Wien – Ein hartes Sparprogramm, Investitionsstopp, Millionen an staatlicher Unterstützung, hohe Verluste und zwei Jahre Kurzarbeit für rund fünftausend Beschäftigte: Die Pandemie hat den Wiener Flughafen kräftig durchgebeutelt. Geht es nach dem Flughafenmanagement, stehen nun die Zeichen im heurigen Jahr auf Erholung. Ende März soll die Kurzarbeit auslaufen, für das Jahr 2022 rechnet man in Wien mit 17 Millionen Passagieren.

Das wäre zwar deutlich unter dem Vorkrisenniveau, aber dennoch ein Plus gegenüber dem ersten Jahr der Pandemie, als der Flugverkehr weltweit fast vollständig zum Erliegen kam. 7,8 Millionen Reisende fertigte der Wiener Airport 2020 ab, 10,4 Millionen waren es im Vorjahr.

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Die Hoffnung liegt auf einem Sommer mit vielen reiselustigen Passagieren. Während es bei Flügen innerhalb Europas und nach Nordamerika aufwärtsgeht, habe sich das Flugaufkommen nach Fernost bisher gar nicht von der Corona-Krise erholt, vor allem China mit seiner Null-Covid-Strategie werde noch lange schwächeln, so das Management. Wie es im Herbst weitergeht, bleibt ohnehin ein Unsicherheitsfaktor.

Alles in allem bescherte die Krise dem Flughafen einen satten Umsatzausfall von 1,3 Milliarden Euro, 900 Mitarbeiter haben ihrem Arbeitgeber den Rücken gekehrt. 2022 rechnet das Vorstandsduo Julian Jäger und Günther Ofner mit einem Umsatz von 560 Millionen und einem Ergebnis von 172 Millionen Euro. Unterm Strich rechnet der Vorstand mit einem Gewinn von 20 Millionen Euro. "2022 sollte es wieder eine Dividende geben", stellt Ofner den Aktionären in Aussicht.

Es wird wieder geflogen – vom Vorkrisenniveau ist die Branche aber entfernt.
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Sollte die Entwicklung verlaufen wie vom Flughafenmanagement erhofft, will der Airport auch seine Corona-bedingt auf Eis gelegten Ausbaupläne wiederaufnehmen. Dazu gehört etwa zunächst die Süderweiterung des Flughafens, wobei der konkrete Zeitpunkt noch offen ist. Unverändert auf Eis bleibt die dritte Piste. Langfristig wolle man das Projekt zwar weiterverfolgen, aber bei zehn bis 20 Millionen Passagieren sei es kaum sinnvoll, sich aktuell darüber Gedanken zu machen, sagte Jäger.

Allzu viele Gedanken zu machen braucht man sich auch nicht mehr über die Landung von Starkoch Wolfgang Puck, der in den USA ein Imperium aufgebaut hat, in Österreich. Die ursprünglich für den Dezember 2021 anberaumte Eröffnung von "Wolfgang Puck Kitchen & Bar" in der Ankunftshalle im Terminal 3 ist nun für den kommenden Frühling angesetzt. Auch der Brötchenspezialist Trześniewski kehrt an den Flughafen zurück.

Ausbau der Logistikflächen

Emsig erweitert werden hingegen jetzt schon die Logistikflächen. Über 100.000 Quadratmeter sind neu dazugekommen, das größte Investment ist jenes vom Immobilien-Entwickler Helios Real Estate, das auch tausend neue Arbeitsplätze bedeute, rechnet Flughafenvorstand Ofner vor.

Ofner stellt eine weitere Rechnung hinsichtlich künftiger Belastungen der Passagiere an. Das EU-Klimapaket "Fit for 55" würde die Luftfahrtbranche mit der CO2-Bepreisung stark belasten und könnte zu einer Verdoppelung der Ticketpreise führen, warnt Ofner. Er wünscht sich, dass die Einnahmen aus CO2-Steuern und dem Emissionszertifikatehandel für Branchen zweckgewidmet werden.

Match Ryanair gegen Wizz

Wichtigste Airline in Wien blieb die AUA mit einem Marktanteil von 48 Prozent, gefolgt von Ryanair mit ihrer Marke Lauda mit 18,8 Prozent Marktanteil und Wizz Air mit 8,7 Prozent. Jäger erwartet, dass der Preiskampf zwischen Ryanair und Wizz Air unvermindert weitergehen wird. Andere Billigflieger hätten ihr Engagement in den vergangenen zwei Jahren zurückgefahren. (rebu, 18.1.2022)