Von einer günstigen Wohnung in zentraler Lage träumen viele – das machen sich Betrüger zunutze.

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Onlinebetrug ist so alt wie das Internet selbst. Eine häufige Spielart davon: Betrügerinnen oder Betrüger inserieren eine Mietwohnung, die es gar nicht gibt, und erbitten die Überweisung einiger Hundert oder Tausend Euro, bevor die Wohnung überhaupt besichtigt werden kann. Ist das Geld überwiesen, wird der Kontakt abgebrochen. Das Geld ist weg.

Zuletzt hat sich der Betrug auch in das Eigentumswohnungssegment ausgeweitet: Die Informationsplattform Watchlist Internet, an die sich Geschädigte wenden können, meldet eine Häufung einer solchen Masche. Dafür werden besonders günstige und in Wahrheit nicht existente Wohnungen in zentraler Lage auf seriösen Immobilienplattformen inseriert.

Interessenten wird dann weisgemacht, dass der Eigentümer oder die Eigentümerin im Ausland weilt und Besichtigung und Verkauf über eine Treuhandgesellschaft abgewickelt werden sollen. In gebrochenem Deutsch wird ihnen schriftlich mitgeteilt, dass sie, um eine Besichtigung zu vereinbaren, erst eine Ausweiskopie übermitteln sollen.

Mehrere Geschädigte

Bereits an diesem Punkt sollten alle Alarmglocken schrillen, warnt man bei der Plattform Watchlist Internet. Dort hätten sich mehrere Geschädigte gemeldet. Das Problem: Mit diesen Ausweiskopien werden in deren Namen Straftaten begangen.

Wer die Kopie übermittelt hat, wird – wieder in gebrochenem Deutsch – von einer angeblichen Immobilienmaklerin kontaktiert, die ein "Garantiedepot" von 2,2 Prozent des Kaufpreises vorab verlangt – angeblich, um das Interesse am Kauf zu signalisieren. Oft werden 6000 Euro und mehr gefordert.

Auch Menschen, die die Summe überwiesen haben, haben sich bereits bei Watchlist Internet gemeldet, heißt es auf STANDARD-Anfrage. Zwar gibt es die Betrugsmasche schon seit 2015. Allerdings wurden 2021 die bisher meisten Meldungen dazu gemacht, wohl auch, weil sich wegen Corona vieles in den virtuellen Raum verlagert hat. Beim Bundeskriminalamt bemerkt man auf STANDARD-Anfrage keine Zunahme von Wohnungsbetrug, der zur Anzeige gebracht wird. Offizielle Zahlen zu 2021 gibt es noch nicht.

Wechselnde Namen

Die Internet-Adressen der vermeintlichen Immobilienagenturen ändern sich häufig. Eine Liste an betrügerischen Agenturen wird von der "Watchliste Internet" laufend aktualisiert. Die E-Mails, die an gutgläubige Wohnungssuchende ausgeschickt werden, sind aber immer fast identisch.

Wie man sich vor solchen Betrügereien schützt: Ausweiskopien sollte man nicht leichtfertig übermitteln, betont Declan Hiscox von Watchlist Internet: "Und wenn es unumgänglich ist, sollte man auf der Kopie vermerken, wofür diese verwendet wird, und sie mit einem Datum versehen." So sei die Kopie nicht mehr für Kriminelle verwendbar.

Anzeige erstatten

Ist es zu spät und die Kopie bereits übermittelt, kann man nur noch Anzeige erstatten und einen neuen Ausweis beantragen. Allerdings kann der ungültige Ausweis weiterhin betrügerisch verwendet werden. Wer bereits Geld überwiesen hat, wird dieses wohl nicht mehr zurückbekommen. Anzeige erstatten sollte man trotzdem.

Generell gilt: Wenn jemand schon vor einer Besichtigung Geld sehen möchte, kann man davon ausgehen, dass es sich um Betrug handelt – und nicht um die ersehnte Traumwohnung. (Franziska Zoidl, 29.1.2022)