Aktivisten hatten in Großbritannien gegen die Police, Crime, Sentencing and Courts Bill demonstriert.

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London – Die britische Regierung von Boris Johnson ist mit dem Versuch, das Demonstrationsrecht in Großbritannien erheblich einzuschränken, vorerst gescheitert. Mit großer Mehrheit lehnte das Oberhaus im Entwurf des geplanten neuen Polizeigesetzes mehrere vorgesehene Einschränkungen für Proteste, beispielsweise wegen Lärmbelästigung, ab. Mit der Police, Crime, Sentencing and Courts Bill will die Regierung aufsehenerregende Klima- und Antirassismus-Proteste in die Schranken weisen.

Das geplante Gesetz soll der Polizei weit gefasste Rechte geben, um bei Demonstrationen Auflagen zu erteilen, selbst wenn es sich nur um eine einzige Person handelt. Zuwiderhandlungen sollen hart bestraft werden.

"Menschenrechte ernsthaft infrage gestellt"

Kritiker fürchten, die vage gehaltenen Vorschriften und Befugnisse für die Polizei könnten Anlass geben, jegliche Demo als unrechtmäßig aufzulösen. Wenn man nicht mehr auf der Straße mit Lärm seine Ablehnung des Handelns der Regierung zum Ausdruck bringen könne, seien die "Menschenrechte ernsthaft infrage gestellt", sagte das konservative Oberhaus-Mitglied John Gummer. Der Bischof von Leeds, Nick Baines, der ebenfalls im House of Lords sitzt, mahnte, der Protest Mahatma Ghandis und Nelson Mandelas, die auf dem Platz vor dem britischen Parlament mit Statuen geehrt werden, hätten unter diesen Umständen nicht stattfinden können.

Der Gesetzesentwurf hatte am Montag die letzte Stufe der Debatte im Oberhaus erreicht und kehrt damit wieder ins Unterhaus zurück. Dort hatte die Regierung Johnsons den Entwurf mit ihrer Mehrheit durchgesetzt. Erwartet wird, dass die Änderungen der Lords dort wieder weitgehend rückgängig gemacht werden. (APA, 18.1.2022)