Der Ausblick auf das Reisejahr 2022 bleibt durch Corona eingetrübt.

Foto: imago stock&people

Die Geschichte scheint sich nach 2020 und 2021 zu wiederholen: Die Pandemie hält uns in allen Bereichen in Atem. Gerade was die Urlaubsplanung betrifft, sorgt die aktuelle Corona-Welle wieder für Verunsicherung. Touristikerinnen wie Urlauber fragen sich: Können wir dennoch auf ein einigermaßen normales Reisejahr hoffen? Weil diese Frage seriöserweise nicht einfach zu beantworten ist, wollen wir es anhand von fünf Punkten versuchen, die das Reisejahr 2022 prägen werden.

Es bleibt unsicher

Die Corona-Zahlen und die daraus folgenden politischen Diskussionen über eventuelle Lockdowns prägen weiter das Verhalten der Urlauber. Hinzu kommt, dass auch die Corona-Entwicklung im Ausland alles andere als vorhersehbar ist, wie gerade die Omikron-Variante zeigt: Die Zahlen können praktisch überall in kurzer Zeit wieder dramatisch steigen. Das hat direkte Auswirkungen auf das Buchungsverhalten.

Um der bestehenden Unsicherheit entgegenzuwirken, setzen Reiseveranstalter auf vertrauensbildende Maßnahmen. So hat etwa Tui sogenannte Flextarife eingeführt. Mit dem entsprechenden Upgrade bei der Buchung können Kundinnen und Kunden ihre Reise bis einschließlich 15 (Pauschalreisen mit Charterflug und Hotel only) bzw. 29 Tage (Linienflug) vor Anreise ohne Angabe von Gründen flexibel umbuchen oder stornieren. Im Falle einer Stornierung wird der gesamte Reisepreis erstattet, verspricht man beim Reisekonzern.

Darüber hinaus sei mit "Tui Protect", das bei der Buchung von Pauschalreisen und Hotelbuchungen automatisch inkludiert ist, gewährleistet, dass man die anfallenden Stornokosten bis zu 1.500 Euro pro Person wegen angeordneter Quarantäne bei einem Covid-19-Verdacht oder einer Infektion vor der Reise übernehme. Und was, wenn es einen am Urlaubsort erwischt? Dann würden bei einer behördlich angeordneten Quarantäne zusätzliche Unterbringungskosten und Rückflugkosten bis 5.000 Euro übernommen, heißt es seitens Tui.

"Es gibt daher keine Notwendigkeit, mit der Buchung zu warten", rührt Tui-Österreich-Chef Gottfried Math die Werbetrommel. Wie sich die Buchungen 2022 entwickeln werden, dazu will Math allerdings keine Prognose abgeben, nur so viel: "Wir sind optimistisch, dass sich der Tourismus im Sommer auf das Niveau von 2019 erholen kann. Von 2021 wissen wir, dass deutlich später und kurzfristiger gebucht wird."

Es bleibt kompliziert

Diese Fragen werden Reisende auch heuer wieder bei der Urlaubsplanung begleiten: Welche Vorgaben gelten für die Impfung? Brauche ich einen Corona-Test? Wie alt darf der Test bei der Einreise sein? Welche Regeln gelten für Kinder? Muss ich bei der Rückkehr aus dem Urlaub in Heimquarantäne? Etc. Ständig wechselnde Regeln sind es, die viele Menschen vom Reisen abhalten. Davon sind Expertinnen und Experten überzeugt.

Wie in den Jahren davor gilt: informieren, informieren, informieren, bevor man eine Reise antritt. Quer durch die Branche lautet die Empfehlung, sich rechtzeitig vor der Buchung bzw. vor Reiseantritt über die Einreise- und Rückreisebedingungen auf den Websites der Ministerien zu informieren. Viele Reisende hätten sich bereits daran gewöhnt, sich vor Reiseantritt über Einreisebestimmungen zu informieren, sich zu registrieren oder testen zu lassen und ihre Impfnachweise vorzuzeigen, meint Math und stellt fest: "Die Beratungsintensität ist weiterhin hoch. Für eine Kundenbuchung ist weitaus mehr Aufwand nötig als vor Corona."

Der Nachholbedarf ist trotz allem hoch

Das zeigte zuletzt eine einschlägige Umfrage des Market-Instituts. Dort befragte man Ende Dezember 2021 1.000 Personen zu ihren Reiseplänen. Demnach wollten 39 Prozent heuer einen Winterurlaub planen. Dies sei der höchste Wert der jüngsten zehn Jahre, heißt es. Und 84 Prozent wollen in der Corona-Zeit verpassten Urlaub nachholen. Man spüre die Lust auf Urlaub, wie es Studienautor David Pfarrhofer zusammenfasst. Die Lust komme allerdings unter neuen Vorzeichen: Das Wichtigste bei der Buchung sind einfache Stornobedingungen, aber die Gäste sind nicht nur bereit, Einschränkungen wie Maskenpflicht oder Abstandsregeln zu akzeptieren – drei Viertel erwarten sogar Präventionskonzepte und die Einhaltung der Schutzbestimmungen.

"Ja, wir sehen einen starken Nachholeffekt", sagt Gottfried Math von Tui, "das hat sich vor allem in den Herbstferien und zu Beginn der Wintersaison gezeigt." Auch der Sommer sei für die Hauptmonate Juli und August gut "angebucht", wie er es ausdrückt. Momentan sei Omikron noch ein Unsicherheitsfaktor, man spüre aktuell eine Zurückhaltung bei Buchungen. "Der Trend zu kurzfristigen Buchungen wird sich jedoch fortsetzen", ist er überzeugt.

Welche Destinationen werden aus seiner Sicht besonders begehrt sein? "Aktuell sehen wir weiter eine starke Verlagerung der Reisen in die Mittelmeerländer. Griechenland und Spanien werden im Sommer 2022 wieder stark nachgefragt. Wir gehen davon aus, dass die Erholung des Geschäfts mit Langstreckenzielen etwas zeitversetzt kommt. Aber auch die Fernziele kommen zurück", sagt Math.

Reisen werden teurer

Im "Spiegel" wurden Anfang des Jahres Reiseexperten zitiert, die davon ausgehen, dass die Kapazitäten an Flügen und Hotels zunächst wegen Corona reduziert bleiben dürften. Käme dann aufgrund sich lockernder Bestimmungen viel Nachfrage in den Markt, könnte es später schwer werden, ein günstiges Angebot zu bekommen. Preissteigerungen wären die Folge, man rechnet mit einem "saftigen Plus von zehn bis 20 Prozent".

Gottfried Math schätzt die Lage so ein: "Dadurch, dass sich Menschen hochwertigere und längere Urlaube leisten, steigen die Ausgaben für den Urlaub insgesamt." Die Preise im Frühbucherzeitraum seien stabil, deshalb lohne es sich, den Sommerurlaub früh zu buchen. Ansonsten seien die Preistrends jedoch vom Urlaubsland abhängig. "Griechenland hatte im letzten Sommer eine sehr erfolgreiche Saison, daher gibt es eine leichte Preiserhöhung für Sommer. In den beliebten Autoreiseziele wie Österreich, Deutschland und Italien ist aufgrund der hohen Nachfrage zumindest für einen Teil der Hotels mit leichten Preissteigerungen zu rechnen, zum Teil auch inflationsbedingt. Mallorca zum Beispiel bleibt preisstabil", erklärt Math.

Welche Destinationen sind während der Semesterferien besonders gefragt? "Ägypten, Gran Canaria und Teneriffa. Im Vorkrisenjahr waren die Semesterferien um diese Zeit längst ausgebucht. Aktuell gibt es noch Plätze, die wir jetzt kurzfristig füllen", sagt Math.

Für Ungeimpfte wird es eng

Einige Länder haben eine vollständige Corona-Impfung längst zur Bedingung für einen Urlaub gemacht – ohne den Schutz warten zum Beispiel in Thailand lange Quarantänetage, die Urlaubsreisen sinnlos erscheinen lassen. Außerdem ist eine Teilnahme am öffentlichen Leben ohne eine Impfung an vielen Orten kaum noch vernünftig möglich. Das heißt: am besten impfen lassen und den Impfschutz regelmäßig auffrischen. Das raten nicht nur medizinische Experten auf der ganzen Welt, sondern auch die Reisebranche. Denn die Impfung schützt nicht nur, sie erleichtert auch das Reisen. (max, 17.1.2022)