.) war die Partie für den Favoriten gelaufen, das Ergebnis fiel letztlich recht klar aus.

Gemischte Gefühle

Bilyk verwies auf die Steigerung gegenüber der Auftaktpartie, die zweite Spielhälfte sei aber nicht gut genug gewesen. "Die Mannschaftsleistung war heute definitiv besser. Wir haben in der ersten Halbzeit den Handball gezeigt, den wir spielen wollen. Damit können wir sehr zufrieden sein. In der zweiten Halbzeit verfallen wir leider ein bisschen in altes Muster. In Zukunft müssen wir lernen, es über 60 Minuten durchzuziehen", so Bilyk. "Im Großen und Ganzen war es auf jeden Fall besser. Jetzt haben wir noch ein Spiel, da werden wir jedenfalls alles reinhauen."

Tobias Wagner war trotz der lange Zeit ansprechenden Leistung enttäuscht. "Es war der Sieg drinnen, wir waren dran, am Schluss hat aber die Cleverness gefehlt. Aber wir müssen das Positive mitnehmen." (APA, 16.1.2022)