Der Inselstaat Tonga ist nach dem schweren Vulkanausbruch weiter nahezu komplett von der Außenwelt abgeschnitten.

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Sydney – Der Vulkanausbruch vor der Küste der Pazifikinsel Tonga hat der Regierung zufolge drei Todesopfer gefordert, die Wasserversorgung erheblich beeinträchtigt und zu beträchtlichen Schäden auf mehreren Inseln geführt. Die Evakuierung der Inseln Atata, Mango und Fonoifua sei bereits angelaufen, gab die Regierung Tongas in ihrer ersten Stellungnahme seit dem Vulkanausbruch bekannt. Alle Häuser der ungefähr fünfzig Bewohner der Insel Mango seien zerstört worden, nur mehr zwei Häuser würden auf der Insel Fonoifua stehen, und die Insel Nomuka sei ebenfalls massiv von Verwüstungen betroffen.

Das Büro des Premierministers Siaosi Sovaleni bestätigte in einem Statement weiters, dass abseits der Britin eine 65-jährige Frau auf der Insel Mango und ein 49-jähriger Mann auf Nomuka ums Leben gekommen und mehrere Verletzte zu beklagen seien. Die Marine Tongas habe sich bereits auf den Weg zu den entlegen Ha'apai-Inseln gemacht, um diese mit Wasser, Nahrung, Zelten und Rettungssanitätern zu versorgen.

Die 50-jährige Britin, die mit ihrem Mann in Tongas Hauptstadt Nuku'alofa lebte, wurde von der Tsunamiwelle ins Meer gezogen, wie ihr Bruder am Montag britischen Medien berichtete. Zuvor war der Tod von zwei Frauen im mehr als 10.000 Kilometer entfernten Peru bekannt geworden, die durch ungewöhnlich hohe Wellen ertranken.

DreiTage nach dem Ausbruch des Vulkans Hunga Tonga-Hunga Ha'apai herrscht ansonsten noch immer völlige Unklarheit über das Ausmaß der Schäden in dem Pazifikstaat. Tonga war am Montag weiter nahezu komplett von der Außenwelt abgeschnitten. Die Telefonverbindungen sind unterbrochen, da ein unterseeisches Internetkabel bei dem Vulkanausbruch beschädigt wurde. Speziell zur Inselgruppe Ha'apai gebe es bisher keinen Kontakt, teilte Ocha am Dienstag mit.

Der Flughafen Fua'amotu, Tongas Tor zur Welt, sei bei der Katastrophe zwar nicht beschädigt worden, allerdings liegt nach UN-Angaben eine dicke Ascheschicht auf der Start- und Landebahn – Rettungsflüge sind daher erst in einigen Tagen möglich, da die Asche von Hand beseitigt werden muss. Neuseeländische und australische Marineschiffe sind in Richtung Tonga in See gestochen, an Bord befinden sich neben Lebensmitteln auch Wasseraufbereitungsanlagen.

Am Montag hatten beide Nachbarstaaten Flugzeuge nach Tonga geschickt, um die Situation aus der Luft zu erkunden. Die Streitkräfte veröffentlichten Aufnahmen, die farblose Landschaften unter einer dicken Ascheschicht zeigen.

Eine Aufnahme der neuseeländischen Luftwaffe zeigt die dicke Ascheschicht auf der Insel.
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Vulkan könnte weiter brodeln

Der Unterseevulkan könnte laut Experten weiter brodeln. "Ich glaube, dass er in den kommenden Tagen, Wochen oder Monaten erneut ausbrechen wird", zitierte der australische Sender ABC am Dienstag den Geochemiker Oliver Nebel von der Monash University in Melbourne. Gleichzeitig sei es aber unmöglich vorherzusagen, ob es einen weiteren Ausbruch der gleichen Intensität geben werde.

Das Problem sei, dass die Magmakammer in der Erdkruste dutzende Kilometer tief sein könne und niemand wisse, wie viel Magma sich noch in der Kammer befinde. "Das Einzige, was wir sagen können, ist, dass der Vulkan jetzt ausgebrochen ist. Also ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass darunter noch viel mehr Magma ist", erklärte Nebel. Jedoch sei das keine Garantie: Es habe in der Vergangenheit schon mehrere schwere Ausbrüche eines Vulkans in Folge gegeben.

Schwerster Ausbruch seit Jahrzehnten

Bisher drangen über Satellitentelefon nur bruchstückhaft Informationen von dem Pazifikstaat an die Außenwelt. Australien und Neuseeland schickten am Montag erste Aufklärungsflugzeuge los. Ersten Berichten zufolge ist die Westküste Tongas offenbar schwer von dem Vulkanausbruch betroffen.

Der Hafen in Tongas Hauptstadt vor und nach dem Vulkanausbruch.
Foto: AFP PHOTO / Satellite image ©2022 Maxar Technologies

Der Vulkanausbruch am Samstag war einer der schwersten seit Jahrzehnten und noch im weit entfernten Alaska messbar. In weitem Umkreis im Pazifik gingen Asche und saurer Regen nieder. Die Eruption führte zu Tsunamiwellen, die noch an weit entfernten Küsten von Japan bis in die USA zu bemerken waren. (red, APA, 18.1.2022)