Windows 7: einfach nicht totzukriegen.

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Wenn sich Microsoft-Nutzer einmal an eine Windows-Version gewöhnt haben, dann bleiben sie auch bei ihr. Und zwar selbst dann, wenn der Hersteller keinerlei Updates mehr liefert. Dieser Effekt konnte schon rund um die Einstellung von Windows XP beobachtet werden und wiederholt sich nun bei Windows 7.

Zahlen

Zwei Jahre nach dem Supportende kommt Windows 7 laut den aktuellen Zahlen von Statcounter noch immer auf einen Marktanteil von fast 13 Prozent unter allen Windows-Versionen. Angesichts dessen, dass es laut Microsoft derzeit rund 1,3 Milliarden aktive User des Betriebssystems gibt, dürften weltweit also weiterhin deutlich mehr als hundert Millionen PCs mit Windows 7 im Einsatz sein – obwohl bei diesem schon lange keine Sicherheitsbereinigungen mehr durchgeführt werden und dementsprechend zahlreiche bekannte Lücken für Angreifer offen stehen.

Als "grob fahrlässig" bezeichnet diesen Umstand denn auch das Sicherheitsunternehmen Eset in einer aktuellen Aussendung. Alleine in Deutschland sei Windows 7 auf rund 2,7 Millionen Computern zu finden. Da in Österreich die prozentuale Nutzung von Windows-Versionen üblicherweise sehr ähnlich zu jener im Nachbarland verteilt ist, dürften es hierzulande auch noch immer mehrere hunderttausend User sein. Dabei schneiden beide Länder aber im internationalen Vergleich noch sehr gut ab, liegt doch der Windows-7-Wert bei Statcounter für Österreich "nur" bei 4,85 Prozent.

Akute Gefahr

"Eine Schwachstelle, beispielsweise in einem nicht mehr unterstützten Betriebssystem, genügt, und Angreifer haben den Fuß in der Tür sowie Dauerzugriff auf den Computer des Opfers", werden die Sicherheitsexperten von Eset deutlich. Wer auf diese Situation nicht reagiere, brauche sich dann auch nicht wundern, wenn Kriminelle den eigenen Computer übernehmen.

Für Unternehmen könnte ein solcher Vorfall übrigens teuer werden – sind sie doch durch die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) dazu verpflichtet, ihre Systeme sicher zu halten. Kommt es aufgrund von veralteter Software zu einem Datenleck, kann das eine Strafzahlung nach sich ziehen. Seit dem Ende des Supports wurden mehrere hundert Sicherheitslücken gemeldet, die auch Windows 7 betreffen und bei denen sich Angreifer aufgrund mangelnder Updates einfach bedienen können.

Zwar gibt es für Firmen sehr wohl noch die Möglichkeit, sich zumindest einen rudimentären Update-Support für Windows 7 zuzukaufen. Aufgrund der sehr hohen Preise, die Microsoft hier verlangt, dürfte sich die Nutzung dieses Angebots aber in Grenzen halten.

Gute Nachrichten

Zumindest kann Eset auch mit dem einen oder anderen Lichtblick aufwarten: Einerseits ist die Nutzung des ebenfalls nicht mehr unterstützen Windows 8 deutlich niedriger, hier geht es selbst in Deutschland nur mehr um ein paar hunderttausend Rechner. Zudem geht der Einsatz veralteter Windows-Versionen generell stark zurück; in Deutschland haben sich demnach 2021 rund zwei Millionen User für ein Upgrade auf eine aktuelle Softwaregeneration entschieden.

Dazu kommt, dass auch die Nutzung von Windows 8.1 stark rückläufig ist, dessen Support in rund einem Jahr ausläuft. Aktuell harren zwar weltweit immer noch mehr als drei Prozent der Windows-User bei dieser Version aus, angesichts des aktuellen Trends sei aber kein "Horrorszenario", wie es Eset nennt, analog zu Windows 7 oder Windows XP zu erwarten. Apropos XP: Dieses findet sich global gesehen auch noch immer auf 0,51 Prozent aller Windows-PCs – was ebenfalls mehreren Millionen PCs entspricht. In Österreich liegt dieser Wert hingegen nur noch bei 0,17 Prozent.

Windows 10?

Mit Spannung darf aber ein anderer Termin erwartet werden: der 14. Oktober 2025. Dann soll nämlich der Support für Windows 10 eingestellt werden. Und während die Systemanforderungen zwischen Windows 7 und Windows 10 kaum verändert wurden, hat Microsoft diese mit Windows 11 deutlich angehoben. Insofern müssen sich wohl viele der betroffenen Nutzer in den kommenden Jahren einen neuen Rechner anschaffen, wollen sie ihr System weiter sicher halten – außer natürlich, Microsoft verlängert den Support doch noch einmal. (Andreas Proschofsky, 17.1.2022)