Bis zu 9.000 Kilometer Kabel können moderne Schiffe transportieren.

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Die Umweltkatastrophe vor der Küste der Pazifikinsel Tonga hat neben menschlichem Leid auch gezeigt, wie fragil die Kommunikationsstränge in entlegene Staaten manchmal sein können. Als der Ausbruch des Vulkans Hunga Tonga-Hunga Ha’apai das unterseeische Internetkabel beschädigte, waren sowohl die Telefonverbindungen als auch jegliche Kommunikationswege via Internet unterbrochen.

Die Verlegung solcher Unterseekabel hatte in den letzten Jahren Hochkonjunktur, nachdem auch Firmen wie Goolge und Amazon an der Internetanbindung jeglichen Fleckchens Erde interessiert waren. Die Frage, wie komplex und teuer die Reparatur solcher Kabel ist, wird sich demnach künftig öfter stellen.

Viele Kilometer lang

Die frei zugängliche "Submarine Cable Map" zeigt alle unterseeischen Kabel an. Nach Tonga etwa geht ein einzelnes Kabel, dessen Verlängerung von Tonga ausgehend noch einige weitere Inseln der Gegend versorgt. Normalerweise ist der Strang aus Glasfasern sehr robust. Eingehüllt in Kupfer, über das der Strom fließen kann, wird die Leitung noch durch Teer, Kunststoff und Stahl verstärkt. Einfache Felsstürze unter Wasser oder starke Strömungen können dem Konstrukt nichts anhaben.

Gefährlich sind allerdings Fischernetze aus Metallstreben, die über den Meeresgrund gezogen werden und so die Kabel beschädigen können. Auch Anker, die ungünstig abgeworfen werden, können zur Durchtrennung dieser Kabel führen – was übrigens 2019 der Grund war, warum der Kontakt nach Tonga zwei Wochen lang unterbrochen war.

Die Kosten für ein solches Kabel liegen je nach Länge im niedrigen dreistelligen Millionenbereich. Dennoch ist die Unterseeleitung immer noch der effizienteste und günstigste Weg für Internetkommunikation. Die Verlegung ist dennoch aufwendig. Von der Fabrik wandert das Kabel auf riesige Trommeln auf einem dafür ausgelegten Schiff. Dieser Prozess kann bis zu vier Wochen dauern. Ein rund 6.000 Kilometer langes Kabel, keine Seltenheit für diesen Anwendungszweck, wiegt in etwa 3.500 Tonnen.

Verlegt wird dann direkt auf dem Ozeanboden, das Bedecken des Kabels übernehmen in der Regel Wasserströmungen – in Küstennähe wird die Leitung mithilfe eines Unterwasserpflugs in bis zu drei Meter Tiefe eingegraben.

Auf der Submarine Cable Map kann man alle verlegten Unterseekabel nachverfolgen.
Foto: Tele Geography

Schaden beheben

Kommt es zu einem Ausfall einer Leitung, gilt es zunächst herauszufinden, wo der Schaden bei den oftmals sehr langen Kabeln aufgetreten ist. Da es sich um Glasfaserkabel handelt, können die Verantwortlichen einen Lichtimpuls durch das Kabel senden, der eigentlich bis zum anderen Ende der Leitung reichen sollte. Gebrochene Fasern werfen den Lichtimpuls allerdings zurück, und indem die Ingenieure die Zeit messen, die der Impuls benötigt, um zurückzukehren, können sie die gesuchte Stelle des Bruchs finden.

Danach wird zur Unfallstelle, die oft viele Kilometer tief sein kann, ein ferngesteuertes Fahrzeug mit Fehlererkennungsinstrumenten geschickt. Nun wird festgestellt, wie schwer der Schaden ausgefallen ist. Sobald die Unterbrechung lokalisiert und analysiert ist, wird ein Kabelschiff zur Reparatur entsandt. Moderne Schiffe können bis zu 9.000 Kilometer Kabel aufladen, für eine Reparatur werden allerdings meist nur maximal zehn Kilometer benötigt.

Um das beschädigte Kabel zu bergen, werden je nach Wassertiefe Roboter oder Enterhaken eingesetzt. Die beschädigten Enden werden dann auf dem Schiff händisch repariert, was bis zu 16 Stunden dauern kann. War die Reparatur erfolgreich, werden die Kabel wieder ins Meer abgesenkt. Dieser aufwendige Prozess soll künftig vereinfacht werden. Derzeit arbeiten Forschende an einer Methode, wie man die Kabeln sogar unter Wasser reparieren kann.

Update:

Wie "Reuters" am Mittwoch berichtet, schätzen die Behörden von Tonga, dass die Reparatur des Kabels etwa einen Monat lang dauern wird. Das für die Behebung des Schadens verantwortliche Schiff wird demnächst von Port Moresby ablegen und dann in Samoa die nötige Ausrüstung aufsammeln. "Die Kabel liegen sehr nahe an der Ausbruchsstelle. Noch können wir nicht abschätzen, wie groß der Schaden vor Ort ist", erklärte der Inhaber von Tonga Cable Ltd. gegenüber "Reuters". (red, 19.1.2022)