Bandleader und Drummer Art Blakey.

Francis Wolff

Jazz Messengers – Flight to Tokyo

Von Drummer Art Blakey und seinen Jazz Messengers gibt es reichlich Veröffentlichungen, diese aber war irgendwie verschollen und ist dabei bemerkenswert: First Flight to Tokyo (Blue Note) fängt das hitzige Gastspiel vom 14. Januar 1961 ein – mit grandioser Besetzung: Trompeter Lee Morgan und Saxofonist Wayne Shorter erheben die feurige Hardbop-Angelegenheit zum raren Dokument raffinierter Spontanität. Bei Monks Round Midnight ist sie subtil unterwegs. Bei Gillespies Night in Tunisia dann die Entfesselung origineller, exzentrischer Virtuosität, die nur live möglich ist. Lohnt sich bis zum letzten Ton, man hört Shorter noch als wilden Ekstatiker, der er später in dieser Form nicht mehr war. .

ArtBlakeyVEVO

Ralph Mothwurf – Zelt

Der Linzer, den man auch von Yasmo & Die Klangkantine her kennt, zeigt seine großorchestrale Seite: Auf "Zelt" (ORF) präsentiert sich Ralph Mothwurf versiert zwischen Jazz und Moderne. Da sind repetitive Edelstrukturen, die durch Überlagerungen von Ideenblöcken zum Brodeln gebracht werden. Da sind Wendungen, die zeigen: Hier gestaltet ein Musikkopf, der die in einer Großbesetzung schlummernden Farben "tanzen" lassen kann. Auch wird den Solisten Platz eingeräumt, ohne dass die Tektonik der Stücke leidet. Inspirierte Musikarchitektur.

Various Artists - Topic

Little Rosies Kindergarten

Orchestrale Kompositorik tut gut daran, die Möglichkeiten einer Bigband-artigen üppigen Besetzung auszuschöpfen. Die Formation "Little Rosies Kindergarten" – zurzeit ist sie Stageband im Porgy & Bess (nächster Termin ist am 21. 1.) – gelingt dies auf "Jeder gegen jeden" (Listen Closely) auf schillernde Art und Weise. Der "Kindergarten" zelebriert die Kunst der überraschenden Wendungen – auch im Sinne der Stilpluralität. Neben groovigen Reminiszenzen an den Jazzrock ist auch klassische Kammermusik und mehr zu entdecken. Famos.

Little Rosies Kindergarten - Topic

Max Richter – Voices 2

Keine Empfehlung, mehr ein Hinweis auf ein Phänomen ... Es heißt New Classic, und Max Richter ist der Genrestar. Man staunt bei "Voice 2" (Decca) darüber, wie das musikalische Einmaleins als große Schöpfung verkauft wird. Der Klangteppich ist zwar inspiriert von der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte und dient in seiner meditativen Ereignislosigkeit einem friedlichen Zweck. Dennoch: Auch Richter könnte mehr als nur den Eindruck erwecken, er hätte hier nur einige Vorstufen zu Beethovens Mondscheinsonate oder eine riesige Klangtapete komponiert. Der Mann kann sicher mehr. (Ljubisa Tosic,18.1.2022)


MaxRichterVEVO